Ecco Le Marche

Lago di Fiastra – Stausee und Ausflugsziel

Der Lago di Fiastra liegt auf 641 Metern in der Provinz Macerata im Norden des Monti Sibillini Nationalparks in der Region Marken. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel und bietet alle erdenklichen Arten von Outdooraktivitäten: Camping direkt am See, Wandern, Mountainbiking (inklusive Verleihstation), Kanufahren, Tretbootfahren, Reiten, Klettern, Schwimmen und Fischen. Skigebiete wie Bolognola liegen nur 10 bis 20 Km entfernt.

Der Stausee wurde in den 1950er Jahren angelegt, um das Fiastrone Tal mit Strom zu versorgen und erstreckt sich über eine Länge von 4 Kilometern.

Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal dort an der Staumauer, um eine der beliebtesten Wanderungen in der Gegend zu machen, den Weg zur spektakulären Felsformation Lame Rosse, die auch Grand Canyon der Marken genannt wird.

Dieses Jahr fuhr ich Anfang September nochmal hin, um den See weiter zu erkunden:

San Lorenzo al Lago

Meine erste Station war der Ort San Lorenzo al Lago. Der Ort entstand ist relativ jung. Er entstand, als der Stausee 1955 erbaut wurde. Aber die Kirche San Lorenzo in seinem Zentrum gibt es schon seit dem 11. / 12. Jahrhundert. Viele alte Gebäude in der Gegend wurden vom Erdbeben 2016 beschädigt – so auch die Kirche, die deshalb geschlossen war. Drinnen soll es aber schöne Fresken der Camerino Schule aus dem 13. Jahrhundert geben – ich habe im Internet Fotos dazu gefunden:

Ich gönnte mir nach der 1,5-stündigen Anfahrt erst einmal eine Crescia mit Salsiccia (Fenchelwurst). Ein Foodtruck stand direkt am Parkplatz und da auch die Carabinieri dort ihre Mittagspause machten, dachte ich, das kann so schlecht nicht sein. Und wurde nicht enttäuscht.

Gut gestärkt ging ich zum Strand hinunter. Der war bewirtschaftet, es gab einen Tretbootverleih und wohl im Sommer auch Strandliegen zu mieten.

Naturpfad entlang des Sees

Mich zog es aber erstmal weiter, denn hier begann der Naturpfad, der 2,8 Kilometer am Seeufer entlang geht. Der ist das erste Stück asphaltiert, abends beleuchtet, mit Trinkwasserbrunnen, Toiletten und Bänken versehen und barrierefrei – wenn denn die kleine Holzbrücke am Anfang des Weges nicht gesperrt wäre. Der kurze Umweg an der Kläranlage vorbei sah mir nicht rollstuhlgeeignet aus. Hoffen wir, dass die Brücke bald wieder repariert ist!

Nach dem unschönen Einstieg belohnten mich schon nach kurzer Zeit die herrlichen Ausblicke auf den See entlang der gesamten Strecke. Es gab Picknickstellen, einen Hundestrand, am Wegesrand die ersten winterlichen Alpenveilchen und vom anderen Seeufer klingelten Glöckchen einer Ziegenherde. Entspannung pur! Und – wie Ihr seht – Anfang September überhaupt nicht überlaufen.

Fiastra – alter Borgo mit Erdbebenschäden

Zurück am Parkplatz traf ich auf meinen Mann Otto, der mit dem Fahrrad gekommen war und den ich abends im Auto mit zurück nach Hause nehmen würde. Zusammen fuhren wir das kurze Stück zum alten Ort Fiastra. Der war vom 2016-er Erdbeben ziemlich mitgenommen worden, sodass viele Geschäfte wie Pizzeria, Apotheke, Supermarkt und Polizeistation noch immer in Containern untergebracht waren. Für die Bewohner war ein ganzes Containerdorf am Ortsrand entstanden.

Castello dei Conti Magalotti und San Paolo Kirche

Von hier aus stiegen wir den nur 200 Meter langen Weg zu den Überresten des alten Castello dei Conti Magalotti hinauf. Diese einst mächtige Burg stammte aus dem 9. Jahrhundert und verfügte über 7 Türme und eine Burgmauer von 580 Metern Länge. Davon waren allerdings nur noch Ruinen übrig. Die innerhalb der Burg liegende Kirche San Paolo wurde bereits im Jahr 515 vom Herzog von Spoleto, Faroaldo I., erbaut und im Jahre 705 von Faroaldo II. erneuert. Der Glockenturm ist neu und stammt aus dem Jahre 1914. Er wurde vermutlich genau dorthin gebaut, wo vorher einer der Türme der alten Burg stand. Leider war die Kirche nicht geöffnet, aber auch hier lohnte der Besuch alleine schon wegen der schönen Ausblicke auf See und sibillinische Berge.

Kirchlein Madonna del Sasso Bianco

Unser letzter Halt vor dem Heimweg war die Kirche Madonna del Sasso Bianco (Madonna des weißen Felsens). Der Weg dorthin beginnt in San Lorenzo al Lago. Faul, wie wir waren, sind wir mit dem Auto bis oben gefahren. Allerdings ist das letzte, unbefestigte Stück besser mit Allrad zu befahren.

Der Legende nach wurde die Kirche an der Stelle erbaut, an der ein armer Wanderer in einen heftigen Schneesturm geraten und gestorben war. Er soll, bevor er sich auf den unglückseligen Weg begab, in den Tavernen des quirligen Dorfes Fiume, das heute unter dem Stausee verschwunden ist, eingekehrt sein.

Die sehr einfache, von außen unspektakuläre Kirche, wurde im 15. Jahrhundert gebaut. Der von (Beton?-)Säulen getragene Portikus wurde aber erst im 20. Jahrhundert hinzugefügt. Interessanter war dagegen ihr ebenso schlichtes wie ungewöhnliches Innenleben.

Die Kirche war unverschlossen, aber Otto musste schon ordentlich drücken, um die klemmende Eingangstür zu öffnen. Das unbeleuchtete Innere bestand aus einem Raum, der von einem großen, steinernen Altar beherrscht wurde. Darüber eine Nische mit Fresken aus dem Jahr 1612, die die Madonna Regina, den heiligen Antonius von Padua und den heiligen Karl zeigten.

An den Wänden hingen einige Votivgaben, die als Dankesgaben von Gläubigen dort aufgehängt worden waren. Weihwasserbecken und die kleine Fensteröffnung wirkten einfach und untermalten die Schlichtheit dieses Gotteshauses.

Tipps

Die Hauptsaison für die Outdooraktivitäten ist sicher Juni bis August. Vor Juni und ab September ist es dagegen deutlich ruhiger. Ausgangspunkt vieler Aktivitäten ist San Lorenzo al Lago, wo es einen Campingplatz mit Seeblick gibt, wo man Fahrrad- und Tretbootverleihe findet und Exkursionen angeboten werden. Zwischen San Lorenzo und dem Ort Fiastra gibt es einen Klettergarten. Der See ist beliebt bei Wanderern, Mountainbikern, Motorradfahrern und natürlich bei Badenden.

Essen und Trinken: Es gibt ein paar Restaurants und Bars in San Lorenzo al Lago und eine recht gut bewertete Pizzeria in Fiastra, aber viele, auch Supermärkte, bieten vor allem frisch gemachte Panini oder Crescia an. Auf halber Strecke von San Lorenzo bis zur Staumauer gibt es direkt neben der Straße einen sehr schönen Picknickplatz mit Aussicht. Hier soll normalerweise auch ein guter Foodtruck stehen, der aber, als wir abends vorbeifuhren, schon weg war.


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert