Und schon wieder eine tragische Liebesgeschichte!
In der Nähe des Ortes Genga, sehr nahe bei den berühmten Frassassi Grotten, liegt der Ort Pierosara. Während die Grotten sich allerdings unten im Tal befinden, liegt Pierosara oben auf dem Berg. Eine kleine Straße führt zu dem kleinen Ort, der mit seinen kleinen, sehr sehr schmalen Gassen und der wunderbaren Aussicht besticht.
Der Name Pierosara spiegelt die Namen der beiden Liebenden Piero und Sara wider, deren tragische Geschichte sich dort abspielte:
Der Ort hieß damals Castel Petroso und gehörte zum Gebiet des Grafen von Ravellone. Im Ort lebten etliche Bauern und, in dem Festungsturm des Ortes, eben Piero und Sara. Die jungen Leute liebten sich innig und waren einander versprochen. Bei einem seiner Besuche jedoch sah der Graf von Ravellone die schöne Sara, verliebte sich in sie und entführte sie. Die Bauern erkannten die schändliche Tat und kämpften zusammen mit Piero erbittert gegen die Anhänger des Grafen Revellone, um die schöne Sara zu befreien. Als der Graf sah, daß er den Kampf nicht gewinnen konnte, tötete er Sara. Piero stürzte sich auf den Grafen und wurde von diesem ebenfalls mit einer Axt niedergestreckt. Noch im Ringen um seinen Tod gelang es Piero aber, Sara zu umarmen, bevor auch er verstarb. Seit diesem Tag wurde der Name des Ortes in Pierosara umbenannt.
Die älteste schriftliche Erwähnung des Ortes datiert auf das Jahr 981 zurück, als Kaiser Otto II der feudalen Burg Souveränität verlieh. Die Feudalherren der folgenden Jahre waren den Langobarden und der katholischen Kirche treu und banden sich stark an die Abtei San Vittore delle Chiuse, die man heute noch besichtigen kann. Im 13. Jahrhundert verkaufte die Abei San Vittore das Castel an die mächtige Gemeinde Fabriano, die die strategische Lage von Pierosara für seine Verteidigung nutzen wollte und die Befestigungsanlagen ausbaute. Allerdings behielt Pierosara seine Autonomie bis zur Gründung des vereinten Königreiches Italien im Jahre 1860, als es mit der Gemeinde Genga zusammengelegt wurde.
Der verwinkelte Ort mit seinen heute 140 Einwohnern liegt auf 394 m über dem Weiler von San Vittore. Neben der wunderschönen Aussicht kann man auch einen schönen Rundgang durch das Dorf machen. Die Wanderung beginnt bei der Kirche Madonna delle Grazie, einer Kirche des 18. Jahrhunderts. Pfeile weisen den Weg durch den Ort. Viele Gebäude, wie die Kirche San Sebastiano, die Mauern und der Turm stammen ursprünglich aus dem 11. Jahrhundert. Der Spaziergang endet schließlich am berühmten Turm von Piero und Sara und gibt einen herrlichen Panoramablick frei.
Man sucht im Ort allerdings vergeblich nach Hinweisen auf Piero und Sara – lediglich der Ortsname und diese Hausnummer erinnern daran. Wo, das verraten wir nicht – versucht mal, es bei Eurem nächsten Besuch zu finden.
Wir besuchen den Ort Pierosara noch aus anderen Gründen häufig und sehr gerne: für meinen Mann liegt es auf einer seiner schönsten Fahrradstrecken. Beide gehen wir gerne im Ristorante Da Maria essen, das mitten im Ort liegt. Hier gibt es beste „Bergküche“ zu vernünftigen Preisen: viele Gerichte mit Käse, auch dem berühmten Höhlenkäse der Region, aber auch Pilz- und Wildgerichte und Salami. Das ganze Jahr über kann man hier Gerichte mit Trüffel essen: auf jeden Fall gibt es Sommertrüffel, aber im Winter lohnt es sich auch, nach dem feinen weißen Wintertrüffel zu fragen.
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