Ecco Le Marche

Ich muss gestehen, ich mag Fleisch. Nun ist zu viel Fleischgenuss aber nicht gut: Nicht gut für das Tierwohl, denn, wenn alle viel Fleisch essen, geht das nur in Massentierhaltung. Nicht gut für die Umwelt, denn Tierhaltung setzt viel CO2 frei. Und nicht gut für die eigene Gesundheit, vor allem bei zu viel rotem Fleisch, sagt man.

Also versuche ich, meinen Fleischkonsum einzuschränken. Das was ich verbrauche, kaufe ich möglichst lokal ein und wenn es geht, Biofleisch oder auch Wild.

Was Rindfleisch angeht, gibt es da in den Marken eine gute Alternative: die Razza Marchigiana, die marchigianische Rindfleischrasse. Weiße Rinder, die es schon seit 1500 Jahren in der Gegend gibt und die meist als Zugtiere in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Im späten 18. Jahrhundert hat man sie mit einer fleischigen Sorte  gekreuzt. In seiner heutigen Ausprägung existiert die Rasse seit den 30er Jahren. Die Tiere sind sehr resistent gegen Krankheiten, die weiße Farbe schützt sie im Freien vor zu starker Sonneneinstrahlung und sie sind gute Futterverwerter. Heute sind sie die zweit- oder dritthäufigste Rindersorte in Italien, woraus ich schliesse, dass nicht alle diese Tiere freilebend oder lokal gehalten werden. Aber da sich die Tiere sehr gut für Freilandhaltung eignen, findet man häufiger lokales, Bio oder Freilandfleisch dieser Tiere. Hier ein paar Beispiele:

Marchigianisches Rind bei Canfaito

Man kann hier in der Gegend „marchigiana“ Rindfleisch auf Märkten (wie dem Mercato delle Erbe in Ancona), in vielen lokalen Metzgereien und inzwischen auch in manchen Supermärkten kaufen. Auch einige Restaurants bieten das Fleisch an. Meist ist die Sortenbezeichnung klar hervorgehoben, denn sie bürgt für gute Qualität. In der Metzgerei bei uns am Ort kommt das Fleisch ausschliesslich aus der Gegend, das „marchigiana“ Rindfleisch ist zum Beispiel aus dem Nachbarort Apiro. Damit habe ich gute Qualität und ein lokales Produkt ohne quälende Tiertransporte.

Eine spezielle Art marchigianischen Fleisches sind  die Carne IGP Vitellone Bianco dellAppennino – auf Deutsch etwa „IGP weisses Jungochsenfleisch aus dem Appennin“, eine bei der EU registrierte und kontrollierte Herkunftsbezeichnung. Dabei dürfen die Tiere nur aus einem eingeschränkten Gebiet, eben den Appennin-Regionen  Marken, Umbrien und Abruzzen, kommen. Es müssen hauptsächlich lokale Futtermitteln gegeben werden und die Tiere bleiben bei der Aufzucht bei dem Muttertier, statt mit künstlicher Milch aufgezogen zu werden. Nach 12 bis 24 Monaten wird geschlachtet.

Wenn man in den marchigianischen Bergen wandern geht, sieht man nicht selten freilaufende Rinder der Sorte Razza Marchigianain den Bergen ist es im Sommer nicht so warm wie an der Küste und die Rinder sind recht robust.

In dem wunderschönen, circa 1000 Jahre alten Camaldolenserkloster Valdicastro befindet sich heutzutage ein Agriturismo, das sich auf Biofleisch spezialisiert hat: Es gibt dort marchigianische Rinder, die das ganze Jahr im Freien leben.  Aber, sagte mir der Metzger dort, sie haben auch einen Stall zur Verfügung, der immer offen ist, damit sie Schutz vor Wind und Wetter suchen können. Und es gibt wohl auch eine große, frei lebende Schweineherde, die ich leider beim Besuch nicht gesehen habe. Die waren wohl unterwegs.

Geschlachtet werden die Tiere allerdings im 30 km weit entfernten Cupramontana in einem kleinen Schlachthaus: die Besitzer von Valdicastro meinten, sie wollen nicht, dass die Tiere dort sterben, wo sie aufwachsen und leben. Dafür würden sie den kurzen Transport in Kauf nehmen. Der Verkauf ist aber in einer kleinen Metzgerei in einem Gebäude der Abtei.

Im Kloster kann man übrigens auch im angeschlossenen Restaurant essen und auch nachher in einem der Zimmer übernachten. Idealer Abschluss eines Ausfluges in die Bergregion um Valdicastro, San Romualdo oder Canfaito.


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