„Ich spüre einen Luftstrom“. Dies waren die legendären Worte von einem der jungen Höhlenforscher aus Ancona, die im September 1971 bei Genga in den Marken auf Entdeckertour waren. Sie vergrößerten das Loch, aus dem die Luft ausströmte und warfen einen Stein hinein. Es dauerte sehr lange, bis man den Stein aufschlagen hörte, was bedeutete, dass sich unterhalb des Loches ein riesiger Hohlraum befinden musste.
Die Gruppe beschaffte sich die richtige Ausrüstung und begann den Abstieg in eine gigantische Höhle, in der der Mailänder Dom mühelos Platz finden könnte, ohne auch nur die Felswände zu berühren. So muss sich Howard Carter gefühlt haben, als er das Grab des Tutenchamun entdeckte. Der neu entdeckte Ort wurde „der Abgrund von Ancona“ genannt.
3 Jahre später, 1974, wurde dieses Naturwunder schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt und ist mittlerweile der meistbesuchte Ort der Marken. Jedes Jahr werden die Besucherrekorde des Vorjahres erneut gebrochen.
Was macht diesen Höhlenkomplex so besonders, dass es die Leute in Scharen herzieht? Stalagmiten und Stalaktiten gibt es immerhin in den meisten Höhlen. Als erstes beeindrucken die schieren Ausmaße, wodurch man jedes Gefühl für Höhe, Breite und Tiefe verliert: Der Abgrund von Ancona ist tatsächlich 200 m hoch, 140 m breit und 180 m tief. Außerdem wurden die Höhlen sehr schön und so natürlich wie möglich ausgeleuchtet, so dass Stalagmiten und Stalaktiten in sanftem, schönen Licht erscheinen. Damit gehören die Höhlen von Frasassi mit zu den schönsten Europas.
Weil die Schlucht um die Höhlen so eng ist, muss man das Auto etwas vorher auf einem großen Parkplatz abstellen, um dann mit dem Shuttlebus bis zum Höhleneingang gefahren zu werden. Es gibt Führungen in verschiedenen Sprachen, auch auf Deutsch (aber besser vorher auf den Webseiten nachsehen, wann diese sind).
Wer mehr Abenteuer sucht, kann auch eine von zwei möglichen speläologischen Führungen mitmachen, um unter sachkundiger Führung mit Helm und Ausrüstung in weniger touristische Teile der Höhle zu gelangen. (hier besser sehr frühzeitig anmelden, denn die Führungen sind nur an einzelnen Tagen).
Aber die Gegend um den winzigen Ort Genga hat noch mehr zu bieten:
- Gegenüber von den Höhlen befindet sich die romanische Abtei San Vittore delle Chiuse.
- Papst Leo XII kam aus Genga.
- In Genga bei San Vittore delle Chiuse gibt es einen Freiluft-Kletterpark
- Etwa 1,5 km weiter in der Schlucht kann man bequem zum Valadier-Tempel hochwandern: ein Tempel aus dem 19. Jahrhundert, der pittoresk in einer Höhle in luftiger Höhe steht.
San Vittore Kletterpark bei San Vittore Valadier-Tempel
Wer sich danach stärken möchte, findet im Dorf San Vittore gegenüber dem Eingang zu den Höhlen Restaurants und Panini-Buden.
Übrigens hat Genga auch einen Bahnhof, so dass die Höhlen auch per Zug bequem erreichbar sind.
Mehr Informationen auf der deutschsprachigen Internet-Seite der Grotten von Frasassi
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