Ecco Le Marche

Selbst bei der sommerlichen Hitze in den Marken gibt es schöne Spaziergänge in der schattigen Natur. Ein Besuch im Giardino delle Farfalle (Schmetterlingsgarten) schlägt dabei gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Ihr spaziert in einem schattigen Bereich, lernt viel über Schmetterlinge und könnt dort auch noch ein Picknick machen oder eine Kleinigkeit zu essen kaufen!

Um den Garten zu besuchen, fahrt Ihr zum nördlichsten Punkt des Sibillini-Nationalparks. Das ist die Gegend, die zum marchigianischen Hochgebirge gehört.

Hier könnt Ihr auch fantastische Wanderungen unternehmen, lest dazu gerne unsere Tipps zu Touren in der Gola dell’Infernaccio und dem Lago di Pilato!

DER SCHMETTERLINGSGARTEN

Aber jetzt steht der Schmetterlingsgarten auf dem Programm! Er befindet sich am Rande der Gemeinde Cessapalombo, wobei sich der Parkplatz als nicht allzu groß erweist. Aber unter der Woche gibt es zum Glück nicht viele Besucher.

Das Ganze entstand auf Initiative von zwei Naturführern, Patrizio und Fabiana, die ihren Schmetterlingsgarten 2011 ins Leben gerufen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Seit 2012 ist er ein offizielles Bildungszentrum, in dem zahlreiche pädagogische Aktivitäten für Jung und Alt veranstaltet werden.

Nach dem Erdbeben 2016 war der Schmetterlingsgarten wegen zu vieler Schäden geschlossen, aber mit der Hilfe vieler guter Seelen konnten sie ihn wieder aufbauen. (Und es ist vielleicht kein Zufall, dass das griechische Wort „Psyche“ sowohl „Seele“ als auch „Schmetterling“ bedeuten kann!)

Im Jahr 2021 wurde zudem mit dem Bau eines zusätzlichen Gebäudes begonnen, das in der Zukunft noch mehr interessierte Besucher beherbergen können soll.

In dem derzeitigen Hauptgebäude, in dem es auch einen Laden gibt, kann man die Eintrittskarten kaufen. Jede Stunde gibt es einen geführten Rundgang und Mitbloggerin Isabell kommt gerade rechtzeitig, um zusammen mit einer anderen Familie an einem teilzunehmen. Hier folgt Ihr Bericht dazu:

ERSTE INFORMATIONEN ZUM SCHMETTERLINGSGARTEN

Ein kurzer Spaziergang durch den Park bringt uns zum ersten Besucherzentrum: Im Inneren bemerken wir ein spezielles Licht, durch das wir die großen Papierblumen und andere Objekte farbig sehen können. Es handelt sich um UV-Licht, das uns zeigen soll, wie Schmetterlinge ihre Umgebung wahrnehmen! Leider kann man den Effekt im Foto nicht so richtig festhalten.

Wir lernen allerlei über Schmetterlinge: Der weibliche Schmetterling ist größer als der männliche, aber weniger bunt. Sie besitzen eher Tarnfarben, um nicht aufzufallen oder um verschiedene andere Tiere nachzuahmen. So sieht zum Beispiel ein ausgestellter tropischer Schmetterling aus wie eine Kobraschlange, um Freßfeinde abzuschrecken. Die ausgestopften Insekten gehören übrigens alle zur Privatsammlung eines 90-jährigen Anwohners.

Motten erkennt man an ihren stärker gefiederten Fühlern und daran, dass sie ihre Flügel nicht nach oben, sondern zur Seite oder nach unten klappen. Die meisten von ihnen fliegen eher nachts.

Wir können die Welt der Insekten mit allen Sinnen erleben: Die ausgestellten Papierblumen wirken auf uns riesig, aber – so unser Führer – in dieser Größe nehmen die Schmetterlinge und Motten die Blumen und Pflanzen auch wahr! Trotz ihrer Tarnfarben landen die meisten Insekten in den Mägen ihrer Feinde: Frösche und Eidechsen mögen zum Beispiel gerne Schmetterlinge, aber auch Libellen und Wespen! Als kleine Aufgabe dürfen wir unsere Hand in ein Loch stecken und versuchen, die Tiere zu erfühlen, welche gerne Schmetterlinge fressen. Ein Kalender zeigt uns, welche Schmetterlinge und Motten wann im Jahr erscheinen.

Wir verlassen das Holzhäuschen und spazieren durch den Park, der voller Pflanzen ist, die den Raupen als Eiablage und später als Nahrung dienen. Lavendel, Schmetterlingssträucher, Brennnesseln und Geißblatt. Schön zu wissen, denn die meisten davon wachsen auch in unserem Garten zu Hause! Neben jeder Pflanze steht ein Schild mit der Schmetterlings- oder Nachtfalterart, die mit dieser Flora lebt.

DAS FORSCHUNGSZENTRUM

Nun gelangen wir zum „Forschungszentrum“, in dem ein großes Mikroskop an einen Bildschirm angeschlossen ist. Hier können wir Schmetterlinge und andere Insekten vergrößert betrachten. Auch die Funde aus dem Park sind zu sehen: ein großes Hornissennest, Gallenkugeln, die von Wespen oder anderen Insekten in Bäumen oder Pflanzen gezüchtet wurden, Nashornkäfer, Steine usw. – alles sehr interessant! Wir sehen auch einen Seidenspinner: ein sehr kleines, unscheinbares Insekt, das aber die kostbaren Seidenfäden liefert!

Unsere Wanderung geht weiter durch ein Stück Wald und vorbei an einem großen Tümpel, in dem Frösche leben. Unterwegs ein kurzer Blick auf verdorrtes Holz, dem Lebensraum des Bockkäfers!

Überall stehen zuhauf Bienenhotels herum. Die jeweils besetzten Höhlen erkennen wir daran, dass die Wildbienen den Eingang mit einer Art Holzbrei verschlossen haben. Diese Wildbienen liefern zwar keinen Honig, sorgen aber für die Bestäubung und damit den Erhalt der Pflanzenvielfalt.

DIE RAUPENFARM

Schließlich gelangen wir zur Raupenfarm, in der hauptsächlich Seidenraupen gezüchtet werden. Diese werden mit Blättern vom Maulbeerbaum gefüttert, so wie es die Bauern in den Marken früher auch taten. Denn die Seidenraupenzucht stellte für sie ein nettes Nebeneinkommen dar:
Sobald sich die Raupen verpuppten und der Kokon entstand, warfen sie ihn in kochendes Wasser, damit das Insekt starb. Nun konnten sie beginnen, die Fäden der Kokons abzulösen und zu spinnen.

Da sie ständig neue Raupen brauchten, wurden nicht alle Tiere getötet. Die überlebenden Seidenspinner wurden in Bienenstöcke gesperrt, wo sie ihre Eier ablegten. Durch diese Art der Züchtung, bei der die Tiere nicht mehr fliegen mussten, verloren die Seidenspinner völlig ihre Flugfähigkeit. Heutzutage können sie lediglich noch ihre Flügel bewegen.

Die Seidenindustrie bot übrigens in den Marken über viele Jahre hinweg Arbeitsplätze. Die Stadt Jesi hatte damals eine bedeutende Seidenindustrie, über die wir vor einiger Zeit bereits berichtet haben)

Damit endet die interessante Führung! Wir dürfen noch nach Belieben durch den Park spazieren, um die schöne Aussicht zu genießen. Es gibt auch einen Kiosk, wo man Getränke oder einen Snack zu sich nehmen kann, aber dafür ist es für uns noch zu früh. Wir verlassen den Park und sind um Einiges klüger, was Schmetterlinge und Insekten angeht!

TIPPS:

  • Der Schmetterlingsgarten ist immer von Mitte April bis September geöffnet. Die Öffnungstage und -zeiten sind dabei von Monat zu Monat unterschiedlich. Im Juli und August ist er auf jeden Fall täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet und bietet stündliche Führungen an, die letzte um 16 Uhr. In den anderen Monaten schaut Ihr vor Eurem Besuch am besten kurz auf die Webseite.
  • Es werden auch zahlreiche Aktivitäten für Kinder organisiert. Welche, das könnt Ihr über diese Facebook-Seite sehen.
  • Der Eintritt kostet 7 EUR für Erwachsene; Kinder von 3 bis 12 Jahren zahlen 5 EUR.

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