Stellt Euch einmal vor, mit 85 bis 90 km/h auf einem Skateboard zu fahren. Und jetzt stellt Euch vor, mit dieser Geschwindigkeit auf dem Skateboard eine kurvenreiche Straße 2,7 km lang bergab zu fahren. Ja und, es gibt weder Bremsen, noch Lenkstangen, noch einen Motor zum Stoppen, Beschleunigen oder Drehen.
Das ist ungefähr, um was es im „Verdicchio Race“, dem Longboard und Streetluge-Downhill Wettbewerb nächste Woche in Poggio Cupro, einem kleinen Dörfchen in der Nähe von Cupramontana, geht.
Meine Mit-Bloggerin Laura hat Roberto Marasca, Mit-Organisator des „Verdicchio Race“ und Veteran des Longboard Wettbewerbes, interviewt.
Er erklärt mir als Laien als Erstes den Unterschied zwischen Longboard und Streetluge: Das Longboard sieht einem Skateboard ähnlich und ist nur länger und schwerer, weil es ja zum schnellen Fahren und nicht zum Springen und für Stunts gedacht ist. Der Fahrer steht auf dem Board und trägt eine Lederkombi, einen Helm, verstärkte Handschuhe und verstärkte Sohlen, um mit den Schuhen bremsen zu können. Mit dem Longboard erreichen sie Höchstgeschwindigkeiten bis 85 km/h. Wenn sich der Fahrer auf dem Board drehen will, muss er eine sogenannte Rutsche ausführen. Dabei stützt er sich mit der Hand auf dem Boden ab und kann sich so um die Achse des Armes drehen.
Auf dem Streetluge dagegen befindet sich der Fahrer mit den Füßen voran sitzend oder liegend auf dem Brett. Streetluges erreichen bis zu 90 km/h. Hier wird sehr stark mit dem Körper gesteuert und wiederum mit verstärkten Sohlen gebremst. Das Material der Sohlen ist dasselbe wie das von Autoreifen!
Beide Disziplinen sind international bekannt und es gibt Meisterschaften, sowie überall auf der Welt Trainingsrouten dafür. In der Schweiz werden für die Trainingseinheiten der Fahrer sogar öffentliche Straßen gesperrt.
Warum aber haben sich Roberto und seine Mitorganisatoren Federico Barboni und Matteo Fioretti für die Marken entschieden? Nun, sie kommen aus den Marken und haben erkannt, dass die Hügel der Marken für die internationalen Champions sehr attraktiv sein könnten. Die Teilnehmer des Rennens kommen von überall her, zum Beispiel aus den Niederlanden, Italien, Deutschland, den USA, Russland, Ägypten, Brasilien und Grönland!
Da das Rennen quasi direkt vor unserer Haustür vorbeigeht, haben wir über die Jahre mitbekommen, wie sich das Verdicchio Race aus einem kuriosen lokalen Seifenkistenrennen heraus weiterentwickelt hat zu dem Worldcup Rennen, das es inzwischen geworden ist. Wobei ich das Seifenkistenrennen damals auch spannend fand, denn dabei fuhren die zumeist Einheimischen auf abenteuerlich konstruierten Fahrzeugen tollkühn den steilen Berg hinunter. Inzwischen geht das Rennen ins 5 Jahr und seit circa 3 Jahren ist es international und auf Skateboards spezialisiert. An einem Tag findet zusätzlich noch die italienische Meisterschaft statt.
Roberto und seine Freunde träumen davon, die Haarnadelkurven der Marken noch bekannter und für den Downhill-Sport zugänglich zu machen. Die Marken könnten eine Paradies für Downhill Skater werden. Denn das würde sich auch auf die lokale Wirtschaft positiv auswirken. Schließlich sind dank des Rennens der „Verdicchio“ Wein und das Dorf Poggio Cupro international bekannt. Denn Teilnehmer wie Zuschauer haben nach dem Rennen ordentlich Durst. Und was ist da besser als eine Flasche Verdicchio Wein! Den gibt es sogar in der berüchtigten Bar in der sogenannten Campari-Kurve, der schwierigsten Kurve des Wettbewerbes.
Das folgende Video macht deutlich, wie schnell und kühn die Fahrer und Fahrerinnen die Strecke hinabrasen:
Nächste Woche ist es wieder soweit: Dann verwandelt sich unser Dorf in ein regelrechtes Skater-Dorf. Die meisten Teilnehmer campen auf einem eigens für sie eingerichteten Campingplatz in Cupramontana. An 4 Tagen geht es wieder heiß her bei der italienischen Meisterschaft und bei dem WM Qualifikationsrennen. Daneben gibt es noch einen Freeride Wettbewerb ohne Konkurrenz.
Vorher wird die Strecke mit Heuballen sicherer gemacht. Und inzwischen gibt es sogar richtige Busse, die die Skater jeweils nach dem Rennen wieder nach oben zum Start transportieren. 2011 waren es noch Pick-ups und Traktor-Anhänger, auf denen die Teilnehmer mit Ihren Gefährten hochgebracht wurden.
Wer vom 10. bis 13. Juli in der Gegend weilt, sollte sich dieses Weltklasse-Spektakel mit seinen verrückten…. ähem, leidenschaftlichen Fahrern nicht entgehen lassen. Hier gibt es das Programm: Verdicchio Race 2019.
2 Kommentare
Ursula Becker · 6 Juli 2019 um 14:57
Das habt ihr gut gemacht. Ich wünsche euch allen viel Spaß. Leider müssen wir Mittwoch abreisen.
Ursel
isabelle · 6 Juli 2019 um 22:02
Danke , und bald bist du wieder in den schoenen Marken !