Ecco Le Marche

Sassoferrato liegt in der Mitte der Marken trägt das Prädikat „Borghi piu belli d’Italia“, das die schönsten Dörfer Italiens auszeichnet. Es ist ein Ort mit erstaunlich vielen Sehenswürdigkeiten und einer beeindruckenden Geschichte. Und zum Glück hat sich dort ein Tourismusverein von jungen, engagierten Leuten gegründet hat, der sich „Happennines“ nennt und aus Gabriele, Sara, Marco and Letizia besteht. Ihr Ziel ist es, Sassoferrato bekannter zu machen und so betreiben sie heute die Touristeninformation und einige der Museen am Ort. Mit Hilfe etlicher Freiwilliger machen sie lokale Kulturstätten der Öffentlichkeit zugänglich und organisieren zahlreiche Veranstaltungen. Sie organisieren bei Bedarf auch englischsprachige Führungen. Wir waren begeistert!

Das Team von Happennines hat uns an 2 Tagen die bekannten und weniger bekannten Attraktionen von Sassoferrato gezeigt. Wir möchten Euch hier ein Beispiel geben, wie man einen äußerst spannenden Tag in Sassoferrato verbringen kann:

9:00 Uhr: Frühstück in der Bar Cristallini

Gabriele haben wir in der Bar Cristallini , die in der Via Cavour in der Unterstadt von Sassoferrato liegt, zum Frühstück getroffen. Hier gibt es wunderbar duftenden Capuccino und die typischen Croissants, die in Italien Cornetto heißen, in den Marken aber verblüffenderweise auch schon einmal „Brioche“ genannt werden, und die es mit vielen verschiedenen Füllungen gibt. Die Bar bietet auch hausgemachte Kuchen und Kekse. Alternativ kann man den Morgen auch in der Bar La Mimosa in derselben Straße beginnen.

9:30 Uhr: Archäologisches Museum

Das „Museo Civico Archeologico“ ist ein modernes Museum, das die Funde aus der archäologischen Ausgrabungsstätte Sentinum wunderschön darbietet. Jeder Raum enthält ein wertvolles Mosaik, das das Thema des Raumes vorgibt. Viele der ausgestellten Funde wurden in den 1920er Jahren außerhalb von Sassoferrato gemacht, wo sich die römische Stadt Sentinum befand.

So fanden sie ein wunderschönes Mosaik des Gottes Aion, dessen Original leider in München gelandet ist. Aber im Museum gibt es eine Kopie. Oder das Original einer byzantinischen Ikone des heiligen Demetrio, die 2004 auch schon einmal im MOMA in New York ausgestellt wurde.

11:00 Uhr: Historische Ausgrabungen von Sentinum

Bei Sassoferrato liegen die Ausgrabungen von Sentinum, die sich über ein Gebiet von 15 Hektar erstrecken: ein Teil liegt innerhalb der Stadtmauern und ein Teil außerhalb – durch einen Wanderweg komfortabel verbunden. Hier finden sich draußen an der frischen Luft die Reste von alten Thermalbädern, römischen Straßen und Mauern. Sentinum war zu seiner Zeit eine der wichtigsten römischen Ansiedlungen, bis heute bekannt durch die berühmte „Schlacht der Nationen“, die hier 295 vor Christus stattfand. Ich werde dazu in kürze einen separaten Artikel machen.

Laura und Isabelle haben sich nachher im Sentinum Bistrot erfrischt. Allerdings sucht das Bistrot zur Zeit einen neuen Pächter – hat jemand Interesse?

13:00 Uhr: Mittagessen im Agriturismo „La Vecchia Stalla“

In Italien kann man in vielen sogenannten Agriturismos sehr gut essen. Angeschloßen an landwirtschaftliche Betriebe gibt es dort oft erstaunlich gute Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten. „La Vecchia Stalla„, zu deutsch „der alte Stall“ ist so ein Familienbetrieb, der etwas außerhalb von Sassoferrato liegt. Maria Laura betreibt ihn und die ganze Familie hilft mit. Das Essen ist hausgemacht und vieles kommt sogar aus dem eigenen Garten, wie die Salate und eingelegten Gemüse. Aber Vorsicht – die Portionen sind riesig und das Essen günstig, selbstverständlich begleitet von lokalem Wein und gefolgt von selbstgemachten Nachtischen.

14:30 Mühle „Mulino della Marena” und danach historischer Stadtkern von Sassoferrato

Auf dem Rückweg nach Sassoferrato empfiehlt es sich, einen Abstecher zur Santa Maria del Ponte Kirche und der benachbarten Wassermühle „Mulino della Marena“ zu machen. Die Mühle ist vom Besitzer Gilberto liebevoll instand gesetzt und produziert hauptsächlich Mehl. Aber nicht nur das, die Wasserkraft wird auch genutzt, um ein Sägewerk zu betreiben, Wäsche zu trocknen und Nüsse und Getreide und mahlen. Die Mühle kann auf Anfrage – zum Beispiel über Happennines – besichtigt werden.

Auf dem Rückweg steigen wir zur Altstadt auf, über der der „Rocca Albornoz“ thront. Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde von Kardinal Albornoz errichtet, um seine Macht zu demonstrieren. Entsprechend beeindruckend ragt der Turm hervor und man hat von dort einen herrlichen Ausblick über die Ebene. Wer den steilen Aufstieg scheut, kann auch mit dem Auto in die Altstadt hochfahren, denn in der Nähe des Rocca kann man gut parken. Bei Laura und Isabelles letztem Besuch wurden sie in der Altstadt von Edgardo empfangen, der in freiwilliger Arbeit alle Kirchen des Ortes für Interessierte offenhält. So zum Beispiel die Kirche San Pietro, in der es gar eine Gefängniszelle für Priester gab! Man kann noch die in die Mauer gekritzelten Inschriften der Delinquenten sehen. Edgardo weiß alles über den Ort, aber er ist eigentlich von Beruf Tischler. Seine alte Werkstatt ist immer noch in Betrieb und stolz zeigt er uns eine gerade von ihm gefertigte Holz-Gitarre.

Eine weiteres Juwel ist das Museum der “Künste und Traditionen” der Gegend. Alleine der Gebäudekomplex, der aus einem alten Kloster entstanden ist und mit der Zeit erweitert wurde und sich um einen dreieckigen Innenhof erstreckt, ist sehenswert. Einst vom Mönch Stefano Troiani gegründet, ist die Sammlung stetig erweitert worden und bietet einen unglaublich umfassenden Eindruck des vergangenen Landlebens in und um Sassoferrato: alte landwirtschaftliche Geräte, ganze Wohnungseinrichtungen mitsamt historischer Kleidung, medizinische Geräte und alte Werkstätten. Besonders beindruckt hat mich die Vollständigkeit der Sammlung, aber auch die wunderbare Gestaltung der einzelnen Ausstellungsräume – alles sehr liebevoll gemacht. Um ins Museum zu gelangen muß man sich in der Touristeninformation anmelden, wo man auch Führungen buchen kann.

19:00 Uhr: Aperitivo in der Bar Memory’s

Es war ein unheimlich intensiver Tag. Jetzt bietet sich an, bei einem Aperitiv zu relaxen. Das geht in den Bars in der Unterstadt, die wir heute morgen schon kennengelernt haben und in der benachbarten Bar Memory’s, wo man an alten Nähmaschinentischen sitzen kann. Oder aber oben in der Altstadt in der Bar Castello. In den meisten Bars gibt es zum Aperitiv eine Reihe von kleinen Häppchen zu essen, so daß der Aperitiv auch gut das Abendessen ersetzen kann. Wer aber richtig essen möchte, hat auch hier eine gute Auswahl:

20:00 Uhr: Abendessen 

Wir empfehlen, in der Altstadt zu bleiben. Dort gibt es eine Reihe guter Restaurants. Gabriele von Happennines empfiehlt zum Beispiel Agriturismo Antico Muro, Ristorante La Taverna di Bartolo oder Hostaria La Rocca im Zentrum. Alternativ gibt es das Restaurant Antico Mulino außerhalb bei den Sentinum-Ausgrabungen.

Ecco Le Marche & Happennines

Weitere Tipps:

In der Piazzale Castelletti gibt es Stellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen

Alle 2 Jahre an Karfreitag gibt es ein beeindruckendes Passionsspiel – dieses Jahr ist es wieder soweit und ich werde es mir nicht entgehen lassen!

Jedes Jahr gegen Ende Juli wird die “Schlacht der Nationen” zwischen Römern, Picenern, Etruskern und Galliern auf dem Gelände des Sentinums nachgespielt.

Für weitere Informationen rund um einen Besuch in Sassoferrato: http://www.happennines.it/


2 Kommentare

Anne Simonetti · 1 November 2019 um 12:31

Hallo, ich komme aus Deutschland und bin mit einem Sassoferratonese verheiratet..Wir kommen jedes Jahr zu Besuch nach Sassoferrato. Ich kenne dieses bezaubernde Städchen in und auswendig aber jetzt habe ich doch noch einiges Wissenswerte dazu gelernt.
Finde Heppenninnes wunderbar. Viel Glück

    elke · 1 November 2019 um 16:38

    Vielen Dank, Anne, für das positive Feedback! Das freut uns sehr. Ich werde Dein Kompliment auch gerne an das Team von Happeninnes weiterleiten – ich finde sie auch sehr gut und engagiert und habe schon Führungen bei ihnen gebucht. Viele Grüße! Elke, Isabelle, Laura vom eccolemarche.eu Blog

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