Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an das Cicerchiata Rezept zu Karneval: ein Gebäck, welches aussieht wie Hülsenfrüchte. Heute möchte ich die Namensgeberin, die Cicerchia, vorstellen, und gleichzeitig etwas über die Arbeit von Slow Food erzählen:
Die kleine, unregelmäßig geformte Hülsenfrucht ist sehr unbekannt und ähnelt in keiner Weise einer Kichererbse, wie der Name vielleicht vermuten läßt.
Die Cicerchia wurde als Kulturpflanze hauptsächlich und schon seit dem Altertum in Südeuropa und in Asien angebaut. Sie heißt auf Deutsch „Speiseplatterbse“ und auf Lateinisch „Lathyrus sativus“. Sie wird im Frühjahr zwischen Mais, Kichererbsen und Bohnen ausgesät und im August geerntet. Die älteren Leute in den Marken erinnern sich noch sehr gut, daß sie im Winter häufiger Cicerchia gegessen haben. Allerdings wurde die Pflanze leider immer weniger kultiviert, denn sie kann zwar sehr gut Trockenheit überstehen, aber die Erträge sind verglichen mit industriell angebauten Hülsenfrüchten nicht sehr hoch. Nur in dem kleinen, marchigianischen Ort Serra de Conti wurde sie noch von dem einen oder anderen Bauern gepflanzt. Dort entstand schließlich auch die Idee, die Cicerchia vor dem völligen Verschwinden zu bewahren, indem 1996 eine Kooperative gegründet wurde, die sich der Zucht der Cicerchia widmete.
Zusätzlich nahm die Slow Food Organisation sich seiner an: Slow Food wurde in den 80er Jahren von Carlo Petrini im Piemont gegründet, um einen Gegenentwurf zum Fast Food aufzubauen, der wieder die Qualität von Essen mehr hervorhebt. In Deutschland gibt es in etlichen Städten ebenfalls Slow Food Gruppen, aber in Italien ist die Organisation sehr, sehr bekannt. Sie gibt jährlich einen Restaurantführer heraus, der sich „Osterie D’Italia“ nennt und der vor allem Lokale prämiert, die mit guten Zutaten und alten Rezepten eine leckere und ehrliche Küche anbieten. Dabei müssen die Restaurants nicht teuer sein, denn Slow Food setzt sich für gutes, sauberes und faires Essen für alle ein. Seit den 90er Jahren hat Slow Food auch die sogenannten „Presidien“ gegründet, die sich der Produktion von Qualitäts-Lebensmitteln annehmen, die zu verschwinden drohen. Und die Cicerchia ist ein solches Lebensmittel.
Als Königin der Hülsenfrüchte muß die Cicerchia ordentlich gefeiert werden: in Serra de Conti bei Ancona werden ihr im November 3 volle Tage gewidmet: Dann kann man im ganzen Ort leckere Cicerchiasuppen und aus Cicerchia-Mehl hergestellte Teigwaren probieren.
Wer mehr erfahren will, kann sich die offizielle Webseite der Cicerchia ansehen:
http://www.cicerchiadiserradeconti.it/
Hier geht es zur deutschen Seite von Slow Food: https://www.slowfood.de/
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