Ecco Le Marche

Um den 15. August herum, dem Ferragosto, gibt es in einigen Küstenorten eine Festa del Mare – ein Meeresfest. Zu diesen Festen gibt es oft eine heilige Messe, eine Prozession mit Schiffen aufs Meer hinaus, eine Zeremonie für die auf See Verstorbenen und eventuell noch ein kulinarisches Fest mit Spezialitäten des Meeres.

Was ist eine Festa del Mare?

Die Hintergründe der Festa del Mare, die es übrigens nicht nur in den Marken gibt, sind verschiedenster Natur: Die frühesten Ursprünge waren wohl heidnische Versöhnungsriten, bei denen Fischer die Götter um Schutz für ihre riskante Arbeit baten. Im Christentum wurde dann der Schutz Gottes, Mariens oder verschiedener Heiliger angerufen. An der Adria gehen die Feste zudem häufig mit dem jährlichen Fischereistopp einher: Zum Schutz des Fischnachwuchses gibt es oft im Juli oder August ein Fischereiverbot und davor finden dann solche Feste statt.

Häufig sind die Feste einem oder einer Heiligen gewidmet. Direkt um Ferragosto herum sind sie oft der heiligen Maria gewidmet, denn die Marienverehrung erreicht ja mit dem Maria-Himmelfahrtstag am 15. August ihren Höhepunkt. Andere wiederum gedenken des Ortspatrons. Aber es gibt auch Feste ohne religiösen Bezug oder solche, die schon im Juli stattfinden. Ich habe letztes Jahr zwei dieser Veranstaltungen besucht, die ganz unterschiedlichen Charakter hatten: eine am kleinen, lokalen Strand von Falconara Marittima und eine im großen Fischereihafen von Civitanova Marche.

Festa del Mare in Falconara Marittima

In Falconara begann die Zeremonie frühmorgens am Strand. Ich war sehr zeitig, denn ich wusste nicht genau, wo am Strand es stattfand. Die Bagnos und Bars machten gerade erst auf und so ließ ich den Tag mit einem Frühstück mit Meerblick beginnen, um danach am Strand entlang nach dem Veranstaltungsort zu suchen.

Dann erblickte ich die für die Zeremonie aufgebauten Zelte und den provisorischen Altar, denn der Festtag wurde mit einer Messe am Strand begonnen. Nach und nach kamen die Leute und setzten sich und auch vom Meer landeten einige schöne Boote an: ein altes Fischerboot mit Dausegel, ein Drachenboot und ein mit bunten Fähnchen verziertes Boot.

Zur Messe kamen auch Matrosen, die vor dem Altar und vor der Madonnafigur salutierten.

Danach war erstmal Schluss. Das merkte ich daran, dass die Besucher sich langsam auflösten und von „Mittagessen“ sprachen. Also trollte ich mich auch, um zum Abend hin zum Strand des benachbarten Rocca Mare zu gehen, wo die Marienprozession per Booten ankommen sollte.

Da war allerdings noch nichts los und so beging ich den Fehler, erst einmal essen zu gehen. Das zog sich länger hin als geplant und als ich zurückkam, war es bereits dunkel und die Boote mit der Madonna bereits angelandet. So konnte ich aber immerhin noch die Prozession zu Lande anschauen. Unter Mariengebeten wurde die Statue zunächst zu einem Denkmal für die auf See gebliebenen getragen und im Anschluss zu einem Sportplatz, wo es eine Abschlussmesse gab.

Die Fotos sind gar nicht so eindrucksvoll, aber folgender kleiner Film fängt die Atmosphäre ganz gut ein:

Das war ein eindrucksvolles Fest der lokalen Einwohner, ohne großes Brimborium und mit ausschließlichem Fokus auf den religiösen Aspekt.

Prozession und Festa des San Marone in Civitanova Marche

Die nächste Veranstaltung habe ich in Civitianova Marche besucht: Sie fing nachmittags mit einer Messe in der Kirche Cristo Re an, einer modernen, eigenwilligen Kirche, deren Kirchturm gleichzeitig als Leuchtturm dient:

Bei der darauffolgenden Prozession von der Kirche zum Hafen wurde dieses Mal nicht Mariens gedacht, sondern dem heiligen San Marone. Dieser war ein Römer, der zum Christentum übergetreten war. Er predigte im 2. Jahrhundert nach Chr. in der Gegend von Picenum (einem Teil der Marken, in dem die Picener lebten, die von den Römern assimiliert wurden). Das christliche Engagement Marones missfiel dem römischen Konsul Aurelian, der dessen brutalen Märtyrertod anordnete. Man vermutet, dass dies im Val di Chienti geschah. Die Reliquien San Marrones befinden sich heute in Civitanova Marche, als dessen Patron er heute gilt.

Nach der Messe zog eine illustre Prozession, die Reliquien des San Marone mit sich tragend, zum Hafen, wo San Marone unter regem Interesse vieler Zuschauer auf ein grosses Fischerboot verladen wurde:

Das Boot fuhr daraufhin hinaus aufs Meer, begleitet von Gebeten via Lautsprecher und gefolgt von einigen größeren und kleineren Fischerbooten, sowie vereinzelten Segel- und Motorbooten. Von der Mole aus konnte ich das Spektakel gut beobachten.

Auf See wurde in einer Zeremonie ein Kranz ins Wasser geworfen, der den auf dem Meer Verstorbenen gedenken sollte. Davon konnte man an Land nicht so viel sehen, aber alle warteten geduldig an der Mole und im Hafen auf die Rückkehr der Boote.

Nach dem Anlegen wurde der Sarg mit den Gebeinen von San Marone ganz banal hinten auf ein Pickup-Auto geladen und wieder zurück zu seiner Kirche transportiert.

Von der Stimmung her war diese Prozession zwar festlich, aber auch fröhlicher, wie Ihr auf dem einminütigen Video sehen könnt:

Ich nutzte die Gelegenheit, mich noch ein wenig auf dem Fest am Hafen umzusehen; denn der Festtag des hl. Marone wurde natürlich mit Essen und Spielen für die Kinder beendet. Ich wollte eigentlich an der alten Markthalle etwas essen, aber dort waren schon alle Plätze ausgebucht. So ging ich in eines der netten Fischrestaurants in der Nähe und stärkte mich für den Rückweg nach Hause:

Tipps:

Die Festa del Mare gibt es in verschiedenen Küstenorten der Marken wie zum Beispiel in Falconara Marittima, San Benedetto del Tronto, Ancona, Fano, Portonovo, Porto San Giorgio und Civitanova Marche.

Viele davon fanden bereits im Juli und Anfang August statt, aber folgende 2 Feste kommen noch in den nächsten Tagen:

Civitanova Marche: 16. August 2024 ab 17 Uhr an der Kirche Cristo Re, ab 18:30 Abfahrt der Schiffe. Abends Fest am Hafen.

Porto San Giorgio: 18. August 2024 um 9:30 Messe und gegen 11 Uhr Ablegen der Schiffe. Abends soll es auf dem Fest eine Padella Gigante dell’Adriatico geben, eine „gigantische Meeresfrüchtepfanne“.


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