La Morra ist ein antikes Fingerspiel, ähnlich wie Papier-Stein-Schere, das seit mehr als 3000 Jahren im gesamten Mittelmeerraum gespielt wird.
Es ist in Italien noch immer sehr beliebt und auch in unserer Region Marken sehr lebendig. Kein Wunder: die erste schriftliche Aufzeichnung des Spiels in Italien ist aus dem Jahre 1324 und stammt aus Esanatoglia in der Provinz Macerata.
Elke entdeckt La Morra auf dem Trüffelfest in Sant’Angelo in Vado.
Wir waren auf einem Trüffelfest in Sant’Angelo in Vado im Norden der Marken. Beim Flanieren entlang der Verkaufsstände in der Altstadt hörten wir schon von weitem laute Schreie, die von vor einer Kneipe zu kommen schienen.
Was ist denn da los? Eine Kneipenschlägerei hatten wir in unseren idyllischen Marken noch nie erlebt! Als wir näher kamen, sahen wir einen Auflauf von Männern, von denen sich einige heftig anschrien. Darum herum im Kreis andere, die dem ganzen aufmerksam zuschauten, sowie jeweils eine Person, die sich Notizen auf einem Klemmbrett machte.
Ein Anwohner erklärte uns, dass es sich um ein Turnier des antiken Spieles La Morra handelte. Und tatsächlich: die Protagonisten hielten jeweils eine Hand im Rücken und mit der anderen zeigten sie in schneller Folge einige Finger und schrien sich dabei laut Zahlen zu.
Die Regeln:
Das Spiel wird von zwei Spielern gespielt: Sie strecken gleichzeitig eine Hand aus und zeigen dabei einen bis fünf Finger. Zur selben Zeit ruft jeder Spieler eine Zahl zwischen 2 und 10 aus. Derjenige, der die Summe der von beiden Kontrahenten gezeigten Finger erraten hat, bekommt einen Punkt. Erraten jedoch beide die Summe, gibt es keinen Punkt. Wer am Ende eine bestimmte Punktzahl (in Italien oft 16 oder 21) erreicht hat, gewinnt die Partie.
Es wurde unheimlich schnell gespielt, sodass wir kaum folgen konnten. Das war aber so gewollt, damit die Spieler intuitiv spielten und nicht viel Zeit zum Nachdenken hatten.
La Morra in der Region Marken
La Morra wird häufig auf Festen bei uns in der Region gespielt, wobei den Bestplaziertesten Gewinne – meist in Naturalien wie einem Schinken oder einer Wurst – überreicht werden. Es gibt sogar eine Assoziation der La Morra-Spieler in den Marken, die sich um den Erhalt dieser Tradition bemüht und regionale Turniere ausrichtet, bei denen jeweils Teams von 2 Spielern gegeneinander antreten. Im September 2024 hat übrigens ein Team aus Sant’Angelo in Vado dabei den 2. Platz gemacht!
Es ist kein reines Glücksspiel, denn Versuche haben gezeigt, dass erfahrene Spieler erfolgreicher als unerfahrene sind. Beobachtung des Gegners und Gedächtnis sind dabei sehr wichtig. Dennoch wurde es im faschistischen Italien in Kneipen verboten, da es als Wettspiel galt. Das Verbot besteht immer noch, daher spielten die Leute in Sant’Angelo in Vado vermutlich auch vor der Kneipe und nicht drinnen.
Ein kurzweiliges Spiel für Kinder und Erwachsene.
Natürlich wird das Spiel auch von Kindern gespielt – schließlich ist es einfach zu spielen und benötigt keine Gegenstände. Es wird aber auch, ähnlich wie bei uns Papier-Stein-Schere, zum Auslosen genutzt.
Probiert es doch mal aus!
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