Schon wieder eine tragische Liebesgeschichte! Aber es ist ein sooo schöner und romantischer Ausflug zum Ort des Geschehens:
Die „Grotta degli Amanti“, zu deutsch „die Höhle der Verliebten“ zu besuchen, eignet sich nicht nur zum Valentinstag, es ist auch ein sehr angenehmer Spazierweg für den Sommer. Denn der Rundweg dorthin geht vom pittoresken Ort Torre di Palme aus los und befindet sich überwiegend im kühlen Schatten des Cugnolo-Waldes.
Torre di Palme erreicht man von der Küstenstraße SS16 aus. Von Norden kommend, biegt man einige Kilometer hinter Porto San Giorgio ins Landesinnere nach Torre di Palme ab, von Süden kommend ist der Abzweig etwa 20 Kilometer nördlich von San Benedetto del Tronto.
Außerhalb des kleinen Örtchens ist ein recht großer Parkplatz, denn im Sommer ist der Ort recht beliebt für Ausflügler und scheinbar auch für Hochzeitsgesellschaften. Jedenfalls war eine solche letztes Jahr dort, als ich den Ort besuchte, und machte romantische Fotos in den verwinkelten Gässchen und Treppen und vor der Panorama-Aussicht auf die sogenannte Palmenküste der Marken. Einige nette kleine Restaurants laden zum Verweilen ein, manche sogar mit schönen Aussichten auf die umliegende Landschaft und auf die Adria.
Ortseingang Torre di Palme
Kurz vor dem Ortseingang weist ein Schild den Weg zur „Grotta degli Amanti“. Der Rundweg ist nicht sehr lang, aber er ist nicht immer klar ausgeschildert, deshalb empfiehlt es sich, ein Foto des Schildes mit der Karte des Weges zu machen. Aber keine Sorge, ich bin in Orientierung eine absolute Null, und auch ich habe den Weg alleine gefunden! Nur vor der Grotte selbst, wo man an einem Seil einen kurzen, steilen Hang hochkraxeln musste, habe ich gekniffen: ich bin beim Klettern unsicher, war alleine, hatte keine Wanderschuhe an und es dämmerte schon….
Daher hier die Beschreibung von Mit-Bloggerin Isabelle, die vor einigen Tagen dort war und mit ihrem Mann Erik den ganzen Weg gelaufen ist:
Über eine Lichtung beginnen wir unsere Wanderung auf einem Weg, der in den Wald führt. Kurz darauf wandern wir entlang einer Schlucht: Gegenüber, hoch auf dem Felsen, sieht man das Burgdorf Torre di Palme aufragen. Früher konnte man wohl bis an den Rand der Schlucht gelangen, das ist jetzt aber verboten, vermutlich wegen Erosionsgefahr.
Über Holzstege und einen Picknickplatz geht es immer tiefer in den Wald hinein, ja, man durchquert sogar einen Bambuswald.
Schließlich kommt man an eine Kreuzung, an der man links Richtung Höhle abbiegt. Bis dahin ist der Weg einfach und ohne Schwierigkeit. Aber der letzte Teil erweist sich als etwas schwieriger, da man sich mithilfe eines Geländers aus dicken Seilen zur Höhle hochziehen muss. Wer es bis zur Höhle schafft, hat danach nur noch einen kurzen Weg zum Ausgangspunkt. Wer – wie ich – vorher aufgibt, muss den Wanderweg einfach wieder zurückgehen.
Im Ort Torre die Palme hängt ein Schild mit der Geschichte der Verliebten, die auf das Jahr 1911 und auf die dunklen Jahre des italienischen Kolonialkrieges in Libyen zurückgeht: Der junge Antonio erhielt ein paar Urlaubstage, um seine Familie und seine Verlobte Laurina zu Hause zu besuchen. Schnell vergingen die genehmigten Tage Auszeit vom Krieg, doch die Verliebten konnten sich nicht trennen. So flohen sie in den nahen Cugnolo-Wald und versteckten sich 1 Woche in der besagten Grotte. Fischer aus der Nachbarschaft versorgten sie mit Brot und Sardinen. Aber schnell verbreitete sich die Nachricht, dass die Behörden bereits nach Antonio suchten, denn das unentschuldigte Fernbleiben von der Truppe galt als Desertion und wurde mit Todesstrafe geahndet. Daher flohen die beiden jungen Leute weiter in das Kirchlein San Filippo Neri. Doch die Gewissensbisse und das Gefühl, gejagt zu werden, trieb sie in den Freitod: Mit einem Schal aneinandergebunden, um auch im Tode nicht getrennt zu werden, warfen sie sich in den mehr als 70 Meter tiefen Abgrund bei San Filippo. Laurina muss direkt verstorben sein, während Antonio schwere Verletzungen an der Wirbelsäule erlitt, denen er einige Tage später erlag.
Zurück im Ort Torre di Palme gibt es noch so einiges zu sehen. Die Picener lebten im 6. Jahrhundert vor Christi unterhalb von Torre an der Küste und nannten ihre Siedlung Palme. Nach der Römerzeit verlegten die Bewohner aus Angst vor den ständigen Piratenangriffen ihr Dorf nach oben. Dort gab es bereits einen Wachturm und die Mönche, die mitkamen, bauten mehrere Kirchlein, die alle noch gut intakt sind. Heutzutage gehört Torre di Palme zur Provinzhauptstadt Fermo.
Ich war in der Kirche San Giovanni aus dem 10. Jahrhundert, und konnte einige schöne Fotos machen.
Beim weiteren Ortsrundgang gelangt man zur Augustinerkirche aus dem 14. oder 15. Jahrhundert mit einem berühmten Polyptychon von Vittore Crivelli, das 1972 gestohlen, aber bald darauf wieder gefunden wurde: Man sieht Jesus und Maria von mehreren Heiligen umgeben.
Am Ende des Dorfes schließlich die Kirche Santa Maria a Mare aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert. Die Decke ist vollständig mit Fresken verziert und Maria gewidmet und stammt aus dem Jahre 1911 (ist es Zufall, dass dies das gleiche Jahr ist, in dem Laurina und Antonio so tragisch verstarben?).
Entlang der Stadtmauer schließlich genießt man schließlich das atemberaubende Panorama der Adria.
Torre di Palme und der Spaziergang zur Höhle der Verliebten ist meines Erachtens ein absolutes Muss für Markenliebhaber. Nicht nur zum Valentinstag!
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