Wir haben in den letzten Artikeln viel über das Essen, die Natur und die Ortschaften unserer Region geschrieben – wie wäre es zur Abwechslung mit ein bisschen Kultur? Die Marken, deren herausragendes Merkmal ja die Vielfältigkeit ist, hat auch kulturell einiges zu bieten.
Zum Beispiel haben sie eine enorme Dichte und Vielfalt an Theatern: seien es Operntheater, römische Theater, klassische Theaterbauten oder gar Amphitheater. Deshalb werden die Marken auch die Region der 100 Theater genannt. Genau genommen sind es sogar 101, wie eine Studie im Jahr 2004 herausfand.
Die klassischen Theaterbauten gehen auf das 18. Jahrhundert zurück, wo in den Marken auf 1 Million Einwohner 113 aktive Theater kamen. Das muß man sich einmal vorstellen, was in den Marken zu der Zeit kulturell losgewesen sein muß! Zum Vergleich: Deutschland als Land der Dichter und Denker besitzt bei circa 80 Millionen Einwohnern gerade mal 142 öffentliche Theater, 220 private Theater, 130 Opernorchester, 80 Festspiele und 150 Theaterbühnen ohne festes Ensemble (Quelle: Deutscher Bundesverband der Theater und Orchester).
Heutzutage entdeckt man nicht selten in kleinen Dörfern wunderschöne Theater aus dieser Zeit. So stand ich beim Verdicchio und Jazzfest in Montecarotto auf dem Dorfplatz und sah einen schönen Eingang. Ich dachte, da gehe ich mal gucken und fand mich in einem kleinen Theater mit schön bemalten Logen und Decke wieder. Oder das Gemeindetheater von Chiaravalle bei Ancona.
Oder das Theater in Monte San Vito, das gerade mal 150 Plätze hat und das 1758 von einer Olivenmühle in ein Theater umgebaut wurde. Das Theater gehörte damals 18 Familien. Im 20. Jahrhundert übernahm die Gemeinde das Theater, um es zu renovieren, aber vorher musste sie mit unzähligen einzelnen Besitzern, den Nachfahren der 18 Familien, verhandeln.
Jedes dieser Theater hat eine eigene Geschichte zu erzählen und hat seine eigene künstlerische Note, wie zum Beispiel Freskengewölbe oder hölzerne Balkone oder opulente Dekorationen im Foyer, so wie das Theater in Macerata, das Plätze für mehr als 550 Leute bietet.
Da wundert es nicht, dass sich einige berühmte Musiker und Komponisten in den Marken niederließen, um sich künstlerisch weiterzuentwickeln: Der berühmte Opernkomponist Rossini lebte in Pesaro und der Komponist Pergolesi, dessen musikalischen Einfluss einige Experten größer einschätzen als den von Bach und Mozart, kam aus Jesi. Der Komponist Gaspare Spontini, der sogar Kammerkomponist der Kaiserin Josephine in Paris wurde, wurde in Maiolati geboren, so dass sich das Dorf nach seinem Tod in „Maiolati-Spontini„ umbenannte. Die Sopranistin Anita Cerquetti kam aus Montecosaro. Da die Theater seit der Renaissance (italienisch: Rinascimento) immer mehr an Bedeutung gewannen, hat darüber auch das musikalische Erbe der Marken enorm zugenommen.
Die Opernsaison ist hier in der Gegend sehr beliebt, aber die Theater werden auch für Theateraufführungen, Ballet, Musicals und Komödien und kleine Laienaufführungen genutzt. Von Jahr zu Jahr wird das Angebot immer interessanter – und egal, ob Ihr nun große Oper in Macerata sehen wollt, oder ein Laienspiel in einem der vielen kleinen Dorftheater – es ist immer für jeden etwas dabei.
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