Ecco Le Marche

Wir berichten immer gerne über das marchigianische Kunsthandwerk, weil es so typisch für diese Region ist. Aber der beste Weg, es zu verstehen, ist, es selbst zu erleben. Zum Beispiel in einem praktischen Workshop oder beim Besuch einer typischen Künstler-„Bottega“ (Werkstatt).

Das letztere durften Isabelle und Laura spontan unternehmen, als sie durch die Gassen von Cagli spazierten, um Material für unseren letzten Artikel zum Valentinstag zu sammeln. Denn sie hatten ursprünglich, so sagt Laura, den Besuch in Linda Zepponis Werkstatt gar nicht geplant und am Ende sind sie dann mehr als 2 Stunden dort geblieben!

Linda ist eine talentierte Majolika-Künstlerin und ihr Werdegang ist alles andere als gewöhnlich. Selbst wer keine große Kunstkenntnis besitzt, sieht es ihren Werkstücken an.

Wenn Ihr, genau wie wir, auch keine Kunstexperten seid, dann sollten wir nun erstmal bei den basics anfangen:

Majolika ist eine zinnglasierte Keramik, die in Lindas Werkstatt von verschiedenen talentierten Künstlern hergestellt wird. Zunächst werden die irdenen Objekte in eine Grund-Glasur getaucht und dann farbig gestaltet. Die Farben, die meist aus Metall-Oxyden bestehen, sind erdig, ja fast staubig, und trockenen sehr schnell. Aber mit einem feuchten Schwamm kann man sich wieder behelfen. Die Farben werden unter anderem aus Kobalt (für Blau), Kupfer (für Grün) und Mangan (für Braun) gewonnen.

In der Gegend um Cagli wird sogar ein eigener Farbtyp benutzt, der aus den Resten der Farbpigmente gewonnen wird, die in dem Gefäß verbleiben, in dem die Pinsel ausgewaschen wurden. Es ist eine Art Braunton, der „mezza tinta“ (Halbe Farbe) genannt wird.

Bemerkenswert auch, dass nach dem Trocknen der Farbe auf dem Ton nochmals sehr filigrane Muster auf das Objekt aufgebracht werden können. Dies geschieht aber nicht durch malen einer neuen Schicht Farbe, sondern durch einritzen der Oberfläche. Da die Farben ja sehr trocken und fast staubig sind, geht das recht gut. Dann geht es ab in den Brennofen. Linda hat dafür einen kleinen Ofen in ihrer Werkstatt, aber einen noch größeren bei sich zu Hause.

In Linda’s Werkstatt wird nach der alten Casteldurante Tradition gearbeitet. Diese Kunst kommt aus dem Montefeltro, unweit von Urbino in den Marken und war im 15. und 16. Jahrhundert in Italien populär. Die klassischen Motive erkennt man am weissen Hintergrund kombiniert mit feinen Pinselstrichen.

Klassische Majolikatechniken werden vor allem verwendet, um Vasen, Kerzenständer und Geschirr zu gestalten. Aber Linda’s Kreativität hört damit nicht auf:

Sie hat verschiedenste Kunsthandwerke nacheinander studiert, von Metallbearbeitung über Kupferstechen, Goldschmiedearbeiten, Edelsteinfassungen bis hin zu künstlerischer Keramikgestaltung. Sie wurde mit der Zeit zu immer exklusiveren Kunstworkshops zugelassen und arbeitete mit Hilfe erfahrener Künstler kontinuierlich daran, ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Als sie schließlich Ihre eigene Werkstatt eröffnete, war sie noch sehr jung, aber schon entschlossen, ihren eigenen Stil zu finden, ohne jedoch ihre erste Liebe, die Majolika-Kunst, zu verleugnen. So begann sie zunächst, mit Farben zu experimentieren und anstelle des klassischen weissen Untergrundes ein helles Beige zu verwenden.

Bis sie schließlich bei ihrem eigenen Blau landete, dass sich „Linda Blau“ nennt und heute ihre ureigene Handschrift ist.

Aber Kunst rastet nicht! Während der Pandemie begann Linda etwas ganz Neues: Sie verwendete ein sehr lebhaftes Rot, und entwarf eine moderne Majolika-Variante, mit der sie schöne, starke Frauen zeichnete, die meist umgeben von typischen Blumen der Marken gezeigt werden.

Seit einiger Zeit ist sie in das Zentrum von Cagli umgezogen (direkt gegenüber dem Theater) und ihr Laden wirkt dort wie ein geheimes Fenster in eine magische Welt. Hier gibt sie auch Kurse für jeden, den die Neugier gepackt hat: Es braucht keine Vorkenntnisse, um aus so einem Workshop eine selbst gefertigte Majolika mit nach Hause zu bringen.

Linda’s Kunst lebt von den Inspirationen, die sie durch lokale Künstler und die Menschen aus der Region bekommt. Sie nimmt an vielen Workshops teil und hält selber welche ab und sie experimentiert, wie ihre Majoliken mit anderen Materialien, wie Holz, Textilien und Naturstoffen, zusammenwirken:

Interessierte sind in ihrem kleinen Laden in Cagli willkommen, oder können auf Ihrer Internetseite oder ihrem Instagram Profil stöbern oder in ihrem e-shop ganz entspannt von zu Hause aus einkaufen.

Sowohl im Shop als auch im e-Shop könnt Ihr übrigens auch ein Majolica-Starter-Set kaufen und damit Eure eigenen Objekte gestalten!

Und über den Veranstalter Marchecraft bietet Linda einen ungewöhnlichen Kurs an, wo Ihr lernen könnt, Textilien, wie zum Beispiel T-Shirts, mit Majolika-Technik zu verzieren.


0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert