Ecco Le Marche

 

Am 2. November ist Allerseelen. Während in Deutschland und in anderen Ländern inzwischen die meisten Leute, so scheint es mir, an Allerheiligen, also am 1. November, auf die Friedhöfe gehen, so wird in Italien immer am 2. November der Hinterbliebenen gedacht.

Bei den Vorbereitungsgesprächen mit Laura und Isabelle sprachen wir darüber, wie anders der Totenkult doch in Italien ist als zum Beispiel in Deutschland.

 

Bekanntmachung

Todesanzeigen

Der Tod, die Messe und die Beerdigung werden in Italien noch sehr stark von der gesamten Gemeinde begleitet und das ganze Dorf verabschiedet sich von den Verschiedenen: Die Traueranzeigen werden mitten im Dorf an den einschlägigen Plakatwänden aufgehängt.

Während sie bei uns eher in Zeitungen erscheinen oder als private Post an ausgesuchte Verwandte und Freunde geschickt werden, häufig mit der Bemerkung, daß die Beisetzung im kleinen Kreise stattfindet.

Wenn jemand hingegen hier in der Gemeinde in Poggio Cupro stirbt, dann wird die Totenglocke geläutet so daß jedem bewußt ist, das jemand im Dorf gestorben ist. Die Totenmesse wird in der Kirche im Ort abgehalten und der Verstorbene von den Dorfmitgliedern in einem Marsch von der Kirche zu den meist ausserhalb liegenden Friedhöfen begleitet. Damit verabschieden sich nicht nur engste Verwandte und Freunde, sondern ein großer Teil des Dorfes von den Toten, bevor diese beigesetzt werden.

Die Friedhöfe in Italien bestehen aus aufwendigen Strukturen – entweder sogenannten Schiebegräbern, wie es sie wohl schon zu Römerzeiten gab, oder aber in Familiengruften, die kleinen Häusern gleichen. Die Schiebegräber befinden sich neben- und übereinander in einer Wand, die Toten werden hineingeschoben und die Gräber mit einer vertikalen Grabplatte fest verschlossen. Die Toten werden nicht, wie in Deutschland zumeist üblich, in der Erde begraben.

Friedhof Jesi

Viele dieser Gruften und Gräber sind sogar beleuchtet so daß man die Friedhöfe auch nachts von weitem gut erkennen kann. Dafür müssen die Familien gesondert an den örtlichen Stromversorger, die ENEL, zahlen. Lange habe ich mich gefragt, was die Lichter am Berghang vor Ancona bedeuten, die man nachts sehen kann, wenn man von der Autobahn auf die SS76 fährt. Inzwischen weiß ich, daß es die Grablampen der Schiebegräber sind, die nachts leuchten.

 

So verwundert es nicht, daß Allerseelen, der Tag zum Gedenken der Toten, auch in den Marken eine lange Tradition hat:

Die Fischer trauten sich an Allerseelen nicht aufs Meer hinaus, aus Angst, sie würden Knochen oder Totenköpfe angeln oder gar Geistern begegnen.

Aber es gibt auch die Tradition, um Allerseelen herum ein spezielles Gebäck zu essen, das „Fave dei Morti“ heißt, also „Dicke Bohnen der Toten“. Es sind süße, mürbe Mandelkekse.

Fave dei Morti – Allerseelenplätzchen

Früher wurden wohl dicke Bohnen (Saubohnen) der Trauergemeinde als Leichenschmaus nach der Beerdigung gereicht. Diese süßen Kekse sollen daran erinnern.

 

 

 

 

Kategorien: Traditionen

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