Ecco Le Marche

Wenn die August-Ferienzeit naht, ist Hochsaison für die vielen, tollen Feste in der Region. Mir fällt es dann immer schwer, zu entscheiden, auf welches Fest ich gehe. Empfehlen kann ich die Sagra del Coniglio in Porchetta im mit 83 Einwohnern winzig kleinen Ortsteil Castellaro bei Serra San Quirico.

2022 war ich mit meinem Mann das erste Mal dort, denn ich mag das Gericht Kaninchen in Porchetta und außerdem gab es vor dem Essen eine geführte Wanderung um den Ort herum.

Eine schöne Wanderung

Die war ganz liebevoll organisiert: Jemand war vorher die Strecke abgegangen und hatte sie mit rot-weißem Band markiert, damit sich keiner verläuft. Unterwegs gab es Felder, Wiesen, Weinberge, schöne Aussichten und kleine, gepflegte Altäre zu sehen.

Nach wenigen Kilometern bekamen wir in der Ölmühle Tenuta Benedetto schon eine Stärkung mit allerlei Kleinigkeiten sowie Wasser und Wein. Und etwas später kredenzten sie uns am Wegesrand Wasser und selbstgebackenen Kuchen. Einfach toll!

Der Rückweg führt durch Hohlwege und vorbei an der Ruine der Rotorscio-Burg. Die Burg war seit dem 13. Jahrhundert Sitz verschiedener Herrscherfamilien. Mit der napoleonischen Besatzung im 19. Jahrhundert verlor sie jedoch an Bedeutung und die Bewohner von Castellaro bedienten sich an den Mauern und Steinen, um ihre eigenen Häuser zu bauen oder auszubessern. Deshalb soll man bis heute noch Steine mit Wappen und Inschriften der Burg an den Häusern im Dorf finden!

Ein Teil des Weges, den wir gingen, gehört übrigens zum Kapuziner-Wanderweg, der auf 400 km quer durch die Marken führt.

Mittagessen auf dem Fest

Schließlich erreichten wir wieder das Festgelände, bekamen nach der sonnigen Wanderung schöne schattige Plätze in der Halle und ein kleines Geschenk: Olivenöl von der Tenuta und einen kleinen Erinnerungstaler aus Holz. Dann wurde das Menü samt Wein aufgetischt, das im Preis der Wanderung inbegriffen war (ich glaube, alles zusammen kostete 8 oder 10 EUR). Das war mit Pasta, Kotelett und Salat auch super-lecker und reichlich – aber leider war es kein Coniglio in Porchetta (Kaninchen in Porchetta), für das wir ja gekommen waren.

Zweiter Anlauf im nächsten Jahr

Also fuhren wir im nächsten Jahr wieder hin, dieses Mal abends. Fürs Essen gab es schon eine lange Schlange, aber wie immer hat niemand gejammert oder gedrängelt. Netterweise kamen auch Freiwillige vorbei und verteilten schonmal Wein an die Wartenden. Einmal an der Kasse, bestellten und bezahlten wir und bekamen dann einen jungen Mann zugewiesen, der sich um alles Weitere kümmerte: Er suchte uns einen schönen Platz an einem der Biertische draußen und brachte uns dann Essen und Getränke, wie wir sie bestellt hatten, darunter nun auch das berühmte Coniglio in Porchetta.

Coniglio in Porchetta – Traditionsessen der Gegend

Der Bezeichnung der Zubereitungsart „in Porchetta“ verweist auf das schon seit dem Mittelalter in Mittelitalien bekannte Gericht „Porchetta“. Da steckt schon das Wort „porc“ (Schwein) drin und bezeichnet einen mit wildem Fenchel und anderen Zutaten gefülltes Spanferkel. Das Gericht kennt und schätzt man in der Toskana, im Latium, in Umbrien, der Emilia Romagna und den Marken. Kaum ein Fest, auf dem es nicht serviert wird.

Etwas jüngeren Datums, aber auch schon circa 250 Jahre alt, ist indessen die Abwandlung, bei der statt eines Spanferkels ein Kaninchen mit Fenchel gefüllt wird. Es ist nicht so verbreitet wie das schweinische Original, sondern wird hauptsächlich in den Provinzen Cesena, Rimini, Pesaro/Urbino und Ancona serviert. Wenn Ihr es irgendwo auf der Speisekarte seht, kann ich es nur empfehlen!

Hier gab es eine klassische Variante, bei der das Kaninchen mit Fenchel, Knoblauch, Gewürzen und zerhackter Schweineschwarte mariniert und anschließend außen knusprig gebraten wurde. Die Haut war danach kross wie bei einer Schweinehaxe. Eine noch feinere Zubereitungsart ist die, bei der das Kaninchen entbeint wird und dann zusätzlich zu den Gewürzen noch mit Schweinemett gefüllt ist. Das Wichtigste, schreiben die Leute von der Sagra auf ihrer Internetseite, ist der intensive Fenchelgeschmack. Deshalb ist es am Besten im Sommer, wenn der wilde Fenchel überall wächst.

Was für ein Zufall

Und während wir nach dem Essen darauf warten, dass die Band zu spielen beginnt, lade ich einige Bilder vom Fest in Facebook hoch. Da bekomme ich eine Kurznachricht von Mitbloggerin Laura, die auch vor Ort war, um einem norwegischen Freund ein typisch italienisches Fest zu zeigen. Sie saß 4 Tische weiter. Was für ein Zufall in diesem kleinen Dörfchen. Zufall? Vielleicht auch nicht, denn obwohl das Dorf gerade mal 80 Einwohner hat, kommen an manchen Tagen bis zu 800 Besucher aufs Fest.

Tipps

  • Auch 2024 findet das Fest wieder statt, und zwar vom 2. bis 4. August. Es ist inzwischen die 59ste Edition!!!
  • Auf der Speisekarte stehen neben dem berühmten Kaninchengericht auch Rigatoni all’Oca (Pasta mit Gans), Gnocchi alla Papera (Pasta mit Entensauce), die berühmte porchetta vom Schwein, Arrosticini (kleine Lammspießchen) und Pizza aus dem Holzofen.
  • Jeden Abend gibt es dazu Live Musik und andere Darbietungen.

Dieses Mal bin ich natürlich auch wieder dabei!


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