Auf den Festen in den Marken sind mir immer schon diese tollen, bemalten, hölzernen Wagen aufgefallen: die Birocci – alte Ochsenkarren.
Man sieht sie auf fast jedem Dorffest als Dekoration stehen, meist gut gepflegt und für das Fest herausgeputzt. Auf manchen Festen werden sie sogar noch benutzt, wie auf dem Bild links, wo die Kinder der lokalen Folkloregruppe auf dem Karren im Umzug mitfahren.
Bereits die Etrusker und Picener verwendeten zweirädrige Karren, die von einem Ochsenpaar gezogen wurden, und es gab sie nicht nur in Mittelitalien. Was aber die Ochsenkarren speziell in den Marken sehr besonders macht, ist ihre bunte Bemalung. In der Form sieht man sie sonst in Italien nicht, außer noch in Sizilien.
Fast jede marchigianische Familie auf dem Land hatte solch einen Karren, der gebraucht wurde, um Güter zu transportieren, aber auch, um die Familie zu Festen zu fahren oder zu Hochzeiten oder sogar für Beerdigungen. Zu den Festen wurden die Karren, deren Insassen und oft auch die Ochsen selbst prächtig geschmückt. Die Bemalung variiert dabei von Gegend zu Gegend: In der Provinz Pesaro finden sich oft Landschaftsbilder auf den Karren, in der Provinz Ancona sind es Blumen und Mädchengesichter und in Macerata und Ascoli hauptsächlich Blumen. Einige der Bemalungen hatten auch ihre Symbolik: die Rose stand für Schönheit, das Korn für Fülle, der Pfau für Reichtum und der Hund für Treue. Häufig gab es auch das Abbild des Sankt Antonius, der der Schutzpatron des Viehs (der Schweinehirten) ist.
Das Bauen der Birocci war eine Familientradition, die über mehrere Jahrhunderte hinweg vom Vater auf den Sohn weitergegeben wurde. Es soll einst 140 solcher Wagenbauer-Familien in den Marken gegeben haben. Mit der mechanisierten Landwirtschaft und dem Aufkommen von Autos und Traktoren verloren die Birocci dann nach und nach an Bedeutung.
In Filottrano kann man allerdings noch einige davon bewundern – im Biroccio Museum. Hier gibt es mehrere Wagen und einige der schönen Bemalungen zu sehen. Das schönste aber sind die vielen Geschichten über das Bauernleben, wie es sich früher in den Marken abgespielt hat.
Der Eintritt ins Museum ist kostenlos, allerdings sind Spenden immer willkommen. Es ist jeden ersten Sonntag im Monat von 9:30 bis 12:30 und von 16:30 bis 19:30 geöffnet. Oder auf Anfrage unter der Nummer 0039-3479127011 oder der email-Adresse quellidellara@libero.it
Wer es nicht ins Museum schafft, sollte auf jeden Fall die Augen offenhalten, um zumindest das eine oder andere Exemplar auf einem Dorffest oder an einem Haus zu sehen!
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