Ecco Le Marche

Neulich organisierte ein neuer Kulturverein aus Jesi eine Tour durch die weniger bekannten Viertel der Stadt. Mit-Bloggerin Isabelle hat teilgenommen und sagt, am interessantesten war die Kirche San Marco, die für viele Jesini (=Einwohner von Jesi) die schönste Kirche ihrer Stadt ist.

Voller Spannung folgte Isabelle also der Gruppe die belebte und gut befahrene Viale della Vittoria entlang. An der Ecke der Costa San Marco befand sich eine lange Treppe und dort befand sich ein altes Waschhaus.

Isabelle ist, so wie auch ich, schon oft mit dem Auto die Viale della Vittoria entlang gefahren, aber die Treppe mit dem Waschhaus war uns bislang unbekannt! Über den Wasch-Bassins befand sich eine Statue von San Marco, dem Evangelisten Markus.

Schade, dass sie nicht mehr aus diesem schönen Fleckchen gemacht haben, an dem früher viele Frauen gemeinsam ihre Wäsche wuschen.

Weiter ging es die Treppe hinauf und von jetzt auf gleich befand sich die Gruppe in einer angenehmen Stille wieder. Der Straßenlärm der Viale della Vittoria war hier nicht mehr zu hören! Sich fast gegenüberliegend befanden sich ein Karmeliterkloster und ein Klarissinnenkloster.

Die Karmeliter ließen sich 1882 hier nieder und besitzen seit 1946 die Erlaubnis, die oberhalb gelegene San Marco Kirche zu nutzen. Die Klarissinnen kamen 1913 an diesen Ort.

Schon im 12. Jahrhundert gab es hier eine kleine Kirche, die den Bendiktinern gehörte, und die sie der Legende nach im 13. Jahrhundert dem heiligen Franz von Assisi schenkten. Dafür gibt es zwar keine Beweise, aber man weiß heute, dass die Kirche in jenem Jahrhundert von Franziskanern im gotischen Stil umgebaut wurde. Die kleine Kirche befand sich außerhalb der Stadtmauern und war nicht gut gegen feindliche Angriffe geschützt, deshalb zogen die Mönche allerdings bereits im Jahre 1439 in einen Bereich innerhalb der Stadtmauern um.

Erst 1854 wurde die Kirche ernsthaft restauriert, was nach Jahrhunderten des Verfalls durchaus notwendig war.

Das Portal aus weißem Marmor und der rote Marmor aus Verona fallen sofort ins Auge, genauso wie der Löwe, der den Evangelisten Markus (San Marco) symbolisiert.

Aber besonders beeindruckend war das Innere der Kirche: Das Dach mit den gotischen Kreuzgewölben soll sich zweifellos auf den Himmel beziehen, der in leuchtendem Blau mit zahlreichen Sternen verziert ist. Die Maler Silvestro Valeri aus Perugia und Marcello Sozzi aus Rom restaurierten die ursprünglichen Farben sowie einen Teil der Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die einst von Giovanni und Giulano aus Rimini geschaffen wurden.

Ursprünglich war die Kirche innen prächtig bemalt, aber aufgrund von Umwelteinflüssen, Verfall, Zerstörung oder auch Übermalung sind viele der Fresken, die sich früher an sämtlichen Wänden befanden, verschwunden. Heute sind nur noch die Darstellungen der Kreuzigung, der Verlegung des Hauses Marias nach Loreto, die frohe Botschaft und die Aufnahme Marias in den Himmel zu sehen.

Leider, sagt Isabelle, konnte sie die schöne Rosette über dem Eingang nicht gut fotografieren, da sie sich im Gegenlicht befand.

Dafür gibt es noch ein paar Fotos des Taufbeckens und des reich verzierten Innenraumes.

Und was hat Isabelle am meisten überrascht? Ein großes Bild am Altar des Karmeliten Titus Brandsma, der gerade von Papst Franziskus heilig gesprochen worden war. Niemand in der Gruppe hatte von diesem Priester gehört, aber Isabelle – was für ein Zufall – kannte ihn, denn ihre Grundschule, die sie in Holland als Kind besuchte, hieß Titus Brandsma-Schule. Sie war nach dem Karmelitermönch und zeitweiligen Rektor der Universität Nijmegen benannt worden, der im 2. Weltkrieg gegen die Nazis predigte und dafür ins Konzentrationslager Dachau verschleppt wurde, wo er nach Misshandlungen, Zwangsarbeit und Folter vom Lagerarzt mit einer Giftspritze ermordet wurde. Ein Märtyrer der Neuzeit!

Jedenfalls war Isabelle sehr zufrieden, dass sie schließlich die San Marco Kirche, ein wahres Schmuckstück, besichtigen durfte.

Jedes Jahr an einigen wenigen Terminen organisiert das Fremdenverkehrsamt von Jesi kostenlose, geführte Besichtigungen der Kirche:

  • Für 2022 finden sie am Samstag, 23.7. und am Samstag, 10.9. jeweils um 9:45, 10:15 und 11:00 Uhr statt.
  • Alternativ kann man von 8:30 – 11:30 und von 15:30 – 17:00 Uhr bei den Karmeliterinnen klingeln, um einen Blick in die Kirche zu werfen.
  • Auch der Archeoclub von Jesi bietet schon mal Führungen an, die auf deren Facebook-Seite angekündigt werden.

Hier noch die Position der Kirche in google maps: https://goo.gl/maps/pjZjJbCraPSBgipQA


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