Ecco Le Marche

Pesaro kann mit einer Reihe schöner Villen aufwarten, von denen wir uns eine, die Villa Imperiale, vor zwei Jahren angesehen haben: Sie gilt als eine er interessantesten Architekturen Italiens aus dem 15. und 16. Jahrhundert, der Zeit des Rinascimento, genauer der Hochrenaissance. Neben der ungewöhnlichen manieristischen Architektur und der umfangreichen Gartenanlage bewahrt sie im Inneren noch einige wundervolle Fresken auf – alles gute Gründe für einen Besuch! Hier mein Bericht:

Wir fahren von Pesaro aus nach Norden, in den südlichen Teil des Parco Monte San Bartolo (über den wir in einem früheren Artikel schon geschrieben hatten) und bewegen uns über angenehm schattige Wege vom geräumigen Parkplatz der Villa zum Ausgangspunkt der Führung.

Eines der Merkmale der Villa seien die schönen Aussichtspunkte auf Meer, Ebene um Pesaro und den Monte San Bartolo -Park, erklärt unsere Führerin. Wir beginnen auf der obersten Ebene der mehrstöckigen Anlage und genießen die Aussicht auf die Umgebung, die Gärten und die Villa selber. Hier wird viel mit Perspektiven und Räumlichkeit gespielt – sicher ein Kennzeichen des manieristischen Stils der Renaissance, der als besonders fantasievoll, originell und raffiniert gilt, denke ich mir.

Die Villa Imperiale wurde über 2 Jahrhunderte gebaut und besteht aus 2 verschiedenen Trakten, von denen der erste im 15. Jahrhundert von Alessandro Sforza, einem der Stadtherren von Pesaro, erbaut wurde. Kein Geringerer als Kaiser Friedrich der III. von Habsburg besuchte Sforza im Jahre 1452 in Pesaro und legte den Grundstein des Gebäudes. Daher heißt sie Villa Imperiale, also kaiserliche Villa. (Inzwischen könnte sie zusätzlich noch königliche Villa heißen, denn der heutige König von England, Charles, stattete ihr im Jahre 1988 ebenfalls einen Besuch ab!)

Der erste, ältere Teil ist normale Architektur der Epoche, im Medici-Stil, und zeichnet sich durch einen hohen Turm und einen Innenhof mit dekorativem Brunnen aus, den man durch einen Durchgang erreicht:

Aber zurück zu unserer Besichtigung: Von der oberen Gartenanlage aus nähern wir uns den Gebäuden und blicken plötzlich hinab in einen großen Innenhof des zweistöckigen Villen-Teils, den Francesco Maria I. della Rovere, Herzog von Urbino, im 16. Jahrhundert in Auftrag gegeben hatte, um das inzwischen an die Medici gefallene und von ihm danach eroberte Gebäude in eine Lustvilla umzubauen.

Dafür beauftragte er den berühmten Maler und Architekten Girolamo Genga aus Urbino. Gleichzeitig zog er 1522 mit seinem Hauptsitz von Urbino nach Pesaro.

Dieser Teil der Villa ist der eigentlich spektakuläre, denn hier finden sich Terrassen, weite, offene Flächen, Innenhöfe und Loggias. Verspielt, mit vielen Details und Ebenen. Eben eine richtige Luxusvilla, in der della Rovere und Gäste nach ihren Eroberungszügen entspannen konnten.

Im 17 Jahrhundert fiel das Herzogtum Urbino an den Kirchenstaat, nur die Besitzungen der della Rovere Familie fielen an die Medicis, die hier spanische und portugiesische Jesuiten unterbrachten. Die Räume wurden als Lager umgenutzt und so verschwanden einige der Fresken und Dekorationen. Im 18. Jahrhundert übernahm die Albani-Familie die Villa und begann damit, die Fresken übermalen zu lassen. Ab dem 19. Jahrhundert ging man daran, die ursprünglichen Fresken wiederherzustellen und die Villa zu renovieren.

Mit unserer Führung gehen wir nun hinein, um uns die Innendekorationen und Fresken anzusehen. Es ist noch Corona-Zeit und so dürfen wir nur in kleinen Grüppchen durch die Räume gehen und bekommen nicht alles mit, was die Führerin sagt. Aber die Fresken und die Dekorationen sprechen für sich: sie sind atemberaubend, auch wieder sehr detailverliebt und verspielt und durchaus ungewöhnlich, wie das Spiral-Mosaik in den Privatgemächern der della Roveres. Die Fresken stammen von bekannten marchegianischen Künstlern wie Francesco Menzocchi, Raffaellino del Colle, Camillo Mantovano, Agnolo Bronzino und den Dossi-Brüdern und die Arbeiten wurden von Girolamo Genga selbst überwacht.

Wer die Villa besichtigen möchte, muss vorher eine Führung buchen, die jeweils Mittwochs (15:30 bis 18:00 Uhr) und Samstags (10-13 Uhr) stattfindet. Hier findet Ihr dazu die Email-Adresse und Telefonnummer. Ich habe damals per email reserviert – das ging ganz problemlos.

Andere schöne Villen bei Pesaro sind die Villa Caprile aus dem 17. Jahrhundert, die Jugendstil-Villa Ruggeri (nur von aussen zu sehen) aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, die Villa Miralfiore aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und die Villa Cattani Stuart aus dem 17. Jahrhundert. Die meisten befinden sich in privater Hand, Infos zu Besichtigungen habe ich in die links der jeweiligen Villa eingefügt.

Nach der Besichtigung gönnen wir uns noch einen schönen Abend am Strand von Pesaro und können sogar noch einen Blick auf die Villa Ruggeri werfen:

Nicht vergessen: 2024 wird Pesaro offizielle italienische Kulturhauptstadt – da werden wir sicher noch mehr berichten!


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