Ecco Le Marche

Dieses Mal möchten wir Euch die 3-Abteien-Tour vorschlagen, die mit 22 km zwar lang, aber doch recht flach ist und damit alternativ auch mit dem Fahrrad zu bewältigen wäre.

Wir beginnen in der Abbazia Sant’Elena bei Serra San Quirico. Das Auto kann man gut vor der Abtei auf dem Parkplatz neben dem Rehgehege abstellen.

Der Heilige Romualdo oder auch „Romuald von Camaldoli“, der in der Gegend viele Spuren hinterlassen hat, gründete Sant’Elena im Jahre 1009 an einer Stelle, an der sich vorher wohl bereits eine Kirche befand. Sie wurde zur wichtigsten Benediktinerabtei der Gegend. Im Jahre 1180 ging sie an den Kamaldolenser-Orden über.

Dieser Orden wurde übrigens von Romualdo zu seiner Zeit gegründet hatte, und er verband – basierend auf den benediktinischen Regeln „Ora et labora“, also „Bete und arbeite“ – Mönchtum mit Eremitentum (Einsiedelei). Romualdo selbst starb allerdings 1027 als Einsiedler in einer Klause der marchigianischen Abtei Val di Castro, seine Reliquien werden in der Kirche Ss. Biagio in Fabriano aufbewahrt, nur sein Arm befindet sich in der Kathedrale von Jesi!

1447 endete die Blütezeit der Abtei Sant’Elena, als Papst Innozenz sie den Kamaldolenser Mönchen wegnahm und unter die Herrschaft eines Kardinals Colonna stellte, der ein Günstling des Vatikans war. 1816 schließlich wurde die Abtei der weltlichen Familie Pianesi aus Macerata überschrieben.

Sant’Elena besteht überwiegend aus romanischen Elementen mit einer sehr strengen und kargen Innenausstattung, die den Bau als ein befestigtes Ganzes erscheinen läßt.

Die Kirche kann besichtigt werden und wird heutzutage hauptsächlich für Hochzeiten genutzt.

Wir fahren weiter Richtung Apiro. Nach etwa 4 Kilometern biegen wir bei dem Schild „Eremo“ und „Agriturismo La Distesa“ nach links ab. Hier lassen wir das Auto stehen und gehen zu Fuß (oder mit dem Rad) die breite Sandstraße hinauf zur „Eremo dei Frati Bianchi“, dem „Kloster der weißen Mönche“. Der Weg führt entlang eines kleine Bächleins, das, zusammen mit den hohen Bäumen am Wegrand, einen schönen, kühlen Schatten spendet. Das Gebiet ist für besonders geschützte Farn-Arten bekannt und man kann auch einige Jahrhunderte alte Haselnussbäume finden. Nach wenigen Schritten fühlt man sich bereits dem Alltagsstress entrückt.

Die Ankunft am Kloster ist atemberaubend: Aus dem Nichts weitet sich der Weg in ein grünes Tal, an dessen Ende, vor einer hohen Sandsteinklippe das Klostergebäude steht.

Hier lebten die ersten Kamaldolensermönche im 11. Jahrhundert, zunächst in Höhlen, später dann in kleinen Häusern. Da sie weiße Kutten trugen, wurden sie die „weißen Mönche“ genannt, im Gegensatz zu den „schwarzen Mönchen“ des Franziskaner-Ordens, mit ihren dunklen Kutten.

Ab dem 15. Jahrhundert wurde das Klostergebäude errichtet und beherbergte gemeinsame Räume, auch eine Druckerei.

Das heute von sattem grünen Rasen bedeckte Tal zwischen den kleinen Mönchsklausen wurde früher von den Mönchen zum Gemüseanbau genutzt, es gibt noch alte Postkarten, die dies zeigen.

Zur napoleonischen Zeit wurde die Kirche sehr vernachlässigt und viele Wertgegenstände verschwanden. 1874 kehrten die Mönche zurück, doch 1920 verließ der letzte der weißen Mönche endgültig den Komplex. Heute befindet sich das Kloster im Privatbesitz und organisiert Tage der offenen Tür und vermietet das Gelände für Hochzeiten oder Gruppen-Seminare. Wir haben schon so einige Feste und Wanderungen hier verbracht – oft mit der Möglichkeit, die Innenräume zu besichtigen.

Einer unserer Nachbarn kann sich erinnern, noch als Kind in den 50er oder 60er Jahren beim Spielen in den Klosterruinen wunderbare alte Bücher gesehen zu haben. Glücklicherweise befindet sich ein großer Teil dieser Bücher heute in der Bibliothek von Cupramontana.

Wir empfanden das Kloster schließlich als einen so wunderbaren Ort, dass wir dort vor 2 Jahren unsere Hochzeit gefeiert haben:

Wir kehren zur Hauptstraße zurück und fahren weitere 7 km in Richtung Sant‘ Urbano. Achtung: beim Schild der Abtei muß man rechts abbiegen, dann eine kleine Brücke überqueren und dann links abbiegen. Danach entlang weitläufiger Felder geradeaus weiterfahren, um zur Abtei zu gelangen, wo es reichlich Parkplätze gibt.

Auch Sant’Urbano ist eine Benediktinerabtei, deren Existenz erstmals 1033 erwähnt wurde. Mit päpstlichem Dekret wurde sie 1442 der Abtei Val di Castro zugeordnet und gehörte bis 1810 zum Kamaldolenser Orden. Heute ist sie im Privatbesitz eines der einflussreichsten Arbeitgeber der Region, Loccioni, der sie aber für die heilige Messe und Besichtigungen geöffnet hält. Anlässlich eines der mysteriösen wiederkehrenden Ereignisse, der Licht-Erscheinung in Sant‘ Urbano, haben wir letztes Jahr einen eigenen Artikel verfasst, in dem Ihr mehr über die geheimnisvolle und architektonisch ungewöhnliche Abtei nachlesen könnt.

Der Abtei angegliedert ist das Restaurant „La Locanda dell’Abbazia di Sant’Urbano“, in der man die Rundreise kulinarisch und mit einem typischen Essen der Region beenden kann:


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