Ecco Le Marche

Der Tag der Befreiung am 25. April, der für die Italiener das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete, ist einer der größten nicht-religiösen Feiertage in Italien. Wer möchte, kann an einer der zahlreichen Zeremonien und Ehrungen an Kriegsdenkmälern oder auf Soldatenfriedhöfen beiwohnen.

Einen besonderen Gedenkort findet man im Wallfahrtsort Loreto. Dieser besitzt einen beeindruckenden polnischen Friedhof, der zwischen 1945 und 1946 für die 1090 (oder 1112?) gefallenen Soldaten des 2. polnischen Korps angelegt wurde.

General Wladyslaw Albert Anders und das 2. polnische Korps

Als Russland noch auf der Seite der Nazis stand, gerieten zahlreiche polnische Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft. So auch der General Wladyslaw Albert Anders. Als Deutschland schließlich in seinem Größenwahn auch Russland angriff, unterbreiteten die Russen dem General den Vorschlag, aus verschiedenen Divisionen ehemaliger polnischer Gefangener eine Armee zu bilden, die gegen die Wehrmacht kämpfen sollte.

Dazu musste General Anders zunächst die russischen Soldaten und deren Offiziere in den verschiedenen Gefangenenlagern Russlands ausfindig machen. Da Russland die Truppen nicht versorgen konnte oder wollte, begann für diese eine Odyssee, die über den Iran und den Mittleren Osten führte und schließlich in Italien endete.

Das Korps von General Anders spielte dort eine heldenhafte Rolle in der brutalen und lang andauernden Schlacht um das Kloster Montecassino (zwischen Rom und Neapel) im Mai 1944. Dadurch erzielten die Alliierten einen entscheidenden Durchbruch durch die deutschen Linien, ein Meilenstein in der Befreiung Italiens!

Die Befreiung des Wallfahrtsortes Loreto

Anschließend kämpften sie an der Seite einer britischen und einer italienischen Armeeeinheit sowie der Partisanenbrigade Maiella für die Befreiung der wichtigen Hafenstadt Ancona. Zu diesem Zweck landeten sie Mitte Juni 1944 in Loreto. Am 1. Juli wurde der Wallfahrtsort befreit, allerdings um den Preis vieler gefallener polnischer Soldaten.

Loreto - polnischer Soldatenfriedhof

Der polnische Soldatenfriedhof in Loreto

Der Friedhof wurde ab 1941 entlang der Scala Santa (Heilige Treppe) angelegt. Diese 400 Stufen bilden eine Abkürzung zwischen dem Bahnhof von Loreto und dem Zentrum des Wallfahrtsortes.

Man kann den polnischen Friedhof daher über zwei Wege erreichen: entweder über die Oberstadt, wo man entlang der Stadtmauer parken und einen kleinen Teil der heiligen Treppe hinuntergehen muss. Oder man parkt am Bahnhof und steigt die Santa Scala hinauf.

Bei der ersten Variante beginnt die Treppe gegenüber der Porta Marina, von wo aus man einen tollen Blick auf den Monte Conero hat. Ein Holzkreuz aus dem Jahr 1941 begrüßt hier alle Besucher.

Über eine kleines Treppchen gelangt man zum Eingang des polnischen Soldatenfriedhofs, der vom Orden der Heiligen Familie oder den polnischen Schwestern gepflegt wird. Wie immer fällt einem sofort die Strenge und Stille auf, die auf Soldatenfriedhöfen vorherrscht.

Denn wenn man all die Gräber mit Kreuzen sieht, wird man automatisch still; schließlich steht jedes Grab für ein geopfertes Leben.

Auf den Kreuzen stehen keine Geburtsdaten, sondern lediglich das Sterbedatum und der Name des Gefallenen. Aber wir sehen auch Gräber von unbekannten Soldaten. Die Gräber der gefallenen jüdischen Soldaten und eines Moslems haben ihre eigenen Grabsteine mit Davidstern beziehungsweise mit Halbmond.

Der Friedhof erhielt seinen Ehrenplatz direkt unterhalb der berühmten Loreto-Basilika, um der polnischen Armee zu danken, die ihre Zerstörung verhindert hat.

Zudem bietet der Friedhof einen schönen Ausblick auf die zahlreichen Olivenbäume, die Loreto und den Monte Conero umgeben.

Von Zeit zu Zeit kommen scheinbar auch Familienangehörige, um ein Grab ihrer gefallenen Verwandten oder Vorfahren zu besuchen:

Nie wieder Krieg?

In unserer heutigen Zeit sind wir leider weit davon entfernt, so scheint es …


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