In den Sommermonaten, wenn es sehr heiß ist, verlegt die Wandergruppe von Cupramontana gerne mal ihre Wanderung in die Berge und in schattigere Gegenden.
Für die Wanderung zur Gola dell’Infernacciao (zu Deutsch etwa „Schlucht der kleinen Hölle“), bei der Isabelle und auch Otto, mein Mann, dabei waren, mußte vorher ein Picknick vorbereitet werden, denn mit der 2-stündigen Anreise, der Wanderung und der Abreise würde es ein langer Tag werden.
Da es keine Autobahn oder Schnellstraße dorthin gab, schlängelten sich die Autos der Gruppe erstmal durch Apiro, San Severino Marche, Tolentino, Sarnano, Amandola und schließlich Montefortino, wo die Gola dell’Infernaccio ausgeschildert war. Isabelle, die den Minibus fuhr, folgte der Beschilderung zum Stadtteil Rubbiano und fuhr auf den Parkplatz am Beginn der Schlucht.
Die Reisegruppe war schon guter Laune und begleitete mit vielen „Ah“ und „Oh“s die Schönheiten der Landschaft entlang des Weges.
Das erste Ziel war die Kirche San Leonardo, die ein Pater, Padre Pietro, eigenhändig erbaut hat und in der er über 40 Jahre als Einsiedler gelebt hat.
Der Wanderweg ist auch für nicht so erfahrene Wanderer geeignet und schlängelt sich entlang der Schlucht, vorbei an verschiedenen kleineren Wasserfällen und Wasserkaskaden (Pisciarelle genannt). Und obwohl Hochsommer war, war jetzt immer noch Wasser in den Kaskaden. An einem Punkt mußte die Gruppe sogar kleinere Wasserfälle durchqueren – bei diesem Wetter war das eine willkommene Abkühlung.
Weiter führte der Weg durch einen angenehm kühlen, schattigen Buchenwald.
Angekommen an einer Wegkreuzung, führte der Weg rechts zum Kloster San Leonardo. Es ist erstaunlich, denn die Kirche ist keine einfache Konstruktion, obwohl sie von Padre Pietro damals alleine gebaut wurde. Es gibt Verzierungen und Bögen und die Kirche ist auch ansehnlich hoch. Der Padre muß die Steine von weit her geschleppt haben. Leider ist er 2015 im gesegneten Alter von 88 Jahren verstorben. Einige Mitglieder der Wandergruppe konnten sich von früheren Wanderungen noch gut an ihn erinnern. Die Kirche ist jetzt für Besucher geöffnet und man kann dort sogar einen kleinen Film sehen, in dem der Padre zu sehen ist. Überall in der Kirche sind Fotos von ihm zu sehen.
Hier gab es erstmal das wohlverdiente Picknick, das die Leute mitgebracht hatten.
Sie unterhielten sich mit einem Pastor, der in der Gegend in einem Altersheim lebt. Dieser empfahl der Gruppe, da sie einmal hier waren, auch noch den Weg zum Wasserfall zu gehen, der ganz in der Nähe sei. Gestärkt durch das Picknick und guter Dinge, entschied sich die Gruppe dafür. Allerdings entpuppte sich diese Strecke als anspruchsvoller: wer Wanderschuhe und keine Höhenangst hatte, war jetzt eindeutig im Vorteil! Teilweise mußten die Anstiege mühselig und unter Zuhilfenahme von Wurzeln und Zweigen erklommen werden.
Sobald der Wasserfall in Sicht kam, erblickten sie auch noch einen Weg hinab, von wo man den Wasserfall wahrscheinlich noch besser sehen konnte. Aber die ganze Strecke wurde immer abenteuerlicher und gefährlicher. Da einige keine Wanderschuhe dabei hatten und da sie ja schon einen Blick auf den Wasserfall gehabt hatten, beschloß die Gruppe, umzudrehen und zurückzugehen.
Also zurück bis zur Kreuzung, wo sie nochmal einen kleinen Abstecher zur Quelle des Tenna Flusses machten. Nach weiteren 2 Stunden konnten sie schließlich den künstlichen See sehen, der sich nach dem Erdbeben von 2016 aus dieser Quelle gebildet hat. Als Belohnung für die Mühen bot kristallklares Wasser denen Erfrischung, die sich in das eiskalte Wasser wagten.
Nun ging es aber doch endlich zurück, wiederum mit schöner Abkühlung unter den kleinen Wasserfällen.
Erfrischt und zufrieden steigen alle in die Autos und begeben sich auf die Rückfahrt. Was für eine spektakuläre Wanderung! Und bis zum Wasserfall ist sie auch geeignet für unerfahrene Wanderer oder Kinder. Im Sommer ist es an den Wochenenden häufig etwas geschäftiger, aber wer während der Woche kommt oder außerhalb der Saison, der kann dieses Naturschauspiel in abgeschiedener Ruhe erleben und nachempfinden, warum sich Padre Pietro diesen Ort für seine zurückgezogene Einsiedelei gewählt hat.
Wer dort gerne einmal wandern möchte, hier links zu Wanderseiten mit Beschreibungen und GPS Track (Track nicht selber ausprobiert!):
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