Ecco Le Marche

Mit-Bloggerin Isabelle hat diese Wanderung Anfang Februar gemacht, aber man kann sie auch gut in der Vor- und Nachsaison machen. An heißen Tagen sollte man sie früh am Morgen machen, denn es gibt kaum Schatten entlang der Strecke.

Die Beiden waren mit ihrem Wohnmobil im Süden der Marken unterwegs und hatten im Dorf Capradosso geparkt.

Papst Clemens XII. ordnete 1730 den Neubau dieses Dorfes in der Nähe des alten Dorfes Capradosso an, welches durch Erdrutsche und Gefechte völlig zerstört worden war. Die Archive und die wichtigen historischen Zeugnisse des ursprünglichen Dorfes existierten nicht mehr. Eine Theorie geht davon aus, dass die Einwohner von Ascoli, die im 4. und 5. Jahrhundert vor den Langobarden flohen, das ursprüngliche Capradosso gründeten. Eine andere besagt, dass es von Mönchen um das Jahr 1000 herum besiedelt wurde.

Das Dorf schien wie ausgestorben, obschon es wohl bewohnt war. In der Nähe der Piazza entdeckte Isabelle die Kirchen Santa Lucia und San Rocco, und von hier ging auch ihre Wanderung los.

Gleich außerhalb des Dorfes bogen sie rechts ab und liefen Richtung Wallfahrtskirche Santuario della Madonna della Conciliazione o di Montemisio. Ein Schild wies sie darauf hin, dass sie sich auf einem Teil des Cammino Capuccini unterwegs waren. Das ist ein Wanderweg, der 400 km quer durch die Marken von Fossombrone bis Ascoli Piceno führt. Er ist erst vor Kurzem gegründet und beschildert worden, so dass wir in späteren Artikeln sicher mehr darüber berichten werden. Weitere Informationen dazu in Englisch gibt es auf der Webseite des Cammino Capuccini.

Trotz des trüben Februar-Wetters genossen die Beiden die schöne Landschaft, die Panoramen und die Olivenhaine.

Das Heiligtum selber konnten sie schon von weitem sehen. Das historische Gebäude stammt aus dem Jahre 1782, doch bereits im 14. Jahrhundert hatten die Mönche von Farfa aus der Region Latium hier ein Kloster errichtet. Es wird vermutet, dass das Kloster auf den Fundamenten eines noch älteren, römischen Artemis-Tempels gebaut wurde.

Der Legende nach pilgerten die Menschen im Jahre 1816 während einer großen Dürre dorthin, um für Regen zu beten und prompt soll sich noch während der Prozession der Himmel zugezogen haben und der ersehnte Regen gefallen sein. Heutzutage ist das Santuario Ziel verschiedener Pilgerreisen und am 15. August wird hier das traditionelle Marienfest zelebriert.

In den 1980er Jahren übernahm der junge, dynamische Priester Don Angelo Ciancotti die Leitung der Kirche. Er krempelte die Ärmel hoch und restaurierte die Kirche mit allen Nebengebäuden. Heute kann man sich in dem liebevoll gestalteten Garten bei der Kirche zurückziehen oder auf Entdeckungsreise gehen: der Pfarrer hat Teiche und Wanderwege angelegt, viele Statuen und eine Reihe von lebendigen Tieren, wie Esel, Enten und Pfauen in den Garten gebracht.

Eine weitere Berühmtheit dieses Ortes ist eine 400 Jahre alte Eiche. Sie befand sich einst inmitten eines Eichenwaldes, der jedoch für den Bau der Adria-Eisenbahnlinie abgeholzt wurde. Nur diese eine, alte Eiche wurde verschont. Als im Jahre 1920 der damalige Pfarrer beschloss, diese Eiche trotzdem zu fällen, hagelte es Proteste der wütenden Einwohner von Capradosso und Umgebung und die ganze Aktion wurde abgebrochen!

Außerhalb des Grundstückes sah Isabelle eine hässliche Kirche in Fertigbauweise. War das vielleicht ein provisorisches Gebetshaus, weil die andere Kirche durch das Erdbeben von 2016 beschädigt worden war? Leider konnten sie dazu nichts weiteres herausfinden und es war niemand zum Fragen da.

So verließen die Beiden den Wallfahrtsort. „Wirklich lohnenswert!“ war dennoch Isabelles Fazit. Danach folgten sie der Straße und bogen in den ersten Weg auf der linken Seite ein, in die Contrada Torbidello.

Hier fielen ihnen die Calanchen auf, tiefe Einschnitte, die durch Erosion entstanden sind.

Danach nahmen sie wiederum die erste Straße links, um zu dem alten Oratorio del Verdente zu gelangen, das bereits im 11. Im 13. Jahrhundert in offiziellen Dokumenten erwähnt wurde. Auch dieses wurde von den eingangs erwähnten Mönchen von Farfa gegründet und besteht aus einem einfachen Gebäude, das den Bauern als Unterschlupf bei schlechtem Wetter gedient haben mag, aber sicher auch, um dort eine Weile in Ruhe zu beten.

Für die Entstehung des Namens Verdente gibt es zwei mögliche Erklärungen: von aquas edaquas burdentes, dem sprudelnden Wasser, das aus dem Lehmboden kam, oder von viridis, das sich auf die grüne Landschaft bezog.

Zwischen 1462 und 1463 brachte die Pest viel Unglück über das Gebiet. Die Überlebenden ließen als Dank einen Freskenzyklus des örtlichen Künstlers Pietro Albanese im Oratorium anbringen, der aber nur bei besonderen Anlässen besichtigt werden kann. Wer möchte, kann aber Fotos dieser Fresken auf dieser Website sehen. Durch eine Restaurierung in den 80er Jahren erstrahlen sie wieder in neuem Glanz.

Danach sind Isabelle und ihr Mann Erik einfach weiter der Straße gefolgt und genossen die recht spärlich besiedelte Landschaft. Unterwegs bot sich ein Blick auf den höchsten Berg der Gegend, den Monte dell’Ascensione (1103 m hoch).

Schließlich kamen sie wieder zu ihrem Ausgangspunkt, dem Dorf Capradosso, zurück, das übrigens bekannt für seine Sagra del Castagno ist, dem Kastanienfest im Oktober.

Auf der Karte hier unten ist nochmal die gesamte Route eingezeichnet:

Die leichte Wanderung erstreckte sich über ca. 11 km mit einem Höhenunterschied von 220 Metern.

Buona passeggiata !


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