Dieses Mal konnte ich beim Photowalk teilnehmen. Er fand in Porto Recanati statt – ein Küstenort südlich von Ancona statt. Isabelle, inzwischen schon Photowalk-Expertin, ihr Mann Erik und Ingo, ein Bekannter, der zu Besuch war, waren auch mit dabei. Und wir lernten schließlich Gabriella kennen, die unseren deutschsprachigen Blog fleißig verfolgt und sich sehr für Photografie interessiert. Sie ist eine Marchigianerin, die in Stuttgart aufgewachsen ist!
Nach der Registrierung gab es erst einmal ein Gruppenfoto aller schätzungsweise 150 Teilnehmer. Und ein Gruppenfoto der Botschafter der Marken, auf dem wir als frischgebackene neue Botschafter auch drauf sind.
Dann teilten wir uns auf, um nicht alles mit so einer Riesengruppe zu sehen. Unsere Gruppe ging als erstes zum Strand, bei dem ich schon einen ersten Eindruck dieser schönen Stadt bekam. Porto Recanati hat eine wunderschöne, breite und verkehrsberuhigte Strandpromenade. Die Eisenbahnlinie und die Autobahn, die sonst so oft direkt neben den Orten entlangführt werden verlaufen nämlich hier weiter im Landesinneren.
Am Strand warteten schon 3 Fischer, die uns zeigten, wie sie mit einfachen Wurfnetzen am Strand fischen. Normalerweise tun sie das früh morgens, weil sie dann mehr Fische angeln. Aber für uns machten sie eine Ausnahme. Das kreisförmige Netz, das sich Serail oder auch Rezzaglio nennt, wird dabei von Hand ausgeworfen und wieder eingeholt. Es ist eine sehr alte Fischerei-Technik, die aber auch jetzt noch, an der Flussmündung als Feizeitbeschäftigung ausgeübt wird.
Als nächstes gingen wir entlang des Strandboulevards wieder Richtung Zentrum. Dabei konnten wir die schönen, bunten Fischerhäuser bewundern, die die Straße säumen und den Ort so speziell machen. Es ist ein Familienbadeort ohne große Hochhäuser und ohne Remmidemmi. Aber mit vielen kleinen netten Lokalen.
Im Zentrum zeigte unser Guide uns ein riesiges Metallrad, das im Gedenken an den einstmals größten Arbeitgeber des Ortes, die Scarfiotti Zementfabrik, im Park aufgestellt war. Damals war es Teil einer riesigen Zementmühle.
Auf der Piazza del Borgo erwarteten uns 2 Köche der Accademia del Brodetto. Brodetto ist eine Art Fischsuppe, die häufig an der Adriaküste serviert wird. Wir lernten allerdings, dass jede Gegend seine eigene Brodetto-Variante hat und natürlich für sich beansprucht, das einzig wahre Brodetto zu kochen. So werden in Porto Recanati keine Miesmuscheln, Herzmuscheln oder Schalentiere hineingegeben, dafür aber Safran, der dem Brodetto hier eine charakteristische gelbliche Farbe gibt. Die Köche führten uns vor, wie der Brodetto gekocht wird. Leider konnten wir aber nichts davon probieren, denn es ging weiter zum nächsten Besichtigungspunkt, dem Svevo Kastell.
Es wurde schon im 13. Jahrhundert erbaut, um die Küste vor Angriffen durch Piraten zu schützen. Das erste Stadtzentrum von Porto Recanati entstand im Inneren der Schlossmauern. Das Kastell erhielt seinen Namen, Svevo, von Friedrich dem II., der auch König von Schwaben (italienisch Svevia) war. Er hatte das Gelände für das Kastell gestiftet. Ein riesiger, achteckiger Turm beherrscht das Kastell und erlaubt, es komplett zu überwachen. Heute ist im Innenhof, wo früher die ersten Häuser standen, eine Freilicht-Arena, die nach B. Gigli, einem berühmten Tenor von Recanati benannt ist.
Im Inneren des Kastells gibt es ein Museum, in dem Kunstwerke aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgestellt sind. Viele Bilder sind im Macchiaioli Stil, einem Vorläufer des Impressionismus. Sie stellen hauptsächlich Szenen des täglichen Landlebens dar, aber auch Bilder des Krieges während des Risorgimento, der zur Vereinigung Italiens führte.
Den Aufstieg auf den Turm habe ich mir wegen meines akuten Fersensporns geschenkt, aber Isabell ist tapfer hochgestiegen und hat wunderschöne Luftaufnahmen des Ortes gemacht:
Danach ging es wiederum zum Strand, wo einige mit Booten auf See gebracht wurden, um Fotos des Ortes von der Seeseite her zu machen. Meeresschildkröten und Quallen schwammen um das Boot!
Zum Abschluss gab es herrlich gekühlte Fruchtsäfte als Aperitif und, wer wollte, konnte noch gegen Kostenbeteiligung am gemeinsamen Mittagessen teilnehmen. Beim „L‚uomo del Brodetto„ wurden wir mit Fischspießen und knackigen Salaten verwöhnt. Ein schöner Abschluss des Events!
Als Fazit nehme ich mit: Wir haben sehr nette Leute getroffen und mit Gabriella eine Seelenverwandte entdeckt – wir haben verabredet, dass wir in der Zukunft mit ihr zusammen noch weitere Stellen dieses Küstenabschnittes entdecken werden. Ich werde bestimmt wieder nach Porto Recanati fahren, denn der sehr pittoreske Ort hat mich schwer beeindruckt. So schön kann die Adriaküste sein!
Der Photowalk war übrigens „Plastic-free“ – jeder brachte seine eigenen, nachfüllbaren Flaschen mit, uns so hatten wir dank der Nachfüllstationen trotz des heißen Wetters immer genug zu trinken dabei.
1 Kommentar
Silvia · 2 August 2019 um 12:36
Sehr schön! Tolle Idee diese Photowalks.
Und ich hoffe George Clooney bleibt weg…
Viele Grüße
Silvia