Ecco Le Marche

Jetzt waren wir schon zum 2. Mal im Rahmen eines Risorgimarche-Konzertes am Potenza-Fluss wandern. Beide Touren waren zwar für meine Fitnessklasse ordentlich bergig (hin ging es fast nur hoch, zurück nur runter), aber sie führten über schöne, ruhige Waldwege und wurden mit je einem einmaligen Konzert inmitten der sybillinischen Bergwelt belohnt.

Dieses Jahr begann die kurze, 6,5 Km lange Wanderung, beim kleinen Örtchen Fiuminata.

Die Gemeinde Fiuminata ist eine sogenannte Streusiedlung, die aus mehreren Dörfern, wie Fiuminata, Castello und Pontile besteht, und liegt direkt an der Grenze zu Umbrien. Auf ihrem Gebiet, am 1364 Meter hohen Monte Vermenone, entspringt der Potenza-Fluss und mündet südlich von Porto Recanati in der Adria. Erste menschliche Funde stammen aus der Bronzezeit, aber Bedeutung erlangte Fiuminata als römische Station Statio Dubios, die an einem Abzweig der deutlich nördlicher verlaufenden Via Flaminia entlang des Flusses Potenza lag. Im 10. und 11. Jahrhundert, wurde die Gegend von den Grafen von Nocera regiert und in den folgenden Jahrhunderten entstanden die mächtigen Wehrtürme Rocca di Santa Lucia aus dem 11. Jahrhundert und heute Ruine, sowie die malerisch auf einer Felsspitze thronende Ruine der Rocca Spindoli.

Aber zurück zu unserem Konzert: Die Organisatoren hatten eine kleine Wiese direkt am Fluss als Parkplatz reserviert.

Wir hatten noch etwas Zeit und stromerten zunächst durch den kleinen Ort Fiuminata mit seinem schönen Rathaus und der mittelalterlichen Kirche Santa Maria Assunta.

Es war früher Nachmittag und außer ein paar Bauarbeitern waren kaum Menschen in dem verschlafenen kleinen Borgo unterwegs. Wir kehrten stattdessen in der Bar Centrale ein und machten uns dann auf den Weg zum Konzertgelände.

Zunächst ging es durch die Auenlandschaft des Potenza-Flusses, der hier so nah an der Quelle noch recht flach und glasklar war und an manchen Stellen sogar mit einem Treppenzugang zum Baden einlud.

Dann führte der Weg durch Felder und Weinstöcke in den Ortsteil Pontile, wo wir uns am öffentlichen Trinkwasserbrunnen mit Flüssigkeit eindeckten.

Hinter Pontile wanderten wir durch Hohlwege aufwärts Richtung Konzertwiese. Irgendjemand hatte den Weg mit kleinen Figuren, Kistchen und Mobilés dekoriert, was den kleinen Kindern der Mitwanderer viel Kurzweil beim Aufstieg bescherte. Kurz vor der Wiese mussten wir noch ein steile Schotterstrecke hinunter schlittern. Zum Glück ist mein Mann tritt-fest und bot sich mir als Stütze an.

Am Ende des Weges betraten wir die Freifläche, wo das Konzert von Eugenio in Via di Gioa gerade angefangen hatte: mit wenig Technik, einem Publikum, dass es sich auf der Wiese gemütlich gemacht hatte und einem wunderbaren Blick auf die bewaldeten Berge um uns herum.

„Besser geht es nicht!“ dachten wir und besser wurde es tatsächlich nicht: Die Band beendete ihren Auftritt planmäßig aber ohne Zugabe, weil ein Unwetter heranzog. Alle machten sich hektisch auf den Rückweg, der zum Glück auf einer breiten, unbefestigten Straße bergab führte. Was sind wir auf dem kurzen Stück alle patsch-nass geworden!

Auch der Parkplatz verwandelte sich langsam in eine Matsch-Wiese. Schnell die glücklicherweise mitgebrachten, trockenen Ersatz-Klamotten angezogen und nichts wie runter vom Parkplatz! Was für ein Wechselbad der Gefühle: dieses Jahr hatte es bislang kaum geregnet, ja ganz Europa litt unter der Trockenheit. Der Regen war also höchst willkommen, aber doch nicht auf unserem Konzert!

Bis zum Abendessen war noch etwas Zeit und so fuhren wir zum nahe gelegenen Sanktuarium der Madonna di Valcora, das jedoch wegen der Erdbebenschäden aus dem Jahre 2016 ebenfalls geschlossen war. Dieses Heiligtum aus dem frühen 15. Jahrhundert befindet sich dort, wo im Mittelalter das Dorf Serracchiano stand, und wurde im Laufe der Zeit als Einsiedelei genutzt. Es enthält Fresken des regionalen Künstlers Diotallevi di Angeluccio aus dem 14. Jahrhundert .

Danach noch einen ultrakurzen Abstecher ins hübsche kleine Dorf Castello mit seiner Kirche San Giovanni Battista, einer langen Stadtmauer und einem hohen, das Dorf überragenden Wehrturm.

Jetzt war schon bald Abendessenszeit und so fuhren wir ins benachbarte Pioraco, das mir von der letzten Wanderung her noch sehr gut in Erinnerung war. Hier verläuft der Potenza-Fluss mitten durch den Ort. Von den Brücken aus kann man dicke Forellen erspähen, die es sich im klaren, frischen Flusswasser gutgehen lassen.

An der Hauptstraße, dramatisch in den Felsen gebettet, liegt die Eremo della Madonna della Grotta. Die Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert, aber die Legenden erzählen, dass die natürliche Höhle im hinteren Teil des Kappelchens wohl schon um das Jahr 1000 von Pilgern besucht wurde. Übrigens befindet sich im Umkreis von Pioraco ein natürliches, unterirdisches Höhlensystem.

Zum Abendessen begaben wir uns in die Trattoria „Laila“ am Ortsrand neben den Cassette, den Baracken derer, die durch das Erdbeben 2016 ihr Haus verloren haben. Hier ließen wir uns mit hausgemachten Ravioloni und gegrilltem Lämmchen verwöhnen, bevor wir die Rückfahrt antraten.

Hintergrundinformationen:

Dieser Abschnitt des Potenza-Flusses ist genau das Richtige für Naturliebhaber: Er ist sehr idyllisch und bietet ein dichtes Netz von unglaublich vielen Wanderwegen, die zum guten Teil durch die bewaldeten Hänge entlang des Flusstales führen (Wir hatten Euch in einem früheren Post schon den Weg zu den Steinmonstern bei Li Vurgacci empfohlen).

Die Gegend wirkt aber überhaupt nicht überlaufen. Durch Fiuminata und Pioraco führen zudem ausgewiesene Fahrradrouten sowie für die sportlichen Radler ein „Giro dei 4 Passi“ (Rundweg über 4 Pässe), der über 67 Kilometer und 700 Höhenmeter führt. Der Fluss Potenza hat einige frei zugängliche Badestellen zur frischen Abkühlung.

Gut geführte Campingplätze, zum Beispiel bei Pioraco und bei Fiuminata werden vor allem von Wohnmobilen frequentiert, die sich auf dem weitläufigen Areal verteilen.


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