Ein Thermalbad unter freiem Himmel und völlig umsonst! Als mein Mann mit der Wandergruppe von Cupramontana zu einer anspruchsvollen Wanderung zum Lago di Pilato aufbrach, fuhr ich kurzerhand mit und machte mich, statt zu wandern, auf, um im Thermalbad von Lu Vurghe zu relaxen. Denn ich bin eine Genußsportlerin und zuviel Quälerei muss für mich nicht sein.
Lu Vurghe liegt bei Acquasanta Terme in der marchigianischen Provinz Ascoli Piceno. Es befindet sich an der berühmten Via Salaria, der Salzstrasse, die von Porto d’Ascoli an der Adria quer durch den Apennin bis nach Rom führt. Sie gehört zu den ältesten Handelswegen in Italien und wurde wohl schon um 400 v. Chr. von den Sabinern gegründet und von den Römern ausgebaut. Heute kennt man sie als Fernstrasse Statale SS4. Die Römer hatten die Bedeutung von Salz als Mittel zur Konservierung von Lebensmitteln erkannt und sicherten sich, auch über die Salzstrasse, ihr Monopol.
In Acquasanta Terme am Fluss Tronto legten sie einen römischen Posten an, nicht zuletzt wegen der heilsamen, warmen Quellen am Ort. Um das Jahr 50 n. Chr. wurden hier die ersten Thermalbecken angelegt, denn der römische Konsul Lucio Munazio Planco hatte sich hier auskuriert, nachdem er vergeblich ähnliche Behandlungen in der Toskana versucht hatte. Im kleinen Ortsteil Santa Maria del Tronto am Ende von Acquasanta waren die ursprünglichen Therme, die jedoch von Barbaren zerstört und später im Zentrum von Acquasanta wieder aufgebaut wurden. Die Reste der ursprünglichen Becken existieren aber noch unter freiem Himmel und sind frei zugänglich. Und nicht nur das, der Speleologische Club (Höhlenforschungsclub) des Ortes kümmert sich ehrenamtlich und liebevoll um den Erhalt der Anlage, so dass sie in sehr gutem Zustand ist!
Ich parke mein Auto in Santa Maria del Tronto, packe meine Badesachen und ziehe los. Der Weg zu den Thermen Lu Vurghe ist schon im Ort ausgeschildert.
Beschilderung Lu Vurghe genug Parkplätze in Santa Maria
Der Einstieg des Weges mutet etwas merkwürdig an, denn er führt an Hühnervolieren vorbei. Bin ich richtig, denke ich? Aber mir kommen Leute mit Badelatschen entgegen, das beruhigt mich.
Der circa 300 Meter lange Fußweg zu den Thermen geht immer weiter steil bergab, teils auch mit Stufen, aber der Weg ist gut in Schuss und nur wegen meines Fersenspornes muss ich etwas langsamer gehen.
Kurz darauf geht es durch schattige Bäume weiter hinunter. Irgendwann dringen fröhliche Stimmen und Rufe zu mir und bald erspähe ich durch die Bäume die Thermalbecken.
Hier tummeln sich schon einige Leute, von Familien mit Kindern bis zu älteren Leuten mit Campingstühlen. Aber es ist nicht überfüllt und ich finde direkt einen Platz in einem der naturbelassenen Thermalbecken. Die Quelle liefert über 30 Grad heisses, heilsames Wasser das schwefelhaltig ist, einen niedrigen PH Wert hat und Kalzium, Natrium, Chloride, Jodide, Bromide und Bikarbonate enthält.
Direkt neben den Becken kann man auch im Fluss Tronto baden, der ganz klares Wasser enthält und nur dort, wo das kalkhaltige Thermalwasser zufließt, leicht türkis verfärbt ist.
Ein wunderbarer Platz mitten in der Natur – absolut entspannend, wie ich es mir vorgestellt habe!
Wer mehr Komfort möchte, der kann natürlich auch in die „neuen“ Therme in Acquasanta gehen, und sich neben dem Bad noch Fangopackungen oder Massagen gönnen. Hier kann auch kuren, wer eine Verschreibung vom Arzt hat. Der Thermalbereich steht den Hotelgästen zur Verfügung und es gibt dort Wochenend-Verwöhn-Pakete. Ich habe aber auch gelesen, dass es für nicht Hotelgäste für 48 EUR ein 90 Minuten Ticket für den Eintritt gibt.
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