Ecco Le Marche

In diesen Tagen voller Krisen wird viel darüber diskutiert, ob wir unsere bisherigen Lebensweisen des Konsums, die mit der Zerstörung der Natur einhergehen, ändern sollten und wieder zurück zu einem einfacheren Leben finden sollten.

Fabrizio, der in der Nähe unseres kleinen Ortes Cupramontana lebt, hat dies schon seit den 80er Jahren umgesetzt: In dieser Zeit kaufte er ein sehr altes, heruntergekommenes Bauernhaus außerhalb von Cupramontana und lebt dort seitdem ohne moderne Technologien und ohne fließendes Wasser und Strom. Hier gründete er die Gemeinschaft der klingenden Walnüsse, den „Tribù delle Noci Sonanti“. Er öffnet sein Haus jedem, der gerne dieses einfache Leben bei ihm ausprobieren möchte – sowohl für kürzere als auch für längere Zeit. Dafür muss man nicht unbedingt etwas bezahlen, aber man muss in Haus und Garten mitarbeiten. Gessica war vor einigen Jahren ein solcher Gast und aus dieser Zeit haben sie ein gemeinsames Kind, Siddhartha, nach dem ersten Buddha und Begründer des Buddhismus, benannt. Heute leben Gessica und Fabrizio getrennt, er in Cupramontana und sie in Ligurien, und sie wechseln sich in der Erziehung von Siddhartha ab.

Ist Siddhartha ein glückliches Kind? Wie lebt es sich in solch einer speziellen Umgebung?

2016 entstand ein wunderbarer Dokumentarfilm, der diese Fragen beleuchtet: Ohne viele Erklärungen folgt der Film Fabrizio und Siddhartha in ihrem täglichen Leben. Und obwohl Siddhartha zu Hause ohne Luxus und Konsum lebt und statt Computerspielen abends mit dem Vater Karten spielt oder Bücher liest, hat er doch Freunde und Bekannte in der Umgebung, die er häufiger besucht und mit denen er sich gut versteht.

Das war für mich der wichtigste Eindruck des Films: Obschon Fabrizio eine radikale Abkehr vom Konsum vollzogen hat und ein einfaches, asketisches Leben führt, kommen er und sein Sohn wunderbar mit der Nachbarschaft und den „normalen“ Menschen klar. Keiner belehrt den jeweils anderen oder versucht, ihn zu bekehren. Fabrizio wirkt sanft im Umgang mit seiner Umwelt und Siddhartha scheint sehr aufgeweckt und voller positiver Energie und bewegt sich leicht zwischen den verschiedenen Lebensstilen von Vater, Mutter und Nachbarschaft.

Aber das Schönste ist, dass man im Film die typische, herrlich grüne Hügellandschaft unserer Region Marken sehen kann, in der es sich in Einklang mit der Natur leben lässt. Und die alten Traditionen der Gegend sieht: Fabrizio und Siddhartha bewirtschaften ihren eigenen Garten und essen hauptsächlich vegetarisch. Das einzige tierische Produkt, das sie verwenden, ist selbstgemachter Honig, von dem sie auch auf den umliegenden Märkten verkaufen, um das wenige Bargeld zu erwirtschaften, das sie benötigen. Sie waschen ihre Wäsche wie früher mit Asche und backen ihr eigenes Brot. Statt emails versendet Fabrizio Briefe, die er abends im Lichte einer alten Öllampe schreibt.

Ein wunderbarer, leiser Film über ein Leben in Harmonie und Einfachheit.
Der Film wurde auf einigen Filmfestivals vorgestellt und erhielt bei seiner ersten Premiere auf dem Biografilm Festival 2019 in Bologna den Preis für neue Talente.

Man kann ihn zur Zeit „on demand“ auf Italienisch mit englischen Untertiteln sehen, zum Beispiel unter diesem link: Noci Sonanti

Wer schonmal einen Vorgeschmack haben will, findet hier den Trailer zum Film:



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