Wie paßt denn das in die Marken? Nun, Büffel eigentlich weniger, Cannabis (oder zu deutsch Hanf) aber schon. Beides findet man auf dem Hof von Antonio Trionfi Honorati in Jesi (Marken), der den traditionellen Milchbetrieb seiner Vorfahren mit neuen Ideen umgebaut hat. Das widerum ist wieder typisch marchigianisch, wie ich finde: immer wieder stößt man hier auf Unternehmen, die innovativ und mit Wagemut ganz neue Wege gehen.
Und das sieht so aus:
Antonios Großvater, der Marquis Antonio Trionfi Honorati, baute 1939 einen Stall mit 30 Milchkühen auf. Auch das war schon innovativ, denn die traditionellen Milch-Gegenden Italiens sind eher im Norden zu finden, weil es dort nicht so heiß ist. War der Betrieb noch sehr arbeitsintensiv, so konnte der Sohn, Giuseppe, 1965 mit Hilfe von Melkmaschinen kräftig expandieren und die erste noch existierende Milchfabrik in der Gegend, TreValli, gründen.
Die Enkelkinder des Marquis stellten den Betrieb wieder auf traditionellere Beine: Antonio führt den Hofbetrieb, in dem er neben Kühen auch eine Herde Büffel hält und auf dem er Cannabis, also Hanf, als Futtermittel anbaut. Giulia kümmert sich um den Laden, in dem die verschiedensten Milchprodukte sowie Brot und Hanfprodukte direkt ab Hof verkauft werden.
Wir waren vor 2 Jahren auf einer Hofführung und waren einfach begeistert:
Die Büffel sind recht beeindruckende, kräftige Tiere. Laut Antonio kommen sie ursprünglich aus Syrien, sind aber in Italien eher in der Region Kampanien bekannt, dem Zentrum der Büffelmozzarella-Herstellung.
Ein paar der älteren Büffel erhalten ihr Gnadenbrot und dürfen, so wie sie es lieben, in beintiefem Matsch stehen. Antonio lockt sie an und man merkt daß er seine Tiere kennt – und sie ihn. Die Büffelkühe im Milchbetrieb stehen in geräumiger und offener Stallhaltung, allerdings aus Hygienegründen ohne Matsch.
Hinter den Ställen liegt eines der Cannabis-Felder. Cannabis wurde früher schon in der Gegend angebaut, ja Italien und Amerika waren sogar Marktführer mit diesem Produkt. Dabei wurde es nicht nur als Futtermittel verwendet, auch Stoffe, Kleidung, Taue und Segel wurden daraus produziert, noch bevor Baumwolle, Jute und Sisal aufkamen. Mit dem Aufkommen von Kunstfasern in den USA wurde der Hanf als Kleidungsmaterial aber dann fast völlig verdrängt.
Hanf ist einfach anzubauen und robust. Man braucht daher keine Pestizide und wenig Wasser. Die Sorten, die erlaubt sind, dürfen nur einen sehr niedrigen Prozentsatz des berauschenden Wirkstoffes THC enthalten, und sind damit nicht mit dem Cannabis zu vergleichen, das als Droge oder Medizin verkauft wird. Aber sie enthalten den Wirkstoff Cannabidiol (CBD) der entspannend und entkrampfend ist. Und das tut auch seinen Kühen gut, sagt Antonio. Auf die Frage, ob die Polizei häufiger bei ihm auftaucht, sagt er schmunzelnd „nein, die nicht, aber die Jugendlichen aus der Gegend“.
Nach der Besichtigung gibt es eine Degustation der Hofprodukte – frischester Büffelmozarella und andere Käseprodukte, sowie ein bißchen Wein und Wasser werden uns am Picknicktisch draußen serviert und runden unseren Besuch ab.
Der Hofladen ist täglich geöffnet und man kann hinter der Theke durch eine Glasscheibe in die Käserei gucken, die man aus hygienischen Gründen allerdings nicht betreten darf. Die Führungen muß man reservieren, wobei es spezielle didaktische Führungen für Kinder gibt.
Frische wird großgeschrieben: als ich dort eines Tages Mozzarella kaufte und der Bedienung sagte, daß ich diesen erst in 1-2 Tagen brauchen würde, drehte die Kundin, die neben mir stand, entsetzt die Augen zum Himmel und stieß einen erschrockenen „mamma mia!“ Seufzer aus.
Daß Trionfi Honorati den richtigen Riecher hatte, sieht man dieser Tage: in ganz Italien, auch in den Marken, schießen Cannabis-Geschäfte wie Pilze aus dem Boden. Cannabis „light“ ist unglaublich „in“. Wobei das Cannabis „light“ nicht berauscht, weil es einen verschwindent geringen Anteil des Rauschmittels THC enthält, genauso wie das als Futtermittel angebaute Cannabis.
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