Neben Fußball sehen sich die Italiener auch gerne Formel-I-Rennen und Motorradrennen an, zumindest, solange sie schnell und laut sind. Und bis 2022 hatte der Motorradrennsport ganz bestimmt viele italienische Fans, denn ihr Held, Valentino Rossi, wurde sogar 9-facher Weltmeister in 4 verschiedenen Kategorien: 125cm3, 250cm3, 500cm3 und MotoGP. Niemand hat das geschafft!
Valentino Rossis Biografie:
Die Marchigianer dürfen besonders stolz sein, denn Valentino wurde am 16. Februar 1979 in Urbino geboren. Seine Eltern zogen wenig später nach Tavullia, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Urbino. In Tavullia wuchs er auf und diese Gemeinde entwickelte sich durch Valentinos Welterfolge zu einem wahren Mekka seiner Fans!
Im Jahr 2022 gab er den Motorradsport nach mehreren Verletzungen auf und wechselte zum Rallyesport, wo er und sein Halbbruder Luca Marini ebenfalls einige Erfolge feierten.
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! Das gilt auch für Valentino, denn sein Vater Graziano Rossi war ebenfalls Motorradrennfahrer. Durch den Vater inspiriert, fuhr er schon in jungen Jahren Go-Karts und Minibikes – und sammelte einige Preise ein. Auf dem Motorrad, einer 125er, konnte er sich 1997 zum ersten Mal Weltmeister nennen.
Er trug die Nummer 46 als Hommage an seinen Vater, der ebenfalls diese Nummer trug, und wegen des japanischen Motorradfahrers Norifumi Abe, von dem er ein großer Fan war. Die 46 sollte fürderhin immer seine Nummer bleiben! Als er mit dem Motorradsport aufhörte, wurde ihm die Nummer sozusagen geschenkt. Niemand durfte sie seitdem noch offiziell tragen.
Wenn man heute nach Tavullia kommt, atmet das Dorf noch immer den Geist von Valentino. Ein Graffitikünstler hat ihn sogar überlebensgroß auf einem Haus verewigt.
Und natürlich taucht die Nummer 46 auch überall im Straßenbild auf!
Der Valentino-Souvenirladen befindet sich geschickterweise an der Außenseite des Stadttores, sodass jeder, der den Ort betritt oder verlässt, daran vorbeigehen muss! Dort kann man übrigens auch offiziell dem Fanclub beitreten.
Valentinos Spitznamen:
Rossi trug verschiedene Spitznamen: Als er in der 125er Klasse fuhr, nannte man ihn Rossifumi, in Anlehnung an den von ihm verehrten japanischen Fahrer Norifumi.
In der 250er Klasse nannten sie ihn Valentinik, bevor sie ihm schließlich in der schwersten Kategorie den Spitznamen il Dottore (der Doktor) gaben. Letzteres, weil er 2005 an der Universität von Urbino die Laurea Honoris Causa, die Ehrendoktorwürde, in Kommunikation und Werbung für Organisationen erhielt. Manchmal nannte man ihn auch GOAT (die Ziege), das stand für Greatest Of All Times (den Größten aller Zeiten).
Solange er aktiv Motorradrennen fuhr, kamen jedes Jahr viele Fans aus aller Welt nach Tavullia. Ein Teil des Erlöses des Fanclubs ging dabei an bestimmte Projekte der Gemeinde. Wie an den Yellow Park, einem kleinen Kinder-Cross-Park aus dem Jahr 2021, der allen Kindern der Welt gewidmet ist. Die Farbe Gelb bezieht sich natürlich auf die Farbe, die Rossis Nummer 46 hat.
Im Jahr 2023 wurde er zum Ehrenbürger Tavullias ernannt. Doch die Niederländer waren den Italienern voraus: Bereits 2021 ernannten sie ihn zum Ehrenbürger von Assen, weil er auf der dortigen berühmten TT-Rennstrecke 10 Siege einfuhr.
Spaziergang durch Tavullia:
Tavullia selbst entstand im Spätmittelalter unter dem Namen Castrum Montis Pilos Tumbao. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Gemeinde daher als Tomba di Pesaro bekannt. Dann wurde sie in Tavullia umbenannt, was sich auf den nahe gelegenen Fluss Tavollo bezieht.
Hinter dem Fan-Shop betritt man das Zentrum direkt durch das alte Stadttor. Das Ortseingangsschild und die Verkehrsschilder sind komplett mit Aufklebern aus aller Welt beklebt. Sie zeigen, dass die Rossis Fans von überall her kommen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung im Ort ist übrigens 46 km/h und so steht es auch auf den Verkehrsschildern!
Man kann durch die Gassen spazieren und die Aussicht genießen:
Die San Lorenzo Kirche
Direkt außerhalb der Stadtmauern befindet sich auch die Kirche San Lorenzo, die 1930 wegen ihres schlechten Zustands geschlossen wurde. Die Kirche wurde 1944 restauriert, aber noch im selben Jahr bei einem Bombenangriff völlig zerstört. Hier befand sich nämlich ein Teil der gotischen Linie, der Verteidigungslinie, die von den Nazis errichtet wurde, um sich vor den Angriffen der Alliierten zu schützen.
Die Bevölkerung ließ sich jedoch nicht entmutigen, und 1947 wurde die neue Kirche mit einem 35 m hohen Glockenturm wiedereröffnet.
Im Inneren befinden sich die Reliquien des Heiligen Pius, eines jungen christlichen Römers, der während der Herrschaft von Kaiser Diokletian im 3. Jahrhundert n. Chr. den Märtyrertod starb. Er wurde in den römischen Katakomben beigesetzt, aber 1796 wurden seine Gebeine nach Florenz überführt, um noch im selben Jahr in den Besitz der Adelsfamilie Zanucchi in Pesaro überzugehen. Im Jahr 1841 wurden seine sterblichen Überreste in eine Urne in Form eines jungen Römers gelegt und mit einem Ochsenkarren nach Tavullia überführt. Einer der Zuschauer am Wegesrand wurde angeblich von seinem Hinken geheilt. Danach folgten viele weitere Berichte über Heilungen und Wunder, die der Hl. Pius vollbrachte.
Wer weiß, ob Valentino hier auch eine Kerze angezündet hat?
Auch das Gemälde neben dem Altar ist sehenswert. Das letzte Abendmahl von Martinelli Nicolò, genannt il Trometta, aus dem Jahr 1568.
Tipps:
Wer mehr von diesem Ausnahme-Motorradfahrer sehen möchte, kann sich die Filme „The Fastest“ (2011) und „Hitting the Apex“ (2015), beide unter der Regie von Marc Neale, ansehen.
Valentino Rossi wurden auch 2 Comics gewidmet: Quarantasei von Milo Manara und Fast 46 von Astrò.
Aber auch wenn Sie nichts mit Autorennen zu tun haben, ist Tavullia immer einen Besuch wert!
Aber wer weiß, vielleicht trefft Ihr ja Valentino Rossi persönlich in seinem Heimatort.
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