Corpus Domini – Fronleichnam
Corpus Domini (Fronleichnam) wird in einigen italienischen Städten mit einer Infiorata, einem Blumenfest, gefeiert. Heutzutage geschieht dies nicht mehr am Fronleichnamstag selber, also dem 2. Donnerstag nach Pfingsten, sondern immer am 2. Sonntag nach Pfingsten. Dann schmücken die Menschen Straßen ihres Ortes mit echten Blumenteppichen, die von geometrischen Mustern bis zu Kopien von Gemälden reichen!
Wir haben bereits mehrere Artikel über unsere Infiorata in Cupramontana geschrieben, aber die berühmteste Infiorata der Marken findet in Castelraimondo in der Provinz Macerata statt.
Castelraimondo
Obwohl das Gebiet bereits in prähistorischer und römischer Zeit besiedelt war, datieren die ersten offiziellen Dokumente auf das Jahr 1311, als der Fürst Raimondo di Attone di Aspello dem Fürsten Berardo di Gentile aus Camerino die Erlaubnis zum Bau eines Castrum Raymundi erteilte. Der Turm oder Casserò (38,3 Meter hoch), der noch heute zu sehen ist, wurde 1382 auf dem alten Sockel von 1311 errichtet und war Teil eines Wachturmsystems in der Schlacht zwischen Camerino, Matelica und San Severino Marche. Ihr erinnert Euch vielleicht: Wir haben die Wachtürme von San Severino bereits in einem früheren Artikel besprochen.
Außer dem Turm und Teilen der Stadtmauer ist vom historischen Castelraimondo jedoch leider nicht viel übrig geblieben. Das ist zum Teil durch Zerstörungen bei Angriffen, aber zum Teil auch auf Erdbeben zurückzuführen, von denen insbesondere das von 1799 sehr heftig war. Daher stammen die meisten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Nach einem Brand im Jahr 1906 wurde zudem eine neue Straße an den älteren Teil der Gemeinde angebaut.
Das Rathaus und der Löwenbrunnen stammen ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert. Daneben verläuft ein Teil der historischen Stadtmauer mit einigen alten Häusern. Nach dem Erdbeben von 2016 sind allerdings einige davon nicht mehr zugänglich (z. B. das Volkskunstmuseum).
Zusammen mit ihrem Mann Erik besuchte Isabelle Castelraimondo, und zwar nur wenige Tage vor der Infiorata. Die festlichen Lichter und Banner hingen bereits über der Hauptstraße Corso D’Italia, wo nur wenig später die Blumenteppiche hinkommen würden.
L’Infiorata
Die Infiorata-Tradition wurde in Castelraimondo erst im Jahre 1993 ins Leben gerufen. Sie war ein derart großer Erfolg, dass sie nun jedes Jahr wiederholt wird. Wie in anderen Städten mit solch einer Tradition beginnen die Menschen einige Tage im Voraus, in der Natur Blumen zu sammeln oder auch welche zu bestellen. Für einige Farben der Blumenornamente werden zusätzlich Kaffeesatz, Samen oder Sägespäne aus gefärbtem Holz verwendet. Auf dem Corso Italia (der Hauptstraße) werden dann Schablonen von 25 verschiedenen Motiven aufgestellt, die 25 verschiedene Vereine in Handarbeit mit Blütenblättern füllen. Eine ganz schöne Aktion für eine Gemeinde, die noch nicht einmal 5000 Einwohner zählt.
Dieses Jahr beginnen sie übrigens bereits Freitagabend (31. Mai, ab 21 Uhr) mit der Realisierung der Werke und arbeiten die Nacht durch bis zum nächsten Morgen. Am Samstag, dem 1. Juni, kann man dann bereits die Teppiche bewundern. Am 2. Juni gibt es für Besucher sogar einen Workshop, bei dem gemeinsam ein weiterer Blumenteppich hergestellt wird. Um 18 Uhr findet eine Messe und anschließend die Prozession statt.
Vor dem Rathaus finden zudem einige Aufführungen statt. Das vollständige Programm für dieses Jahr findet Ihr hier.
Tipps:
Wer nicht in der Nähe von Castelraimondo wohnt, kann auch andere Infiorate in den Marken besuchen: zum Beispiel in Montefiore dell’Aso (Provinz Ascoli Piceno), Servigliano (Prov. Macerata), Corridonia (Prov. Fermo), Cupramontana, Castiglioni von Arcevia ( Prov. Ancona), Piobbico und Fermignano (Prov. Pesaro-Urbino).
Wenn Ihr die Gelegenheit habt, eine solche Infiorata anzuschauen, solltet Ihr unbedingt hingehen. Es lohnt sich wirklich!
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