Ecco Le Marche

In den Marken stoßen wir immer wieder auf besondere Orte, an den Mönche ihre Klöster errichtet haben, so wie die Eremo dei Frati Bianchi oder die Abtei Sant’Urbano.

Auch dieses Mal entführen wir Euch an einen herrlichen Ort, mitten in Wäldern und Hügeln gelegen: Die Monastero di Fonte Avellana. Letzte Woche haben wir hier einen schönen Spaziergang beschrieben, aber auch die Abtei selbst verdient einen Besuch!

Das Kloster liegt auf 700 Metern an den bewaldeten Flanken des Monte Catria (der 1700 Meter hoch ist), in der Gemeinde Serra Sant’Abbondio.

Im 10. Jahrhundert bauten einige Mönche hier einfache Zellen, um als Einsiedler zu leben. In der Nähe einer Wasserquelle (=Fonte) und umgeben von Haselnußsträuchern (Corius Avellana) fanden sie den idealen Ort dafür. 1325 wurde an derselben Stelle schließlich das heutige Kloster erbaut. Dank der vielen Abteien und Klöster blühte die Gegend auf und erholte sich von den Invasionen diverser Völker und dem Niedergang des römischen Reiches. Allerdings wurden einige Klöster selbst wieder so mächtig und reich, dass nicht viel von den ursprünglichen religösen Zielen übrig blieb.

Im 11. Jahrhundert beeinflußte hier der heilige Romualdo die Mönche, die später unter dem Kamaldulenser Orden bekannt wurden. Der heilige Petrus Damiani (im vorigen Artikel erwähnt) hat sich lange Jahre als Prior der Abtei profiliert. Er wurde mit einer Bronzestatue verewigt.

Zur Zeit Napoleons (Ende des 18.Jahrhunderts) ging diese Blütezeit zu Ende und es sollte bis zur Einigung Italiens (1861) dauern, bis das Kloster wieder erwachte und hat heute einiges zu bieten: Man kann man in der Klosterapotheke, die von einigen Mönchen betrieben wird, hausgemachte Produkte auf Kräuterbasis kaufen. Und es gibt Führungen durch die Abtei, auf der man einiges zu sehen bekommt (man darf drinnen nicht fotografieren, deshalb haben wir leider keine Fotos der Innenräume):

  • das Skriptorium, einen der wichtigsten Räume des Klosterlebens überall auf der Welt: Hier wurden antike Schriften von Hand kopiert und übersetzt. Die Mönche nutzten den Raum vom 12. Jahrhundert und bis ins 15. Jahrhundert, bis schließlich der Buchdruck das händische Kopieren der Bücher überflüssig machte. Heute ist das Skriptorium immer noch Lesesaal.
  • Der Saal von San Giovanni da Lodi, wo die Mönche Pergament herstellten.
  • Der Kapitelsaal aus dem 12. Jahrhundert, der Versammlungsort der Mönche. Hier wurden früher bei den Treffen kapitelweise die Lehren des Hl. Benedikt vorgelesen, daher der Name.
  • Die Krypta aus dem 10. Jahrhundert, der älteste Teil des Klosters
  • Die romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert mit einem Hochaltar und einem Holzkreuz aus dem 16. Jahrhundert und neoklassizistischem Chorgestühl aus dem 19. Jahrhundert

Die alte historische Bibliothek, die 1733 vom Abt D. Giacinto Boni di Forlì gegründet wurde, ist leider nicht öffentlich zugänglich. Während der napoleonischen Besatzung und der Einigung Italiens wurden die Bücher an verschiedene Orte verbracht, kamen aber 1933 wieder zurück ins Kloster. Die Sammlung besteht aus Büchern aus dem 15. Jahrhundert, dem Beginn der Druckkunst, und reicht bis ins 20. Jahrhundert. Das älteste Exemplar ist aus dem Jahre 1470. Die handgeschriebenen alten Pergamentschriften landeten bis auf 11 Exemplare allerdings alle in der Vat American Library.

2011 erhielt das Gebäude neue Glasfenster, die vom belgischen Professor Joost Caen geschaffen wurden. Die ursprünglichen Fenster aus transparentem Alabaster waren längst verschwunden und bis dato durch gewöhnliche Glasfenster ersetzt worden. Die Hälfte der neuen Fenster wurden von einer westflämischen Familie aus Pittem gestiftet, die restliche Finanzierung kam aus Italien.

Der berühmteste Besucher des Klosters ist wahrscheinlich der Dichter Dante Alighieri gewesen, der vermutlich 1318 dort weilte, als er in Gubbio ins Exil ging. Er erwähnt das Kloster in seiner „göttlichen Komödie“ im Kapitel „Paradise XXI“, wo Dante den Hl. Pater Damiani aus dem Kloster Fonte Avellana trifft. Die Verse sind auf einem Gedenkstein im Kloster verewigt:

Tra duo liti d’Italia surgon sassi,
E non molto distanti alla tua patria,
Tanto che i tuoni assai suonan più bassi:
E fanno un gibbo che si chiama Catria,
Di sotto al quale è consecrato un ermo,
Che suol esser disposto a sola làtria. ”
(Paradiso XXI, 106-111)
"Zwischen Italiens Küsten steigen Felsen, 
Nicht sehr entfernt von deinem Vaterland, 
So hoch, dass Donner selbst sich tiefer wälzen, 
Den Buckel bildend, Catria genannt, 
Darunter eingesegnet eine Öde, 
Die nur der Gottesandacht zugewandt" 
(deutsche Übersetzung aus: Dante Alighieri: 
Die göttliche Komödie, DTV Ausgabe, 
ISBN 3-538-05027-9, 1. Auflage Juli 1978)

Am Eingang des Klosters befindet sich der botanische Garten, der mit einer etwa 1000 Jahre alten Eibe, möglicherweise der ältesten in Europa, auf einen Spaziergang durch das 1 Hektar große Areal einlädt. Der Eintritt ist frei.

Viele Marchigianer wissen das Kloster an den Sommerwochenenden zu schätzen, denn man kann in der Umgebung sehr schön spazieren gehen, das Kloster besichtigen und etwas essen. Es gibt auch eine Reihe von Picknicktischen, wo man mitgebrachte Speisen verzehren kann. Außerhalb der Saison ist es sehr entspannt und ruhig für die, die die Stille vorziehen.


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