Ecco Le Marche

Fabriano in der Provinz Ancona ist eine sehenswerte Stadt mit einem sehr schönen Stadtkern – deshalb fahren wir öfter allein oder mit Gästen hin. Sie ist aber vor allem bekannt für ihre Papierherstellung. Obwohl sie eine Kleinstadt auf dem Lande ist, kennt sie jedes italienische Kind, denn FABRIANO steht in großen Buchstaben auf den Umschlägen des Zeichenpapiers, das an den italienischen Schulen verwendet wird.

Hier wurde 1276 die erste Papiermühle auf europäischem Boden gegründet und sie ist seither Zentrum einer lebhaften Papierindustrie. Die Mastri Chartai, die Papiermeister, waren weit über die Grenzen der Region Marken bekannt.

Die wichtigste Voraussetzung für eine Papiermühle ist Wasser, das in Fabriano reichlich verfügbar ist. Darüberhinaus erleichterten 3 große Erfindungen der hiesigen Papier-Handwerker die Herstellung:

  • eine Hammermühle, die mit Wasserkraft betrieben wird und Lumpen zerfasert und zu einem feinen Brei vermahlt. Es entsteht die sogenannte Pulpe als Basismaterial für Papier
  • die Verwendung von tierischer Gelatine anstelle von Stärke zur Oberflächenbehandlung. Dadurch wird das Papier fester und glatter.
  • feine Maserungen im Papier, sogenannte Wasserzeichen, die auf italienisch „filigrana“ genannt werden. Fabriano ist berühmt für seine künstlerischen und detailreichen Wasserzeichen.

Auf dem Höhepunkt der Papierindustrie zählte Fabriano 40 Papierfabriken. Während des 16. Jahrhunderts brach die Papierherstellung etwas ein, weil das Fabriano Papier weniger gut und die päpstlichen Steuern darauf zu hoch waren. Ende des 18. Jahrhunderts sorgte allerdings der Unternehmer Pietro Miliani für eine Wiederbelebung, indem er die Papierherstellung industrialisierte. Er entwickelte sich zum Lieferanten für Kreditinstitute und Banken. Heute wird in Fabriano vor allem edles Papier hergestellt, darunter die Papier-Basis für die italienischen Euro-Banknoten, sowie hochwertiges Zeichen- und Aquarellpapier.

Hammermühle

 

Das Papiermuseum wurde 1984 im ehemaligen Kloster San Domenico am Rande der Altstadt eröffnet. Besucher sehen zuerst einen Film, den es auch auf Deutsch gibt. Danach kann man der traditionellen Herstellung von Papier zusehen. Die Hammermühle zum Zerkleinern der Lumpen wird in Betrieb genommen und ein Mitarbeiter demonstriert, wie er Papier aus dem Wasser schöpft. Danach sieht man die Gelatinepastiermaschine in Aktion und dann, wie das Papier getrocknet wird.

 

 

Laura hat einen kleinen Film über die Papierherstellung, wie man sie im Museum live miterleben kann, gemacht: link zum Film

Die wertvollsten Ausstellungsstücke sind eine Sammlung filigraner Drahtarbeiten aus dem 13. bis hin ins 20. Jahrhundert, mit denen die Wasserzeichen erstellt werden. Darunter gibt es wunderschöne Kunstwerke.

Wasserzeichen als Kunstwerk

Wir haben uns natürlich unser Gästebuch in Fabriano gekauft. Wer sich ebenfalls das traditionelle Fabriano-Papier als Souvenir holen möchte, kann dies im Museumsladen tun oder in Fabriano-Papierläden. Die gibt es natürlich in Fabriano, aber inzwischen auch auf der ganzen Welt, unter anderem in Berlin und in München am Flughafen. Es gibt sogar einen online shop, habe ich gesehen: https://www.fabrianoboutique.eu/

 

Ein tolles Museum, in dem es regelmäßige Führungen gibt, die sehr interessant sind und bei denen die Besucher aktiv mit einbezogen werden!

Einen Vorgeschmack bietet die umfangreiche Webseite des Museums, allerdings nur auf Italienisch und Englisch: http://www.museodellacarta.com/default.asp

 

 

 


1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert