Ecco Le Marche

Wenn der Wecker um 4 Uhr morgens klingelt, fragt uns Mit-Bloggerin Laura, was glaubt Ihr, wo es dann hingehen könnte? Ich, die ich meinen Schlaf so liebe, denke, es muss etwas sehr besonderes sein, wenn sie sich freiwillig so früh aus dem Bett begibt und eine gute Autostunde bis ans Meer nach Marotta fährt. Und das ist es: es ist eine Vorführung der alten Fischerei-Tradition der Gegend, die sich alla tratta oder alla sciabica nennt.

Diese bis in die Antike zurückgehende Fischfangmethode hat ihren Namen alla tratta vom lateinischen Verb trahere oder dem Substantiv trahea, von dem sich das italienische trarre (ziehen) herleitet.

Das andere Ausdruck, alla sciabica kommt aus dem Arabischen, wo der Begriff šabaka ein zweiflügeliges Netz mit einer Art Tasche in der Mitte benennt.

Wie funktioniert diese alte Technik?

Von Anfang April bis Anfang November sammeln sich die Fischer am Strand zum Tratta-Fischen. Dabei sind die besten Zeiten eben sehr früh morgens, am Nachmittag und nachts (etwa zwischen 21 und 23 Uhr).

Zuerst teilen sich die Fischer in zwei Gruppen auf: Eine wartet am Strand, während die andere mit dem Boot hinaus fährt. Normalerweise ist so ein Boot um die 7 Meter lang und hat 3 Ruderbänke, die je von einem Fischer betätigt werden. Am Bug ist ein großes Netz befestigt, dessen eines Ende vom Team am Strand festgehalten wird, während die Bootsbesatzung den Rest des Netzes beim hinausrudern nach und nach ins Wasser gleiten lässt. Dabei ist eine Seite des Netzes mit Gewichten befestigt und sinkt nach unten, während die andere Seite mit Kork bestückt ist, der diese Netzseite oben hält.

Seine Netz“ Model (Fischereimuseum Eckernförde, mit Dank an Thom Quine, aus Wikimedia Commons)

Die Fischer fahren, während sie das Netz nach und nach hinablassen, einen Bogen und kehren zum Strand zurück.

Nun ziehen die Teams am Strand die beiden Enden des Netzes zusammen und kreisen so die vom Netz umschlossenen Fische immer enger ein. Am Ende wird es besonders spektakulär, wenn man schließlich die Fische im Netz springen sieht.

Im Anschluss wird der Fang dem örtlichen Fischhändler verkauft, beziehungsweise, was übrig ist, direkt verkauft oder an Land gegen Gemüse oder Fleisch getauscht.

All dies war Fischerei ohne Maschinen, so dass die Arbeit sehr schwer und mühselig war und alle Hände, Frauen wie Männer, helfen mußten.

Kommerziell ist dies Art Fischfang wegen seiner Nähe zum Strand, wo sich vor allem junge Fischpopulationen aufhalten, inzwischen EU-weit verboten. Auch weil diese Methode nicht sehr nachhaltig ist und mit ihr oft komplette Fischschwärme gefangen und ausgelöscht werden. Die Vorführungen bleiben dabei natürlich erlaubt, denn es sind nur wenige Termine und sie halten das Wissen um die frühen, mühsamen Fischereitraditionen aufrecht und sind sehr spannend anzusehen!

Kategorien: OrteTraditionen

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