Bloggerkollegin Laura und ihre Freundin Diletta haben sich an einem sonnigen Frühlingstag spontan dazu entschlossen, wandern zu gehen und sich dafür einen der beliebtesten Wanderwege im Gola Rossa e Frassasi Regionalpark ausgesucht.
Sie parken ausserhalb des kleinen Örtchens Albacina und gehen ein ganz kurzes Stück Straße in Richtung Poggio San Romualdo. Unmittelbar hinter der ersten Haarnadelkurve biegen sie rechts in den Wanderweg Nr. 116 ein, der in das Valle della Vite führt. Am kleinen Kapellchen halten sie sich rechts und folgen dem wunderschönen, doch auch recht steilen Pfad, der zur Einsiedelei S. Maria dell’Acquarella führt.
Der Weg ist bestens ausgeschildert und nach einer ruhigen Wanderung durch den Wald erblicken sie eine erhabene Jesus-Statue, die ihnen – hurra! – die Nähe der Einsiedelei ankündigt.
Die Einsiedelei S. Maria dell’Acquarella, auch unter dem Namen Romitella bekannt, thront sehr einsam auf einem Felsenvorsprung und bietet einen atemberaubenden Blick auf das unterhalb befindliche Tal und auf das Apennin-Gebirge.
Hier in dieser winzigen Einsiedelei fand im April 1529 das erste Generalkapitel der Kapuziner-Brüder (Orden der minderen Brüder Kapuziner) statt, bei dem es um Reformbestrebungen innerhalb des Franziskanerordens ging. Dieses Treffen war ein Meilenstein, denn vorher waren die Reformer, die eine radikale Rückbesinnung auf das strenge franziskanische Leben in Armut verlangten, sogar von ihrer Kirche verfolgt und eingesperrt worden. Die Herzogin Caterina Cybo aus Camerino (in den Marken) hatte sich schließlich bei Ihrem Onkel, dem Papst Clemens VII, dafür stark gemacht, den Reformer-Orden zuzulassen. Und so konnten die Kapuziner nach dem Gründungstreffen ihre erste Konstitution verfassen und ihren Orden (als Teil des Franziskanerordens) betreiben. Ihnen wurde vom Papst die dunkle Kutte mit Kapuze als Zeichen ihren Nähe zu den Werten des Hl. Franz von Assisi zuerkannt. Und wenn sie in dieser Kutte Almosen sammelnd durch die Dörfer zogen, riefen ihnen die Kinder Cappucini! Cappucini! (Kapuzen!) hinterher. So sollen sie angeblich zu ihrem Ordens-Namen Kapuziner gekommen sein.
Aber zurück zur Einsiedelei: Laura findet eine Quelle mit frischem, klarem Wasser, welches schon seit Jahrhunderten Wanderern gleichsam wie Pilgern den Durst stillte und einen sehr alten Baum, der friedlichen Schatten spendet.
Nach der Legende soll die Santa Casa (heiliges Haus), das berühmte Geburtshaus der Jungfrau Maria, hier Rast gemacht haben, bevor es weiter nach Loreto flog, wo es heutzutage in der Kathedrale zu besichtigen ist. Die wundertätige Madonna wollte scheinbar auf ihrer Reise ihren Durst an der Quelle von Acquarella stillen. Als Beweis sehe man, dass die Mulde in der von Pappeln gesäumten Talsohle die Form des Mantels der Madonna habe. Diese Legende war vermutlich eine volkstümliche Art, daran zu erinnern, dass Acquarella auf einem der vielen Pilgerwege nach Loreto lag.
Die erste Siedlung an dieser Stelle, vom Hl. Romualdo in Auftrag gegeben, stammt wohl aus dem 11. Jahrhundert. Die Kirche, die der hl. Maria gewidmet wurde, wurde, so wie sie heute aussieht, im Jahre 1441 auf Wunsch eines Einsiedlers namens Frandeno erbaut, wobei der Turm, an den sie sich lehnt, vermutlich noch älter ist.
Der Turm, der eine strategische Position mit einem guten Überblick über das Giano-Tal innehat, war wohl ein Wachturm aus der Feudalzeit, in der fast alle Hügel, die Albacina umgeben, in irgendeiner Form bewehrt waren.
Nach einer entspannenden Pause unter den Bäumen, die die Einsiedelei umgeben, geht es auf dem Wanderweg weiter aufwärts bis zu einer grasbewachsenen Ebene. An der Barriere dort gibt es nun zwei Alternativen für den Rückweg:
Erstens: Weiter auf dem Weg Nr. 116 gehen, der links in Richtung des Monte Maltempo (Unwetterberg) führt. Nach einer Weile rechts Richtung Caprareccia abbiegen und bei Caprareccia links auf den Weg 111AG hoch nach Casetta gehen. Hier wiederum links auf den 116A Wanderweg einbiegen, der hinunter bis zu dem kleinen Kapellchen führt, das Laura und Diletta am Anfang schon beschrieben haben. Von dort geht man die letzten 700 Meter wieder auf demselben Weg wie auf dem Hinweg. Wieder in Albacina angekommen, ist man insgesamt ungefähr 10 Kilometer gewandert und hat fast 800 Höhenmeter bewältigt.
Zweitens: Die andere Möglichkeit ist, an der Schranke rechts auf die Straße einzubiegen, die über Cerreto d’Esi wieder zurück nach Albacina führt. Dabei kann man noch einen Stopp an der San Leopardo Martire Kirche einlegen, und die schöne Aussicht dort genießen. Diese Alternative ist zwar bequemer, weil über Asphalt, aber mit insgesamt über 12 Kilometern (ab und bis Albacina) eben auch ein wenig länger.
Ich habe im Internet eine (italienische) Beschreibungen der Strecke mit Karte gefunden. Darauf kann man den Weg, den Laura und Diletta gegangen sind, gut nachvollziehen: https://www.outdooractive.com/en/route/hiking-route/italy/albacina-eremo-acquarella/164404693/?i=164404693
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