Jeden 2. Sonntag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fronleichnamsfest (in Italien: Corpus Domini), das vielerorts mit Blumen-Prozessionen gefeiert wird. In Belgien gibt es das auch noch viel, und auch meine Mutter kann sich sehr gut an solche Prozessionen erinnern.
In Cupramontana wird diese Tradition noch sehr gepflegt:
Die Vorbereitungen dazu fangen schon Wochen und Monate vorher an und der halbe Ort ist daran beteiligt: Die Schüler im Ort, unter Anleitung der Kunstgeschichte-Lehrerin Rita Uncini, entwerfen Motive, aus denen die Lehrer die „Gewinner“-Zeichnungen auswählen, die daraufhin dem örtlichen Schreiner übergeben werden. Dieser erstellt aus den Zeichnungen große Schablonen, die für die Blumenteppiche verwendet werden.
In der Zwischenzeit versammeln sich Freiwillige um Cupramontana und beginnen nach schönen Blüten mit geeigneten Farben zu suchen: Ginster nehmen sie meist für das Gelb, Rosen für das Rot und frisch geschnittenes Gras für das Grün. Danach sammeln ganze „Pflück“-Trupps die Blütenblätter in Tüten, Taschen, Kisten und Kartons. Da Corpus Domini nicht immer am selben Datum ist, kann es sein, daß manche Blütenfarben in manchen Jahren selten sind. Dann wird mit eingefärbten Holzspänen ausgeholfen.
Neben den geometrischen Mustern kümmert sich die Kunstlehrerin auch um Reproduktionen berühmter Kunstwerke, die bereits 1 bis 2 Wochen im voraus mit Blumen, Gräsern und Körnern erstellt und in stundenlanger Arbeit aufgeklebt werden.
Am Sonntag nach Fronleichnam versammeln sich in den allerfrühesten Morgenstunden zahlreiche Erwachsene und Kinder, um die Straßen mit den Blumenteppichen zu dekorieren. Hier kommen jetzt auch die Holzschablonen zum Einsatz. Wenn man früh kommt, kann man die letzten Freiwilligen noch beim eifrigen Dekorieren beobachten. Da der größte Feind der Blumenkunstwerke Hitze und Sonne sind, werden sie von Freiwilligen den ganzen Tag lang mit Wasser besprüht.
Der Höhepunkt des Tages ist die Prozession mit dem Allerheiligsten, Monstranz genannt, die eine Hostie als Sinnbild Gottes enthält. Sie geht von der Kirche San Lorenzo aus und geht durch die Hauptstraßen der Stadt. Nur der Priester mit dem Allerheiligsten darf dann über den Blumenteppich schreiten, alle anderen gehen neben den Teppichen her. Anschließend endet die Prozession meist mit einer Messe unter freiem Himmel.
Die Blumengebilde bleiben noch bis ca. 18 Uhr bestehen, damit sie von allen bewundert und fotografiert werden können.
Wie ich anfangs schon sagte, ist der Brauch, zu Fronleichnam Blumenumzüge zu Ehren des Herrn zu machen, sehr verbreitet. Die Laien-Helfer in Cupramontana haben es aber zu einiger Berühmtheit gebracht: vor wenigen Wochen waren sie in Ligurien eingeladen, um dort bei der Blumendekoration des Ortes zu helfen!
2 Kommentare
Ursula Becker · 6 Juli 2019 um 15:35
In diesem Jahr war ich nicht nur an den Vorbereitungen beteiligt, sondern durfte auch das Ergebnis im Dorf in Augenschein nehmen. Es war einfach der Hammer, was da ausgelegt war. Eine Freundin schrieb mir, das sieht ja phänomenal aus. Ich empfehle jedem, der zu dieser Zeit hier in der Gegend zu Besuch ist, diese Kunstwerke zu betrachten. Ein weiteres Highlight in den Marken.
Ursel
isabelle · 6 Juli 2019 um 22:01
Danke Ursel hoffentlich bist du naechtstes Jahr wieder dabei und vielleicht deine Freundin auch !