Silberne Herzen, hölzerne Krücken in allen Größen, Bilder von Menschen, die beinahe verunglücken: dies ist die Welt der Ex-Votos, auch Votivgaben oder Votive genannt. Damit danken die Leute für ein erbetenes Wunder, wie zum Beispiel für die Heilung von schwerer Krankheit oder dafür, dass sie vor einem großen Unglück bewahrt wurden. Votivgaben kennt man schon aus dem Altertum, aber sie erlebten einen regelrechten Boom im Christentum der Barockzeit. Die Gaben können Bilder sein, Schmuckstücke oder Gegenstände, die einen Bezug zu dem erbetenen Wunder herstellen, wie die Krücken desjenigen, der von einer Beinverletzung geheilt wurde, oder das Bild eines Autounfalles, der glimpflich verlaufen ist. Man kann sie in vielen Kirchen in Italien finden, aber ich kenne sie auch aus Kirchen in der französischen Bretagne, wo viele Votivgaben als Dank für gesund wieder heimgekehrte Seeleute zu finden sind.
Mit-Bloggerin Isabelle, die solche Votivgaben schon in ihrer Kindheit fasziniert haben, als sie mit ihren Eltern Wallfahrten ins piemontesische Oropa im Norden Italiens machte, hatte vor einigen Jahren bei einer Wanderung mit der Cupramontana-Wandergruppe die Wallfahrtskirche La Madonna della Rosa (die Madonna der Rose) entdeckt, die einen besonders reichen Votivschatz (so wird die Sammlung aller Votivgaben in einer Kirche genannt) besaß.
Mit ihrem Mann Erik machte sie sich dieses Jahr auf dem Weg, um diese Kirche in der Nähe von Ostra nochmals aufzusuchen:
Sie parkten außerhalb von Ostra und folgten den Schildern zur Madonna della Rosa zu Fuß. Das neoklassizistische Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde im September 1755 eingeweiht.
Bis 1668 gab es hier zunächst nur eine kleine Kapelle mit dem Bild einer Madonna mit Rose und davor eine kleine Quelle. Jeden Tag brachten die Leute Blumen zu ihrer geliebten Madonna. Im Jahr 1666 brachte ein Unbekannter eine weiße Lilie zur Quelle, die monatelang nicht verwelkte. In ungefähr dieser Zeit ging auch ein junges Mädchen namens Anna in die Kapelle, um für ihre todkranke Mutter Maria Catarina zu beten. Nach dem Gebet entnahm sie etwas Wasser aus der Quelle und gab es ihrer Mutter zu trinken, die danach sofort geheilt war. Die Nachricht dieser Wunder verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so dass nun viele Menschen speziell hierher kamen, um ihre drängendsten Gebete zu sprechen. Diejenigen, deren Wünsche erfüllt worden waren, spendeten der Madonna ein Votivgeschenk.
Auch Geldspenden gingen ein, so dass die Kapelle im Jahr 1668 zu einer kleinen Kirche erweitert werden konnte. Hinter dem Altar wurde ein Brunnen gegraben, der von der wundertätigen Quelle gespeist wurde, die selbst bei größter Trockenheit nie versiegte und bislang immer einen konstanten Wasserpegel von 80 cm hielt.
Nachfolgend wurden mindestens 139 Wunder aufgezeichnet, die aufgrund von Gebeten zur Madonna, durch das wundertätige Quellwasser oder gar durch das Öl der Öllampe unter dem Bild hervorgerufen worden waren. Daher versah man die Maria mit Kind auf dem Bild 1726 mit einer Krone und später sogar mit 12 Sternen über dem Kopf. Die Kirche selber wurde zur Wallfahrtskirche erhoben.
Die Zahl der Gläubigen wuchs immer weiter, genau wie die Zahl der Votivgaben, so dass 1755 ein neuer Anbau der Kirche eingeweiht wurde. Die ursprüngliche, kleine Kapelle wurde vollständig in die neue Kirche integriert, mit einer Kuppel voller Fresken und einem goldenen Rahmen um das wundertätige Bild herum.
Wurde 1721 noch eine kleine Orgel installiert, so waren es 1782 schon zwei Orgeln.
1885 baute man einen Glockenturm dazu.
Selbst die Fassade wurde mit einer Statue der Madonna versehen.
1953 erleichterte man den Zugang zum Wunderwasser, indem man einen kleinen Brunnen an der hinteren Seite der Kirche errichtete. Der ursprüngliche Brunnen hinter dem Altar blieb jedoch unter einer Abdeckung erhalten.
Man könnte dort einen ganzen Tag verbringen, nur um sich die ganzen Votivgaben anzuschauen, hinter denen sich oft dramatische Geschichten von Leid und Unglück verbergen, die aber dank Gebeten und Wundern gut ausgegangen sind.
0 Kommentare