Ecco Le Marche

Im Sommer kann man jeden Samstagabend die Sternwarte von Ancona besuchen. Das ist immer sehr schön, weil das Gelände um das Observatorium herum jede Menge Platz zum Picknicken und einen herrlichen Ausblick aufs Meer bietet.

Die Laurentius-Nacht – La Notte di San Lorenzo.

Wir waren letztes Jahr zu einem Sonder-Event zur Sternschnuppenbeobachtung dort und es wurde ein wunderschöner Abend:

Neben den Samstags-Terminen gibt es immer einen speziellen Abend zur „Notte di San Lorenzo“, der Sankt-Laurentius-Nacht: In den Tagen um den 10. August kreuzt unser Planet Erde die Umlaufbahn des Kometen Swift-Tuttle. Der ist so etwas wie ein riesiger, dreckiger Schneeball, der aus Eis, Gesteinsbrocken und Staub besteht und – wie die Erde – um die Sonne kreist. Nur viel behäbiger, denn er braucht 133 Jahre, um einmal die Sonne zu umrunden. Hinter sich zieht er eine Bahn aus Staub und Gesteinsbröckchen her, die auch Perseiden genannt werden. Einige davon dringen beim Kreuzen der Umlaufbahnen in die Erdatmosphäre ein und verglühen. Nachts sieht man diese dann als Sternschnuppen. Weil der 10. August der Tag des heiligen Laurentius ist, nennt man die Sternschnuppen auch Laurentiustränen. Zur „Notte di San Lorenzo“ gibt es in der Gegend einige Veranstaltungen, meist in abgelegenen Gegenden ohne zu viel Lichtverschmutzung, sodass man gut den Himmel beobachten kann.

Auf zum Observatorium von Ancona!

Wir fuhren am 11. August abends zu dritt zur Sternwarte und mussten erst etwas suchen, um sie zu finden: Das Auto stellten wir in dem Viertel um die Via Vecchia di Pietralacroce / Strada Zuccari ab. Da gab es einige Parkplätze, und so waren wir nicht die einzigen Besucher, die dort parkten. Zu Fuß ging es dann eine kleine Straße hoch zum Observatorium (hier der Google-Standort davon).

Der Eintritt in das Gelände kostete 5 EUR. Die Sternwarte wurde 1972 vom Verein der marchigianischen Astronomieliebhaber gegründet. Sie ist Paolo Senigalliesi gewidmet, einem Mitbegründer, der 1986 verstorben ist. Er hatte sich so um die Astronomie, insbesondere in Italien und in den Marken bemüht, dass ihm zu Ehren ein 1996 entdeckter Asteroid benannt wurde.

Kleine Sternwarte und weitläufiges Gelände zum Verweilen.

Beim Betreten sind wir erstmal erstaunt: eine winzige Sternwarte! Die zudem sehr selbst gezimmert aussieht. Auf dem weitläufigen, ins goldene Abendlicht getauchten Gelände sieht es für mich, die ich keine Ahnung habe, schon aus, als wäre ich in einem Science-Fiction gelandet.

Wir dürfen noch im Hellen nacheinander eintreten und einen Blick auf das Teleskop und durch es hindurch auf eine Konstellation von Saturn und Sonne werfen, die zu der Zeit besonders gut sichtbar sein sollte. Um ehrlich zu sein, habe ich nichts wirklich erkennen können. Aber ich fand das Innere des Observatoriums spannend und wie man erstmal auf eine Leiter klettern musste, um überhaupt an das Teleskop heranzukommen.

Außerhalb des Gebäudes war noch ein etwas kleineres Teleskop aufgestellt worden, durch das man ebenfalls schauen konnte. Wir hatten Glück, dass wir recht früh da waren, denn wir kamen recht zügig dran. Eine halbe Stunde später gab es schon eine ordentliche Schlange vor den beiden Geräten.

Rund ums Observatorium: Picknick mit Aussicht.

Danach kam wieder mein Einsatz: das Picknick! Rings um das Observatorium waren Bierbänke und -tische aufgestellt. Dazu gab es mehrere Stände, an denen wir Getränke und Essen kaufen konnten, betrieben vom anconetanischen Gourmet-Betrieb „Bontà delle Marche“.

Weil es immer noch recht warm war, entschieden wir uns für leichte Vorspeisen- und Beilagenteller, setzten uns an einen der Biertische und genossen die Aussicht auf Meer, Ancona und den Sonnenuntergang.

Langsam wurde es immer dunkler, aber alle waren gut gelaunt und saßen gesellig zusammen. Einige hatten auch Picknickdecken und eigenes Essen mitgebracht und fläzten sich gemütlich auf dem Rasen.

Sternbilder, griechische Mythologie und Sternschnuppen.

Die Sternwarte lag jetzt auch im Dunkeln, aber davor waren eine Leinwand und Stühle aufgebaut. Wir setzten uns und warteten, was nun kommen würde. Und warteten. Und warteten. Zunächst wurden auf der Leinwand verschiedenste Bilder von Sternen und Himmelsbildern gezeigt. Danach erläuterte uns ein Mitglied des Sternwarten-Clubs den Himmel: die Sternbilder, die wir sehen konnten, inklusive ihrer Namen und der Geschichte der Namensgeber. So bekamen wir gleichzeitig eine Einführung in griechische und römische Mythologie, von Kassiopeia bis Orion.

Zwischendurch gab es aufgeregte „Oh“- und „Ah“-Rufe, immer dann, wenn am Himmel eine Sternschnuppe zu sehen war. Davon gab es an diesem Abend so einige. Ein magischer Himmel!

Der Vortrag zog sich etwas in die Länge. Während bei mir die Aufmerksamkeit nach 1,5 Stunden ohne Pause stark nachließ, waren die Leute um mich herum weiter sehr interessiert, inklusive der Kinder. Aber vielleicht lag es ja auch an der italienischen Sprache, bei der ich mich mehr konzentrieren musste. Oder am vorherigen leckeren Essen oder dem Bier. Ich fand aber, auch ohne alles verstanden zu haben, war es eine schöne Atmosphäre unter freiem Himmel und ein wunderbares Erlebnis.

Total entspannt und auch ein bisschen müde traten wir den Heimweg an.

Nützliche Infos:

Auch 2025 (und vermutlich und hoffentlich auch in den Jahren danach) bietet die Sternwarte wieder ihre Sternenabende an: Jeden Samstag, vom 5. Juli bis 27. September jeweils von 19 bis 24 Uhr ist das Gelände der Sternwarte geöffnet. Am 10. und 11. August gibt es zusätzliche Sonderveranstaltungen zur Laurentius-Nacht.

Erwachsene zahlen 5 EUR Eintritt, während Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren freien Eintritt haben.

Dieses Jahr gibt es allerdings keine Essensstände und keine Tische: Es wird aber durchaus gerne gesehen, wenn Leute sich Decken und Essen und Trinken selber mitbringen und es sich auf dem Gelände gemütlich machen. Stühle wären aber auch vorhanden, teilte mir ein junger Astrophiler auf Anfrage mit.

Also Picknickkorb und Decke eingepackt und nichts wie auf zur Sternennacht im Observatorium von Ancona!


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