In Italien gibt es viele Auszeichnungen für besonders herausragende Orte, so zum Beispiel grüne Flaggen für Standorte mit besonders für Kinder geeignetem Ambiente und blaue für besonders schöne Strände mit sauberem Wasser und guter touristischer Infrastruktur.
Aber es gibt auch eine Orange Flagge!
Sie wird seit mehr als 20 Jahren vom Italienischen Touring Club für kleine Dörfer im Landesinneren vergeben, die besonders gastfreundlichen, nachhaltigen und umweltfreundlichen Tourismus aufweisen.
Unser Nachbarort Serra San Quirico ist einer von zur Zeit 247 mit der Bandiera Arancione, der orangen Flagge, ausgezeichneten italienischen Dörfer.
Serra San Quirico erhebt sich auf einem Hügel am Rande des Naturschutzgebietes der Gola della Rossa. Strategisch bestens gelegen, überblickt man von dort die ganze Ebene Richtung Meer. Der alte Wehrturm (Cassero) wacht immer noch über die Gemeinde.
Von der Südseite kommend, fallen direkt die sehr gut erhaltenen Copertelle auf, das sind überdachte steinerne Gässchen über den Stadtmauern. Handwerker und Händler konnten so ihre Waren vor schlechtem Wetter schützen und heutzutage sind es schöne Spazierwege um den Ort herum.
An einer Stelle befindet sich das Ristorante Le Copertelle, zu dem wir sehr gerne gehen, wenn wir traditionelle marchigianische Küche essen wollen: Hier gibt es Menüs von 20 bis 35 EUR, bei denen der Cafè, Digestiv und Wein schon inbegriffen sind. Alles mit Gemüsen der Region, hausgemachten Pasta und viel Wild. Aber auch Forelle und Flusskrebse aus der Gegend gibt es. Im Sommer kann man auf der kleinen Terrasse draußen sitzen und es gibt B&B Zimmer.
Der Ort selbst ist ein Labyrinth kleiner Gässchen, die hoch und runtergehen. Beim Umherstreifen landet man irgendwann beim ehemaligen Kloster der Silvestrini Mönche, die bis 1900 dort lebten. Heute gibt es dort ein Museum mit einer wunderbaren Sammlung alter Land- und Stadtkarten aus dem 13. bis 19. Jahrhundert, was zurzeit aber leider geschlossen ist.
Vor allem sehenswert ist in Serra San Quirico die barocke Kirche Santa Lucia, ein kleines Juwel in dieser kleinen Gemeinde mit kaum 3000 Einwohnern. Sie wurde im 17. Jahrhundert im Auftrage der Silvestrini-Mönche an einer Stelle errichtet, an der vorher eine noch ältere Kirche aus dem 13. Jahrhundert stand. Das Interieur ist ein Paradebeispiel für barocke Kirchenkunst und sucht in den Marken seinesgleichen. Die Kirche ist an Sonn- und Feiertagen von 10:30 bis 12:30 und von 15:30 bis 18:30 geöffnet. Eine Freundin war aber vor ein paar Jahren außerhalb der Öffnungszeiten da und bekam von einer alten Dame die Kirche aufgeschlossen und gezeigt. So etwas ist in den kleinen Markendörfern auch immer möglich.
Es gibt auch eine kulinarische Spezialität, die man unbedingt probieren sollte: Calcioni, ein Gebäck mit Pecorino Romano Käse, Zitrone und Ei – ein kleiner Käsevulkan! Man kann sie unten im Ort im Panificio e Pasticceria Mattiacci schräg gegenüber vom Bahnhof kaufen. An einem Wochenende Ende April oder Anfang Mai ist dem Traditionsgebäck sogar ein eigenes Volksfest, eine Sagra, gewidmet.
Daneben gibt es noch 3 besondere Veranstaltungen im Ort:
- Im April bis Mai gibt es das nationale Schultheaterfestival, bei dem professionelle Schauspieler Theaterworkshops für die umliegenden Schulen organisieren.
- Im Dezember verwandelt sich der ganze Ort in eine lebendige Krippe. Die Einwohner verkleiden sich als Zeitgenossen Jesu und bevölkern die kleinen Straßen des Ortes, und auch Josef und Maria mit dem Jesuskind dürfen nicht fehlen.
- Der Höhepunkt ist jedoch Ende Juli das „Paese dei Balocchi“, nach dem Spieleland des aus der Pinocchio-Geschichte benannt. Dann haben die Kinder im Ort die Oberhand: Autos sind verboten und die Stadt verwandelt sich in einen einzigen, großen Spielplatz. Am Ortseingang erhalten die Kinder einen Eintrittsschein, aber auch einen Satz Eselsohren, denn wie Pinocchio riskiert man, ein Esel zu werden, wenn man zu lange im Spieleland bleibt.
Serra San Quirico ist eine kleines, aber wirklich sehenswertes Städtchen.
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