Poltrona Frau ist eine marchigianische Möbel-Design-Firma der Spitzenklasse. Bei den diesjährigen FAI-Tagen (so etwas wie die Tage des offenen Denkmals in Deutschland) haben Isabelle und ich daher die Chance genutzt, deren Museum zu besichtigen.

Mir war der Name gar nicht geläufig, aber als ich das klassisches Chester-Sofa sah, kam es mir direkt bekannt vor!
Als wir uns dem Gebäude im Industriegebiet von Tolentino näherten, fielen uns die Fabrik und das Museum schon von weitem durch ihre orange leuchtenden Gebäude auf:


Das Poltrona Frau Museum:
Das Interesse war natürlich groß. Design zieht Italiener immer an, gehört es doch zur nationalen Identität Italiens wie Autos zu Deutschland. Als wir ankamen, durften wir daher erst einmal eine Weile in einem großen Warteraum auf unsere Führung warten. Das war keineswegs langweilig, denn an den Wänden waren die verschiedenfarbigen Leder- und Stoffballen ausgestellt, die für die Möbel verwendet wurden.







Poltrona Frau: Die Geschichte.
Ein Mitarbeiter holte schließlich unsere Gruppe ab, um mit der Führung zu beginnen: Im Jahre 1881 wurde Renzo Frau auf Sardinien geboren. Er leistete seinen Militärdienst in Mailand ab. Danach heiratete er Savina Pisati und zog nach Turin. Als Handelsvertreter in England lernte er das Chesterfield-Sofa kennen, dessen Produktion er nach Italien holte. Doch schon bald wollte er eigene Sessel und Sofas entwerfen und so wurde 1912 in Turin das Produktionshaus Poltrona Frau aus der Taufe gehoben.
Im Ersten Weltkrieg wurde Renzo zwar zur Armee einberufen, aber seine Frau kümmerte sich in der Zeit um das Unternehmen. Nach dem Tod von Renzo im Jahr 1926 führte sie die Firma erfolgreich weiter.

Das Unternehmen florierte und siedelte sich 1962 in der Region Marken an, genauer gesagt in Tolentino.
Weitere Informationen zur Unternehmensgeschichte findet Ihr im folgenden, englischsprachigen Werbevideo von Poltrona Frau:
Limitierte Editionen:
Beim Eintritt ins Museum sahen wir bereits einige bemerkenswerte Sessel: von der Fornasetti-Edition gibt es nur 50 Stück, der Archibald-Sitz ist in gerade mal 110 Exemplaren zu finden. Er wurde speziell für das 110-jährige Jubiläum von Poltrona Frau vom spanischen Street-Art-Künstler Felipe Pantone entworfen. Er ist auch in einer Mini-Edition für Sammler erhältlich.


Die Führung befasste sich auch mit Fotos und Erklärungen über die Technik der Lederverarbeitung und die ersten Poltrona-Frau-Sessel.
Geführter Rundgang:






Zu jedem ausgestellten Möbelstück gab es ein Schild mit den Details des Objektes auf Italienisch und Englisch:

Auch das Marketing, so erfuhren wir, erwies sich als seiner Zeit voraus; mit einem humorvollen Augenzwinkern oder mit Darstellungen moderner, emanzipierter Frauen:




Der ikonische Vanity-Fair-Sessel (vor 1984 als Modell 904 bekannt), sollte zum Inbegriff für modernes italienisches Design werden.


Neben Ledersitzen wurden nun auch Stoffsitze entworfen. Und man beschränkte sich nicht mehr nur auf Sessel, sondern es entstanden auch weitere Möbel.











Erweiterung der Zielgruppe für Poltrona Frau Möbel:
Schon bald erweiterte die Firma ihre Zielgruppe. Es wurden öffentliche Gebäude bestuhlt und mit Luxus-Design-Sesseln ausgestattet, darunter das Theater in Ancona, die Elbphilharmonie in Hamburg und das Europäische Parlament in Straßburg!




Es kam auch zu einer Zusammenarbeit mit der Autoindustrie, darunter Porsche, Ferrari und Volkswagen:







Die private italienische Eisenbahngesellschaft Italo hatte für ihren Superschnellzug ebenfalls Sitze von Poltrona Frau geordert.

Das Outlet von Poltrona Frau:
Das Museum endete in einer Outlet-Abteilung, in der Möbelstücke von Poltrona Frau günstig angeboten wurden. Isabelle und ich beschränkten uns allerdings aufs Probesitzen, um unsere Geldbeutel zu schonen.





Informationen:
Auf der Website von Poltrona Frau, die es auch auf Deutsch und Englisch gibt, findet Ihr die Informationen zu Museum und Outlet sowie die Öffnungszeiten.
Ein tolles Erlebnis für Designliebhaber!
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