Eine unserer Nachbargemeinden heißt Maiolati Spontini. Wir haben uns oft gefragt, was dieser sehr ungewöhnliche Name bedeutet. Es stellte sich heraus, dass Spontini der Name eines sehr einflussreichen Komponisten, unter anderem am Hof von Napoleon, war.
Spontini wurde 1774 in der Gemeinde Maiolati geboren und starb dort im Jahre 1851, nur wenige Monate, nachdem er für immer in sein Heimatdorf zurückgekehrt war. 1939 wurde sein Name dem Namen der Gemeinde hinzugefügt, sodass diese unsere Nachbargemeinde seitdem eben Maiolati Spontini heißt.
Spontini Museum in Maiolati
Seit 1951 befindet sich das Museum Gaspare Spontini im ehemaligen Haus des Komponisten: Er hatte es 1842 zusammen mit seiner Frau Céleste Erard gekauft und ließ es umbauen, bevor die beiden 1850 dort einzogen. Gaspare verstarb nur wenige Monate später. Nachdem auch seine Frau 1878 gestorben war und beide keine Kinder hatten, wurde das Gebäude für verschiedene Zwecke umgenutzt, vom Lagerhaus bis hin zur Schule und ab 1951 schließlich als Museum.
Dieses Jahr feiert die Region Marken den 250. Geburtstag ihres berühmten Komponisten, sodass zahlreiche Veranstaltungen geplant sind. Als Inspiration mag dieses Video dienen:
Giornate FAI – Tag des offenen Denkmals im Spontini-Museum
Die Öffnungszeiten sind sehr rar, aber während der FAI-Tage, einer Art Tag des offenen Denkmals, gab es die Möglichkeit für meine Mit-Bloggerin Isabelle, das Museum nochmals zu besuchen. Sie hatte es schon einmal mit dem Archeoclub von Cupramontana besichtigt, aber damals waren keine Fotos erlaubt. Hier ihr Bericht:
Zunächst sahen wir uns den Garten hinter dem Haus an, der heute leider lediglich eine Wiese ist. Zur Zeit von Céleste muss es ein wunderschöner botanischer Garten gewesen sein.
Im Eingangsbereich wurden wir schon vom Künstler in Form einer Büste begrüßt. Über eine Treppe (das alte Holzgeländer wurde bei einer Restaurierung durch ein gusseisernes mit den Initialen Spontinis ersetzt) gelangten wir in den ersten Stock.
In den verschiedenen Sälen, oft mit wunderschön verzierten Decken, waren die Werke des Meisters in chronologischer Reihenfolge ausgestellt. Doch zuerst sahen wir seinen Taufschein: Gaspare Spontini war der 2. von 5 Söhnen und sollte eigentlich, wie seine Brüder, Priester zu werden.
Er besuchte zunächst das Priesterseminar in Jesi, verließ es aber bald wieder, da er seine Berufung zur Musik entdeckte. Das Musikkonservatorium in Jesi wurde daraufhin seine neue Schule, aber er erhielt auch Unterricht bei Niccolò Bonanni, einem sehr unterschätzten Musikmeister aus Cupramontana. Eine Gedenktafel neben dem Tor San Lorenzo in Cupramontana erinnert an diesen Unterricht.
Nach einiger Zeit durfte Spontini das bedeutende Konservatorium in Neapel besuchen, bevor er 1803 nach Frankreich ging. Hier komponierte er seine wichtigsten Werke am kaiserlichen Hof von Napoleon unter dem Schutz der Kaiserin Josephine.
Spontinis Opern
Seine wichtigsten Kompositionen wurden jeweils in den aufeinanderfolgenden Museumsräumen ausgestellt, oft mit den Originalpartituren und Zeichnungen der Kostüme der ersten Aufführungen.
Sein größter Erfolg wurde La Vestale, eine Oper über die vestalische Jungfrau Giulia, in der während eines verbotenen Rendezvous mit Licino, in den sie verliebt war, das heilige Feuer erlosch. Der heilige Priester verdammte Giulia dazu, lebendig begraben zu werden. In letzter Minute wurde sie durch ein Wunder vor diesem schrecklichen Tod bewahrt.
Während unseres Rundgangs begegneten wir anderen wichtigen Werken Spontinis wie Milton, Ferdinand Cortez und L’Olympia.
Der junge Richard Wagner ließ sich, wie er selber schrieb, von Spontini beeinflussen und schrieb als Nachruf zu dessen Tod:
Verneigen wir uns ehrfurchtsvoll vor dem Grabe des Schöpfers der Vestalin (Anm. von Elke: La Vestale), des Cortez und der Olympia.
Quelle: „Wagner und Spontini“ von Hans Engel, 1955. Darin zitiert er aus Wagners gesammelten Schriften.
Auch Goethe hielt viel von Spontini und hatte eine Zeit lang eine rege Korrespondenz mit diesem.
1818 ernannte ihn der französische König Ludwig XVIII zum Ritter des königlichen Ordens der Ehrenlegion.
In Jesi erhob man ihn 1822 in den Adelsstand.
1820 berief ihn der preußische König Friedrich Wilhelm III an seinen Hof in Berlin, wo er den Titel Generalmusikdirektor erhielt. Daraufhin adaptierte er einige seiner Meisterwerke für den preußischen Hof.
Außerdem komponierte Spontini ein Ehrenlied für Friedrich-Wilhelm III.
Nach dem Tod Friedrich Wilhelms III wollte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm IV Spontinis Dienste jedoch nicht mehr in Anspruch nehmen und warf ihm gar Untreue vor. In Dresden arbeitete er zwar eine Zeit lang noch mit einem jungen, aufstrebenden Komponisten namens Richard Wagner zusammen, kehrte dann aber nach Paris und London zurück, bevor er 1850 endgültig nach Maiolati zog.
Die Privatgemächer
Wir betraten als Nächstes im zweiten Stock des Museums den interessanteren Teil für die Nicht-Musikliebhaber. Denn hier befanden sich die Privaträume von Spontini und seiner französischen Frau Céleste Erard: das Schlafzimmer, in dem er starb, seinen Schreibtisch, an dem er noch immer Musik schrieb, seine privaten Wohnräume und die seiner Frau.
Außerdem sind 2 Klaviere ausgestellt, auf denen er komponierte und die von der Firma Erard stammen, die dem Vater und dem Onkel seiner Frau gehörte.
Parco Colle Celeste
Dort hingen auch Entwürfe zum Park des Colle Celeste. Im Jahr 1846 begannen im Auftrag von Spontini und seiner Frau die Arbeiten für einen öffentlichen Park in Maiolati, der jedoch letztendlich ein einfacher Park mit einer Marienstatue und einem schönen Blick auf die Umgebung wurde.
Heute gehen die Einwohner von Maiolati gerne im Sommer dort spazieren, um unter den schattigen Bäumen Abkühlung zu finden. Es gibt auch einen Spielplatz und es finden im Sommer Veranstaltungen statt.
Mausoleum für Spontini
Die Führung ging weiter durch die Kirche San Giovanni.
Hier befindet sich das Grab von Spontini. Unmittelbar nach seinem Tod wurde sein Leichnam jedoch zunächst in die Kirche Santo Stefano von Maiolati gebracht, da das Mausoleum in der Kirche San Giovanni noch nicht fertig war.
Die Kirche Santo Stefano beherbergt übrigens eine wunderschöne Orgel des berühmten venezianischen Orgelbauers Callido aus dem 18. Jahrhundert, die Gaspare Spontini 1811 seinem Bruder Don Antonio, dem damaligen Pfarrer dieser Kirche, und dem Organisten Don Venanzo, einem weiteren Bruder von ihm, schenkte.
Im Jahr 1853 wurde sein Leichnam schließlich in das Grabmal überführt, das sich links in der Kirche San Giovanni befindet.
Über dem Altar sahen wir ein besonderes Kunstwerk aus dem 19. Jahrhundert, das Céleste unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes in Rom bestellt hatte: ein Kruzifix, das an einem Gemälde mit dem Titel Kreuzigung mit Maria, Johannes und Magdalena befestigt ist.
Der Platz gegenüber dem Grabmal war eigentlich für das Grab von Céleste vorgesehen. Sie starb jedoch in Frankreich im Alter von 88 Jahren und wurde auf dem berühmten Friedhof Père la Chaise in Paris beigesetzt. Gelegentlich werden Stimmen laut, ihren Leichnam nach Maiolati zu überführen … .
Tipps:
Das Spontini-Jahr begann am 17. März 2024 mit einem Konzert im Theater Pergolesi in Jesi. Kein Geringerer als der weltberühmte neapolitanische Dirigent und Ex-Direktor der Mailänder Scala Riccardo Muti durfte das Jubiläumsjahr eröffnen. Wenn Ihr Euch für weitere Veranstaltungen zum 250-jährigen Bestehen von Spontini interessiert, besucht einmal diese Website.
Wenn Ihr das Museum besuchen möchtet, folgt dessen Facebook-Seite.
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