Bodybuilding und feine Kochkunst – das paßt nicht zusammen. Die einen rühren sich ihr Essen aus Eiweißpulver zusammen, die anderen sind Feingeister des Geschmackes. Habe ich gedacht, bis ich auf die Geschichte des „Maciste“ aus Castelplanio, einem kleinen Ort in den Marken, gestoßen bin.
Stefano Marzi, heute um die 70 Jahre und bis heute erfolgreicher Bodybuilder, ist gleichzeitig passionierter Koch und Besitzer des Restaurants „Mac’Iste“ in Castelplanio. Wegen des Bodybuildens nennen sie ihn mit Spitznamen „Maciste“, einem Herkules-ähnlichen Helden, der vom Dichter Gabriele D’Annunzio erfunden wurde. Zig Filme bis in die frühen 70er Jahre wurden Maciste gewidmet – viele davon auch in deutscher Bearbeitung. Aus „Maciste“ wurde „Mac Iste“, weil Stefano Marzi in seinem Pub neben traditionellen italienischen Gerichten wie Pizza und Pasta auch Hamburger anbietet – natürlich hausgemacht. Denn er ist sein ganzes Leben lang schon Koch und hat in großen Häusern in Florenz und Rom gearbeitet, wie zum Beispiel im 5 Sterne Hotel „Bernini Bristol“ an der Piazza Barberini in Rom. Bevor er sich vor 40 Jahren seinen eigenen Traum erfüllte und das „Mac’Iste“ in Castelplanio in den Marken eröffnete.
Was aber Maciste in der kulinarischen Welt legendär macht, ist ein Pasta-Gericht, die „Macheroncini al Fumé“. Das genaue Rezept ist geheim, auch wenn es oft kopiert wird: viele Restaurants der Gegend bieten das Gericht an, aber keines kommt an das Original heran. Mit-Bloggerin Laura sagt, in ihrer Jugend war „Pasta al Fumé“ das ultimative Party-Essen, das nie fehlen durfte. Zahlreiche marchigianische Mütter haben sich also ebenfalls daran gemacht, das beliebte Gericht nachzukochen. Die Krönung aber war sicher ein Artikel, den die italienbekannte Feinschmeckerzeitschrift „La Cucina Italiana“ ihm 2016 widmete, und in dem sie weitere Details des – wie sie selbst sagen – „mythischen“ Gerichtes preisgeben.
Mit meinem Faible für interessante Biografien und meiner Liebe zu gutem Essen, mußte ich das „Mac’Iste“ natürlich besuchen. Der erste Versuch scheiterte schon daran, daß wir nicht reserviert hatten und der Laden rappelvoll war. Aber dann klappte es: Das Restaurant erinnert eher an einen englischen Pub und ist wohl auch bis spät nachts geöffnet – eine Seltenheit in Italien, wo man normalerweise nicht den ganzen Abend in einer Kneipe verbringt. Wir geben unsere Bestellung ab – natürlich wählen wir die „Macheroncini al Fumé“, sowie eine Pizza. Während wir warten können wir die Dekoration betrachten – überall stehen Pokale und hängen Urkunden von Macistes Siegen bei Bodybuilding Wettbewerben. Und dann kommt er auch kurz aus der Küche, mit Kochschürze und Muskeln, die prall das T-Shirt füllen, und sagt uns freundlich und eher bescheiden im Auftreten, daß unser Essen gleich kommt.
Die Pizza schmeckt uns gut, aber die Macheroncini sind ein Gedicht! Fumé heißt rauchig und tatsächlich hat die Sauce zarte Raucharomen. Gerüchteweise kommen 3 Sorten Käse, Tomaten, Sahne und Pancetta (italienischer geräucherter Speck) und nicht näher spezifierte Gewürze hinein. Und selbst die halbe Portion ist so mächtig, daß ich denke, ich muß nachher ins Fitness Center, um das wieder gut zu machen. Als wir das Lokal verlassen, sind wir wohlig gesättigt.
Ich komme auf jeden Fall wieder! Sobald ich wieder mit dem Sport angefangen habe und mir die Kalorien leisten kann!
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