Ecco Le Marche

 

Wenn man mit dem Zug am Meer entlang von Norden kommt – dann sieht man kurz vor Ancona einige alte Fischerhütten, die auf Pfählen direkt am Meer stehen. Eine davon hat ein Restaurantschild „La Vecchia Pesca“ – „Die alte Fischerei“. Wir haben uns immer gefragt, wie man da wohl hinkommt, denn es führt dort keine Straße entlang.

Isabelle hat nun das Rätsel gelüftet und erfuhr bei einem Ausflug mit der FAI (Fondo Ambiente Italiano – ein gemeinnütziger Verein, der sich um den Erhalt der Schönheiten Italiens bemüht) mehr über die Hütten und das Schicksal ihrer Nutzer:

Kürzlich veranstaltete der FAI einen Tag der offenen Tür. Das machen sie mehrmals im Jahr und es ist vergleichbar mit unserem „Tag des offenen Denkmals“ – man kann dann Orte besichtigen,  die normalerweiser für die Öffentlichkeit unzugänglich sind.

Dieses Mal war das Thema „Wasser“ und der FAI bot an, die alten Fischerhäuser zu besichtigen. Der Führer dieser Veranstaltung war ein Ex-Bewohner des Borghetto (oder Borgaccio) von Ancona. Bis 1982 lebten rund 3000 Menschen in einem langgestreckten Dorf an den Hängen der anconetanischen Küste. Die meisten von ihnen lebten von der Fischerei in eben jenen Pfahlhütten. Das war recht praktisch: sie mußten zum Fischen nicht aufs Meer fahren, sondern konnten mit großen rechteckigen Netzkonstruktionen direkt von der Hütte aus fischen.

Doch im Dezember 1982 zerstörte ein gewaltiger Erdrutsch das ganze Dorf – komplett mit der Straße und der Eisenbahntrasse. Wie durch ein Wunder kam dabei keiner zu Tode. Die Bewohner jedoch verließen ihr Dorf, um niemals zurückzukehren. Der Boden war durch den Erdrutsch derart instabil geworden, daß das Dorf nicht mehr ausgegraben und aufgebaut wurde – es befindet sich noch heute unter einem Hügel aus Erde.

Nach der Führung gab es die Gelegenheit im Restaurant „La Vecchia Pesca“ (die alte Fischerei) zu essen. Das Restaurant gibt es seit 1962 und es ist wie die Fischerhütten auf Stelzen gebaut. Ein Sturm hat es im Jahr 2016 schwer beschädigt, aber es konnte zum Glück wieder aufgebaut werden.

Der Küchenchef versucht, lokale Kochtraditionen mit Aromen anderer Gegenden zu verbinden. So gab es an diesem Tag Ricotta-gefüllte Ravioli mit einer Sauce aus Sepia-Tinte, Spaghetti mit Meeresfrüchten und eine Fisch-Platte:

Es ist ein bißchen schwierig, den Weg zum Restaurant zu finden, aber genau das macht es auch zum Geheimtipp. Und der Weg lohnt sich: Wenn man über die SS76 nach Ancona fährt, hält man sich Richtung Centro. Nach einiger Zeit kommt man auf die via Flaminia, die am Meer entlang führt. Nachdem man den LIDL und den Autohändler Bartoletti passiert hat, kurz vor den großen Schildern, befindet sich rechter Hand der Parkplatz des Restaurants. Über eine Treppe und einen Tunnel über- bzw. unterquert man dann die Via Flaminia und die Eisenbahn und erreicht das Restaurant, das direkt am Meer liegt.


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