Ecco Le Marche

Was wäre mein Blog ohne einen Artikel über Cupramontana, der „Capitale del Verdicchio“, der Hauptstadt des berühmten Verdicchio-Weissweines. Hier haben wir unser Domizil aufgeschlagen, hier ist Mit-Bloggerin Laura geboren und hier lebt Mit-Bloggerin Isabelle seit 20 Jahren. Daher ist der Artikel etwas länger – aber gespickt mit vielen Insider-Tipps!

9:00 Uhr: Frühstück

In der Bar Ruggero in der Via Giacomo Leopardi hat unser Italien-Abenteuer angefangen: hier hatten wir unsere ersten Treffen mit den Maklern. Parken können wir bequem an der Strasse. Wir nehmen einen Capuccino und suchen aus den hausgemachten belegten Broten etwas aus oder nehmen eine „Brioche“: In vielen Teilen Italiens nennt man dieses Gebäck „Cornetto“, in Frankreich Croissant, aber in den Marken und angrenzenden Regionen nennt man es Brioche. Der Capuccino schmeckt herrlich und das ist kein Wunder: Ruggero sagt, er justiere die Maschine, wenn es sein muß, mehrmals am Tag, um auch bei wechselndem Wetter und Luftdruck einen optimalen Kaffee zu erhalten.


9:45 Uhr: Poggio Cupro
Wir fahren zum Dorf Poggio Cupro, wo wir außerhalb des mittelalterlichen Kerns eigentlich immer einen Parkplatz finden. Wir betreten den Ort durch das Stadttor und sind nach wenigen Schritten auf der Piazzetta mit der Kirche San Salvatore aus dem 15. Jahrhundert. Die Kirche ist Sonntags morgens immer geöffnet. Ansonsten klingelt man beim Nachbarn, der einen Schlüssel hat. Im Inneren erwartet einen das Fresko des San Floriano aus dem Jahr 1460 und damit die älteste Darstellung dieses Heiligen der Marken.


11 Uhr: Das Kloster der weissen Mönche
Unser nächstes Ziel ist die „Eremo dei Frati Bianchi“, eine ehemalige Einsiedelei der weißen Mönche. Die Frati Bianchi, die weissen Mönche, sind ein Orden der Kamaldolenser, eines Ablegers der Benediktiner, die üblicherweise weisse Kutten trugen. Daher der Name „weisse Mönche“. Die Ordensbrüder lebten zunächst als Einsiedler in den Höhlen der Schlucht. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert errichteten sie eine Felsenkirche, die so versteckt in dem Tal liegt, dass man sie erst im letzten Moment sieht. Inzwischen leben keine Mönche mehr hier und das Kloster ist sehr behutsam von einem Verein restauriert worden. Aber der Ort hat immer noch etwas Magisches! Er hat uns schon beim ersten Besuch so beeindruckt, dass wir 2018 unsere Hochzeitsfeier dort abgehalten haben.

Es gibt 2 Möglichkeiten, das Kloster zu erreichen:
Mit dem Auto von Poggio Cupro Richtung Autobahn fahren, aber im Tal angekommen links Richtung Apiro abbiegen. Nach ca. 1,5 km biegt man links zum Agriturismo La Distesa und zum Kloster ab. Das Auto läßt man an der Schranke stehen und geht dann noch 5-10 Minuten bergauf zum Kloster.

Alternativ kann man von Poggio Cupro aus dorthin wandern: Man verläßt den Ort Richtung Cupramontana, läßt den Friedhof von Poggio links liegen und biegt die nächste Strasse nach rechts ab. Auf der weissen Sandstrasse weitergehen, bis sie endet. Danach links weitergehen, am Hof eines Bauern entlang und dann den Feldweg hinunter. Nach einiger Zeit erreicht man den Waldweg, der zur Eremo führt, biegt links ab und gelangt nach wenigen Metern zum Kloster. Der Mann von Mit-Bloggerin Isabelle hat den Weg letztes Jahr beschildert, so dass er gut zu finden ist.


13 Uhr: Mittagessen

Jetzt haben wir langsam Hunger! Wir haben 2 Tipps, dem entgegenzuwirken:

Ganz in der Nähe des Klosters ist die Trattoria da Fiorina: vom Kloster zurück zur Strasse fahren und dann links abbiegen. Weiterfahren, bis linker Hand eine Tankstelle erscheint. Im Jahr 1933 wurde das Gebäude als Lebensmittelgeschäft und Osteria geführt, wo die Pferdewagenfahrer hielten, um Sardellen oder ein Omlett zu essen. 2 Räume im Obergeschoss wurden zeitweilig auch als Klassenzimmer und Lehrerwohnung benutzt. Im Jahr 1937 wurde der Weinkeller gebaut, der vor ein paar Jahren komplett renoviert wurde. Hier kann man einen der guten Verdicchio Weine kaufen. Ab den 50er Jahren kamen die motorisierten Fahrer und konnten hier auch tanken. Fiorina, die Besitzerin, war die erste Frau in Cupramontana, die einen Führerschein hatte und sie war die erste Weinkönigin im Ort. Antonia, ihre Tochter, führt die Trattoria heute: es gibt keine Speisekarte, stattdessen gibt es jeden Tag eine traditionelle Mahlzeit, die aus Pastagang, Hauptgang und Nachtisch besteht. Preis/Leistung sind hervorragend, wobei Wasser, Wein und Café inklusive sind. Allerdings ist Da Fiorina nur in der Woche und nur mittags geöffnet. Dann ist es fast immer voll, denn die Arbeiter und Angestellten aus der näheren Umgebung gehen hier häufig essen.

Oder Ihr besucht die Trattoria Anita: in einer Seitenstrasse des historischen Zentrums von Cupramontana gelegen, ist Anita eine Legende. Anita war die Mutter der jetztigen Besitzerin Yole (von Yolanda), die inzwischen das Lokal zusammen mit ihrem Mann Donatello betreibt. In der Küche stehen ältere Frauen, die die legendäre Pasta von Anita noch selbst herstellen. Auch hier gibt es keine Speisekarte und Yolanda kommt an den Tisch, um zu fragen, was man essen möchte. Neben den seit Jahren (oder Jahrzehnten?) bewährten Gerichten wie hausgemachten Tortellini mit Sahne oder Tagliatelle mit Ragù gibt es jeden Tag der Woche ein besonderes Gericht: wir lieben den Freitag, denn dann gibt es Tagliatelle mit Thunfischsauce und Baccalà (Stockfisch mit Kartoffeln aus dem Ofen). Samstags gibt es Porchetta (Spanferkelbraten mit wilder Fenchelfüllung) – auch nicht zu verachten! Sitzplätze sind unten an der Bar oder – mein Lieblingsplatz – auf der 1. Etage in einem Raum, dessen Einrichtung den 70er Jahren entsprungen ist und wo das Essen in einem ratternden Speiseaufzug von der Küche geliefert wird. Ich habe dort Leute getroffen, die regelmässig aus dem 50 km entfernten Senigallia nach Cupramontana kommen, nur um bei Anita zu essen!

14:30 Abtei Beato Angelo

Wir fahren zur Abtei des Beato Angelo ausserhalb von Cupramontana. Ein prächtiges Beispiel für ein romanisches Gebäude aus dem 11. Jahrhundert. Der Kreuzgang ist fast immer geöffnet, aber um die Kirche zu besichtigen, muss man die Glocke des Hausmeisters läuten. Man kann Beato Angelo auch zu Fuss wandernd von Cupramontana aus bequem erreichen.

15:30: Cupramontana!
Wer an der Viale della Vittoria parkt, braucht keine Parkscheibe. Hier gibt es einen Aussichtspunkt mit herrlichem Panorama auf Apennin-Gebirge und – bei klarem Wetter – bis zum Meer!

Im Zentrum gibt es 2 Hauptkirchen: San Lorenzo und San Leonardo. Die erste hat ihre Fassade zur Außenseite der Stadt, die zweite hat ihren Eingang auf der Piazzetta. Wie die meisten Gebäude im Ort wurden auch sie im 18. Jahrhundert gebaut. San Lorenzo besticht durch seinen schönen Stuck. San Leonardo beherbergt ein wunderbares Marienbild aus dem 15. Jahrhundert. Die Legende sagt, die napoleonischen Truppen wollten in der Kirche ihre Stallungen einrichten, aber die Pferde hätten sich geweigert, den heiligen Ort zu betreten.

Die Piazzetta, der zentrale Platz im Inneren des Ortes, hat eine halbrunde Form, ähnlich wie in Lucca in der Toskana. Hier standen früher viele Häuser, die allerdings sehr heruntergekommen waren und eng aufeinander standen. Sie wurden bis 1970 alle abgerissen, und aus dem kleinen Dorfplatz wurde ein grosser Platz. Die Einwohner nennen den Platz immer noch „Piazzetta“ – kleiner Platz, auch wenn er heutzutage so geräumig ist, dass dort an den Wochenenden viele Veranstaltungen abgehalten werden. Auf dem Boden sieht man allerlei weiße Linien, die anzeigen, wo früher Gebäude gestanden haben und auf einem Schild an einer Seite des Platzes sieht man Bilder der alten Gebäude.

Der bekannteste Sohn der Stadt wurde auf der Piazzetta geboren und eine Gedenktafel erinnert an ihn: Luigi Bartolini, Maler und Schriftsteller, wurde vor allem durch sein Buch „Fahrraddiebe“ bekannt, das von Vittorio de Sica verfilmt wurde.

Cupra hat 3 Stadttore: Das älteste, die Porta Vecchia, war bis 1500 der einzige Eingang in den Ort. Danach kamen die Porta Nuova und schließlich im 18. Jahrhundert die Porta San Lorenzo, gemeinsam mit dem Rathaus. Mittwochs kann man das Rathaus besichtigen. Man betritt das Gebäude über eine große Treppe und sieht im Gebäude eine Reihe von alten, zumeist römischen Ziegelsteinen, die noch aus der römischen Siedlung stammen. Die Römer gaben ihrer Stadt, die sich damals noch auf Höhe des Friedhofes befand, den Namen Cupra Montana. Benannt nach einer Göttin der Fruchtbarkeit und Landwirtschaft. Als das römische Reich unterging, wurde der alte Ort verlassen und die Menschen flohen in den höher gelegenen Teil, wo das heutige Cupramontana steht. Der Name Cupra wurde aufgegeben und die Menschen benutzten zeitweilig den Namen Massaccio. Bis bei Ausgrabungen im 18. Jahrhundert ein römischer Stein gefunden wurde, auf dem die Bevölkerung dem Kaiser von Rom dankte. Da entschied sich die Bevölkerkung, wieder den alten römischen Namen anzunehmen. Diesen Stein kann man auch im Rathaus besichtigen.

Am Ende des Rundgangs sei das MIG, das „Musee in Grotta“ empfohlen. Hier befindet sich im wunderschönen alten Gebäude des ehemaligen Katharinenklosters das Fremdenverkehrsbüro, ein Weinetikettenmuseum, ein Garten mit typischen Heilpflanzen der Region, sowie die Enothek des Ortes.


18:30: Aperitivo-Zeit!
Den kann man direkt in der Enothek des MIG nehmen, wo man die verschiedenen Weine von 10 Winzern aus Cupramontana probieren kann.
Oder man geht in eine der Bars des Ortes, wie der Bar Scortecchini, Bar Centrale oder Bar Ruggero. Im Sommer lohnt sich auch ein Spaziergang zur Bar im „Parco Colle Elisa“. In den meisten Bars gibt es leckere Snacks dazu, wenn man ein „Aperitivo“ Getränk, also Wein, Bier oder Cocktail bestellt.

Oder man fährt nochmal in den Stadtteil Poggio Cupro zur Bar Lino: Lino und Marcella stehen seit 2011 hinter der Theke der kleinen Bar. Aber in den siebziger Jahren reiste Lino als Kellner auf den Kreuzfahrtschiffen von Princess Cruises um die ganze Welt. Das brachte ihn in die USA, in die Karibik, nach Australien und Neuseeland.

20 Uhr: Abendessen
Typischerweise geht man nicht vor 20 Uhr essen, obwohl einige Lokale für die Touristen schon früher öffnen. Es gibt die Qual der Wahl: Im Ristorante Gina gibt es neben traditionellen, hausgemachten Gerichten abends auch Pizza. Orietta oben am Platz serviert ein Olivenkaninchen zum Niederknien. Bei Rosina, an der Strasse von Cupra hinunter nach Pontemagno steht Mamma Rosina noch in der Küche und bereitet die Pasta zu. Wer nicht zuviel essen möchte, kann sich in der Pizzeria le Coloniale oder in der Pizzeria Sprint eine Pizza auf die Hand kaufen. Buon appetito!

23 Uhr oder später: Schlafenszeit.
Im Tourismusbüro oder auf den Internet-Seiten von Cupramontana Accoglie kann man sich vorab ganz komfortabel eine Unterkunft buchen!
Wer sich in Cupramontana verliebt hat, für den sind 24 Stunden natürlich zu kurz. Das Tourismusbüro hält noch einige Informationen für Aktivitäten wie Weingutbesichtigungen, Ölmühlenbesichtigungen, Pastakurse, Stadtführungen etcetera bereit.


Ci vediamo a Cupra!


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