Ecco Le Marche

In den Marken stößt man immer mal wieder unvermutet auf kleine Juwelen, so wie es letztens Mit-Bloggerin Isabelle und ihrem Mann Erik auf ihrem Weg zur Eremo von San Cataldo in Esanatoglia passiert ist: unterwegs sahen sie hoch auf einem Hügel thronend das Burgdorf Castello Collamato. Natürlich haben sie einen kleinen Abstecher gemacht. Hier ihr Bericht:

Die Besucher werden bereits am Eingangstor mit einem schönen Schild begrüßt, das darauf hinweist, dass es sich bei dem Ort um eine Burg (Castello) von Fabriano aus dem 14. Jahrhundert handelt.

Im Tor selber befinden sich noch die originalen Holztüren, und nach deren durchschreiten landeten die beiden auf einer kleinen, runden, mittelalterlichen Piazza mit einem kleinen Wasserbrunnen in der Mitte.

Die St. Paternus-Kirche am Platz ist deutlich jünger als die umliegenden Gebäude, nämlich von 1827. Ein in die Wand gemauertes Kreuz weist indes darauf hin, dass hier früher eine andere Kirche stand.

Der Platz atmet mittelalterliche Atmosphäre. Im Sommer sitzen die Bewohner bestimmt draußen auf ihren Stühlen und unterhalten sich miteinander, während die Kinder auf dem Platz spielen. Vorhänge, Pflanzen und ein herumstehendes Fahrrad zeugen von der Belebtheit.

Als Isabelle und Erik der Ausschilderung „Punto Panoramico“ (Aussichtspunkt) durch die kleinen Gassen folgen, finden sie sich im Hinterhof einiger der Häuschen wieder.

Die Bewohner können direkt auf den Apennin blicken, mit der St. Justinianskirche aus dem 13. Jahrhundert im Vordergrund.

Dann fällt ein Schild auf: Es ist strengstens verboten, Wäsche öffentlich sichtbar im Ort aufzuhängen!

Ja, wissen Fabrianos Stadträte denn nicht, dass im Ort gespannte Leinen voll wogender Wäsche für Ausländer der Inbegriff romantischer, italienischer Dörfchen sind? Na ja, den Dorfbewohnern war es egal – die Wäsche hing vor aller Augen zum Trocknen auf der Leine, denn die Oberen von Fabriano waren kilometerweit entfernt.

Das war früher anders, als ein echter Burgherr im Ort die Macht des Bürgermeisters von Fabriano repräsentierte. Historische Dokumente enthüllen, dass der Ort seinen Namen von der Familie Mattia erhielt: Coldemato oder Coldemati heißt im Grunde „Berg der Mattias“ und wurde schließlich zu Collamato. Aufgrund seiner Lage auf dem Berggipfel (502 m) wurde viel um den strategischen Ort gestritten, bis es im 13. Jahrhundert ein Abkommen zwischen den rivalisierenden Städten Matelica und Fabriano gab, dass den Ort schließlich Fabriano zusprach.

Vor der Vereinigung Italiens 1861 war Collamato sogar eine sogenannte „Comune Appodiato“ von Fabriano. Diesen Status bekamen Dörfer, die Teil des Kirchenstaates waren, manchmal zugesprochen und es bedeutete, dass sie eine gewisse Autonomie gegenüber der Hauptgemeinde, in diesem Fall also Fabriano, erhielten, und dass sie meist von einem Geistlichen regiert wurden.
Jedenfalls waren Isabelle und Erik froh, dass sie den kleinen Umweg an der Strecke nach San Cataldo in Kauf genommen hatten, um Collamato zu besichtigen.

Ein kleiner Tipp: In den alten, schweren Holztüren des Burgtores befinden sich einige geheimnisvolle Zeichen, zum Beispiel ein großes O mit einem M(und) und einem Kreuz in Form des griechischen Buchstabens T. Manche schließen daraus, dass früher Mitglieder des Templerordens hier waren: O(rdine) M(ilitae) T(empli). Oder war es doch eher die Unterschrift einer Kaufmannsfamilie?

2 km weiter in Richtung Cerreto d’Esi liegt die Wallfahrtskirche St. Anna mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die aber leider geschlossen war, als Isabelle und Erik vorbeifuhren. Grund genug, nochmal herzukommen!


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