Ecco Le Marche

Vom 1. bis 4. Mai feiern die Anconetaner immer ein großes Volksfest zu Ehren ihres Schutzpatrones San Ciriaco. Dieses Jahr ist es wegen der Corona-Beschränkungen leider ausgefallen, aber wir hoffen doch sehr, dass wir nächstes Jahr dabeisein können, wenn hunderte von Ständen auf dem Boulevard della Vittoria aufmachen.

Wer war San Ciriaco?

Er war Jude, hieß Giuda (Judas) und lebte im 4. Jahrhundert. Er half der Kaiserin Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, bei der Suche nach dem Heiligen Kreuz in Jerusalem und konvertierte nach dessen Auffindung zum Christentum. Fortan nannte er sich Judas Cyriacus, wobei Cyriacus für „dem Herrn geweiht“ steht. Er wurde später zum Bischof von Jerusalem geweiht, starb aber am 1. Mai 363 im heiligen Land einen schrecklichen Märtyrertod. Er wurde fürchterlich gequält und musste unter anderem flüssiges, heißes Blei schlucken.

Wie kommt Ciriaco denn nach Ancona?

Nun, zeitweise, und zwar vor seiner Ernennung zum Bischof von Jerusalem und vor seinem Martyrium, war er Bischof von Ancona und blieb einige Zeit dort. Der offiziellen Darstellung nach wurden seine Überreste im 5. Jahrhundert von der römischen Kaiserin Aelia Galla Placidia nach Ancona überführt und zunächst im Dom Santo Stefano beigesetzt. Im 11. Jahrhundert erhielt die Kirche San Lorenzo den Titel Dom und San Ciriaco zog dorthin um.

Die Legende ist aber viel spannender: Danach soll sein Leichnam nämlich in einem Sarg vor der Küste Anconas angetrieben und von Seeleuten mit Seilen aus dem Schilf gezogen worden sein.

Noch heute kann der Heilige im Dom von Ancona verehrt werden, der malerisch auf dem Guasco Hügel über Ancona thront und schon von weitem gut sichtbar ist. Hier komme ich sehr gerne mit Besuchern hin, denn es bietet sich eine schöne Mischung aus Aussicht aufs Meer und einer recht eigenwilligen Kathedrale mit einer mystischen Krypta.

Ancona wurde einst von den Griechen gegründet, der Name Ancon bedeutet „Ellbogen“ und bezieht sich auf die Form der Bucht von Ancona. Die Griechen ließen im 4. Jahrhundert vor Christus einen Aphrodite-Tempel auf eben jenem Hügel errichten, auf dem der spätere Dom gebaut wurde. Noch heute kann man im Boden des heutigen Domes Reste dieses Tempels sehen.
Im 6. Jahrhundert nach Christus wurde diese frühchristliche Basilika San Lorenzo errichtet und ab dem 14. Jahrhundert in San Ciriaco umbenannt. Sie wurde mehrfach umgebaut und erhielt die Form eines griechischen Kreuzes.

Das Gebäude wurde allerdings mehrfach im ersten und im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und schließlich noch von dem Erdbeben 1972 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Erst 1977 wurde der Dom dann wiedereröffnet.

Wer den Dom besucht, hat von dem kleinen Parkplatz oben zunächst einen atemberaubenden Ausblick auf den Hafen von Ancona und das Meer.

Das Portal, aus griechischem Marmor und dem weißen Stein des Conero erbaut und von zwei venezianischen Löwen gesäumt, die der berühmte Architekt Vanvitelli dort errichten ließ, empfängt die Besucher.

Das Innere ist weitestgehend nüchtern in einer Kombination aus romanischem und byzantinischem Stil: Die hölzerne venezianische Gewölbedecke stammt aus dem 17. Jahrhundert, die Kuppel ist eine der ältesten Italiens aus dem 13. Jahrhundert.

Auffallend links in der Mitte ist ein großes, illuminiertes Gemälde in einer eigenen kleinen Kapelle: Dies ist die Madonnenkapelle, die von Vanvitelli für das Gemälde „Königin aller Heiligen“ entworfen wurde. Es wurde von einem wohlhabenden venezianischen Kaufmann gestiftet, um Maria für seine Rettung aus einem Schiffbruch zu danken. 1796, zur Zeit der Besatzung durch Napoleon, soll die Marienstatue die Augen geöffnet und die vor ihr betenden Gläubigen angelächelt haben – ein Zeichen, dass alles gut werden würde. Und tatsächlich ließ Napoleon, nachdem er die Marienkapelle gesehen hatte, den Dom und seine Schätze in Ruhe.

Das Wichtigste ist aber die Krypta von San Ciriaco, zu der man einige Stufen hinabsteigen muss. Hier fallen die üppigen Dekorationen aus Gold auf, die in Kontrast zum fast nüchtern wirkenden oberen Kirchenraum stehen. Nach dem Erdbeben von 1972 beschloss man, den Körper von San Ciriaco wissenschaftlich zu untersuchen. Man fand in seiner Kehle und seinem Magen Blei ausgekleidet, sowie einige andere Anzeichen der verschiedenen Folterungen, denen er in seinem Martyrium ausgesetzt war. So konnten die Wissenschaftler bestätigen, dass es sich tatsächlich um den Heiligen handelte.

Beim Verlassen des Domes sieht man ein paar Meter abseits einen schönen Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert und daneben eine Statue von Papst Johannes Paul II, die 2004 zur Erinnerung an den Besuch des damaligen Papstes errichtet wurde.

Wenn Ihr herkommen solltet, genießt die Aussicht, den bemerkenswerten Dom und steigt danach hinab in die Altstadt von Ancona, die noch so einiges weitere zu bieten hat.


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