Jetzt berichten wir schon seit 5 Jahren über die Marken und haben noch keinen Blog-Post über Fossombrone gemacht! Dabei gibt es dort so viel zu entdecken. Isabelle und ihr Mann Erik hatten den Ort schon in ihrem Bericht über die alte römische Via Flaminia kurz empfohlen, aber nun hatte Laura die Gelegenheit, ihn genauer zu erkunden. Und es gibt viel zu sehen, meint sie! Hier ihr Bericht:
„Ich nehme Euch auf meiner Fossombrone-Tour mit – es geht unten vom Fluss bis hoch auf den Berg!
Mein Auto parke ich auf einem der kostenlosen Parkplätze direkt im Zentrum (hier die Koordinaten) und beginne meine Tour entlang des Corso Garibaldi mit seinen wundervollen überdachten Arkaden (ital. portici). Auffallend war, dass auf einer Seite der Straße hauptsächlich Kirchen und Palazzi stehen, während sich auf der anderen Straßenseite vorwiegend einfache Gebäude und kleine Geschäfte befinden.
Die linke Seite wird daher auch loggia dei ricchi (Reichenhäuser) genannt. Hier befinden sich unter anderem die Barockkirche San Filippo, die Sant’Agostino-Kirche, der Bischofspalast, das Rathaus und die Kathedrale. Auf der rechten Seite finden sich hingegen Geschäfte, Bars und Restaurants. Die überdachten Arkaden wurden nach dem Jahr 1000 gebaut, als auf Grund der steigenden Anzahl der Kaufleute im Ort auch immer mehr Bars und Tavernen eröffneten. Die Aufteilung der Straße in eine reiche und eine arme Seite wurde im 17. Jahrhundert auf die Spitze getrieben, als es regelrecht verboten war, auf der „reichen“ Seite Metzgereien, Bars oder Tavernen zu eröffnen.
Leider habe ich zu wenig Zeit, um jeden einzelnen dieser wunderschönen Palazzi und Kirchen zu besichtigen, denn Fossombrone bietet noch so einiges mehr zu entdecken – und das am besten zu Fuß!
Mein eigentliches Ziel ist nämlich die Ponte Della Concordia, die sich am Ende des Corso Garibaldi befindet. Diese pittoreske Brücke über den Metauro-Fluss ist zurecht ein beliebter Foto-Spot und wird auch das „Auge von Fossombrone“ genannt. Daneben lädt ein beschaulicher Park entlang des Flussufers zum Verweilen ein. Die ursprüngliche Brücke mit Steinen aus der nahegelegenen Gola del Furlo (Furlo-Schlucht) geht auf das Jahr 1792 zurück, wurde aber 1944 zerstört und 1947 möglichst authentisch wieder aufgebaut.
Als ich auf der Brücke stehe und mich umsehe, erblickte ich noch eine Reihe interessant aussehender Gebäude. Die will ich mir natürlich auch noch ansehen! Zu meiner Überraschung besitzt Fossombrone drei verschiedene, sogenannte Höfe: den Oberen Hof (Corte Alta), den Unteren Hof (Corte Bassa) und den Roten Hof (Corte Rossa).
Im Roten Hof im unteren Teil des Ortes befinden sich Privatwohnungen. Der Untere Hof – ab dem 15. Jahrhundert Wohnsitz der Herzöge von Urbino – kann zur Zeit wegen Renovierungen leider nicht besichtigt werden.
Der Obere Hof (Corte Alta) kann über zwei verschiedene, eindrucksvolle Treppen erreicht werden: eine beginnt auf dem Mazzini-Platz beim Palazzo del Magistrato gegenüber der Kathedrale. Die zweite erreicht man von der wunderschönen Barock-Kirche San Filippo aus über die Via della Speranza und die Via Lavinia Feltria della Rovere . Ich wandere über erstere hoch und nutze die zweite für den Rückweg.
Der Obere Hof ist ein ehemaliger Renaissance-Palast und Sitz der Stadtherren. Er wurde von Federico da Montefeltro ab dem 15. Jahrhundert als Herzogssitz genutzt. Die Handschrift des Architekten, Francesco di Giorgio Martini kann man gut in den verschiedenen Erweiterungen des Gebäudes erkennen. Im Palast sind heutzutage das archäologische Museum und die städtische Kunstgalerie von Fossombrone untergebracht.
Aber Moment mal: Da sind ja noch weitere Stufen, die weiter bergauf führen!
Ich gehe weiter hoch und habe einen fantastischen Blick auf die Gola del Furlo (Furlo-Schlucht) und den Metauro-Fluss unter mir! Dieser Teil von Fossombrone ist eigentlich ein eigenes kleines Dorf, das Cittadella (Zitadelle) genannt wird. Hier stand einst, auf 250 Metern über dem Meeresspiegel, die mächtige Rocca Malatestiana (Malatesta-Festung). Heute sind davon nur noch Ruinen übrig, denn 1502 ordnete Guidobaldo da Montefeltro (Sohn des bereits genannten Herzogs Federico da Montefeltro) die Zerstörung seiner Burg an, damit sie nicht in die Hände des Gegners Cesare Borgia fiel.
Während ich die wundervolle Aussicht genieße, habe ich doch völlig die Zeit aus den Augen verloren! Es wird höchste Zeit für die Rückfahrt, aber mit dem Versprechen, noch einmal wiederzukommen, um Fossombrone weiter zu erkunden!“
Kleiner Tipp, solltet Ihr am 13 Mai in der Nähe von Fossombrone sein: Die 8. Etappe des Giro d’Italia endet an diesem Tag hier mit einer Ankunft nach über 200 Tageskilometern!
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