Ecco Le Marche


Als Mitbloggerin Isabelle das Ipogeo in Piagge besichtigt hat, bekam sie von der Dame, die die Führung machte, einen weiteren Tipp: Eine der längsten Wandmalereien Europas befände sich hier in den Marken!

Sie verwies dabei auf einen entsprechenden Artikel in einer Zeitschrift. Das Kunstwerk befände sich etwas weiter entfernt in Cerbara, einem Ortsteil von Piagge. Das wollte Isabelle natürlich mit eigenen Augen sehen. Sie schreibt über ihre Entdeckung:

Im Jahr 2020, also während der Corona-Zeit, realisierte der Künstler Natale Roberto Patrizi, Künstlername Agrà, ein 113 Meter langes Wandgemälde auf einer tristen Mauer, die den Kanal säumte, der vom Fluss Metauro abgeleitet ist.

Wir fanden es sofort und parkten gegenüber der langen Wandmalerei vor einer Bar, die vor kurzem wohl dauerhaft ihre Türen geschlossen hatte. Hier sind die Google-Koordinaten dazu.


Der Künstler Agrà wählte für sein Hauptwerk ein wichtiges historisches Ereignis aus, welches hier in der Gegend stattgefunden hat: die Schlacht am Metauro im Jahr 207 v. Chr. Hasdrubal Barkas, der Bruder des karthagischen Kriegsherrn Hannibal, hatte mit 30.000 Soldaten und einigen Elefanten ebenfalls die Alpen überquert, um seinem Bruder zu Hilfe zu eilen.

Aber der römische Konsul Gaius Claudius Nero fand dies heraus und schloss sich dem Konsul Marcus Livius Salinator an, der in Senigallia stationiert war. Mit einer hocheffektiven römischen Armee konnten sie die Karthager am Fluss Metauro schließlich besiegen. Hasdrubal selbst starb in der Schlacht und die beiden Konsuln schickten seinen Kopf an Hannibals Lager. Ohne die Unterstützung seines Bruders konnte auch Hannibal keine größeren Siege mehr verzeichnen; er war mit seinen Versuchen, Rom zu erobern, gescheitert.

Agrà stützte sich bei der Schilderung der Schlacht auf die Erzählungen des römischen Historikers Titus Livius. Dessen lateinische Texte, neben die er die italienische Übersetzung schrieb, wechseln sich daher auf der langen Wand mit seinen Bildern ab.

Allerdings verwendete der Künstler für seine Wandmalereien keine Farben oder Lacke, sondern er gravierte seine Formen direkt in die Wand. Dort, wo er die äußere, weiße Putzschicht der Wand entfernte, kamen die unregelmäßigen, dunklen Mauerschichten zutage und formten seine Bilder und Buchstaben. Das sah sehr beeindruckend aus, meinte Isabelle.

Die feuchteste Stelle der Wand, auf der sich schon immer ein dunkler Fleck befand, nutzte Agrà, um den Fluss Metauro darzustellen, in dem viele der Kämpfer in der Schlacht ertrunken sind.

Ein Heer bestand nicht nur aus Menschen, sondern auch aus Kleinvieh und deren Bewachern. Auch dies berücksichtigte Agrà in seinen Murales:

Die Wandgemälde lesen sich wie eine Art Comic, allerdings ohne die Sprechblasen – sehr gut gemacht!

Agrà hat sich auch selber auf seinen Wandbildern eingraviert, sozusagen ein „Selfie“ gemacht.

Der inzwischen verstorbene Geologe Giampaolo Baldelli hat auf der Mauer eine schöne Hommage an den Künstler Agrà verewigt:

Der Autor der Wandmalereien hat es durch seine künstlerische Fantasie und seine Leidenschaft für die Schlacht zwischen Römern und Karthagern am Metauro geschafft, Geschichte in Kunstgeschichte zu verwandeln!

Giampaolo Baldelli
„Die Freunde von Hasdrubal“
21. September 2020

Giampaolo Baldelli gründete die Vereinigung Gli amici di Asdrubale (Freunde von Hasdrubal), um den genauen Ort der berühmten Schlacht zu finden. Ihm zufolge war es Montemaggiore, etwa 5 km von Cerbara entfernt.


Andere wiederum verorten ihn in Sterpeti di Montefelcino, 11 km entfernt. Hier wird die Schlacht am 29. und 30. Juni 2024, wie schon in den Jahren davor, nachgestellt werden. Wenn Ihr Euch das ansehen wollt, dann behaltet die Facebook-Seite des Vereins im Auge, um die aktuellen Ankündigungen zu sehen.

Übrigens: Diese Wandmalereien können gut mit einem Besuch des Ipogeo in Piagge kombiniert werden!

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