Ecco Le Marche

Bei Macerata gibt es ein Ecomuseum, das ein altes Arme-Leute Viertel aus dem 13. Jahrhundert, das aus Lehmbauten besteht, wieder zum Leben erweckt.

Isabelle und ihr Mann Erik haben es dieses Jahr besucht und waren begeistert. Sie hatten nur zufällig in Facebook darüber gelesen und waren neugierig. So oft waren sie schon in Macerata gewesen und kannten doch dieses lebendige Museum nicht.
Im Besucherzentrum begrüßte sie Francisco, ein junger Spanier und führte sie dann herum:

 

Aber was ist ein Ecomuseum: Ecomuseum ist ein ursprünglich in Frankreich entwickeltes Museumskonzept, das eine Mischung aus Naturpark und Freilichtmuseum ist und sich darauf konzentriert, den wirtschaftenden Menschen in seiner Umwelt zu zeigen und zu erforschen. (Quelle: Spektrum der Wissenschaft, Lexikon). In diesem Fall umfasst das Museum ein bewohntes, historisches Stadtviertel.

Er selber sei Freiwilliger, sagte Francisco, der im Rahmen eines europäischen Projektes an der Förderung zum Erhalt dieses alten Stadtviertels mitarbeitet. Sie machen Führungen, Workshops und Schulaktivitäten.

Von außen sah man den Häusern meist nicht an, dass sie noch aus Lehm gebaut waren, da fast alle verputzt oder mit Ziegeln bedeckt waren. An einigen Wänden konnte man jedoch die Mischung aus Stroh und Lehm deutlich sehen.

Viele der Häuser sind noch ständig bewohnt. Während Isabelle und Erik im Schlepptau von Francisco durch Treppen und Gassen eilten, erzählte er die Geschichte des Stadtteils Ficana:

Das Viertel gab es schon seit dem 13. Jahrhundert. Der Name kann von dem Wort Fico (Ficana dann etwa Feigenwald) kommen, vielleicht aber auch abgeleitet vom Wort für Prostituierte, Fica, da das Viertel ursprünglich außerhalb der Stadtmauern lag und äußerst ärmlich war.

Laut Kataster aus Napoleonischer Zeit, war das Viertel zwischen 1800 und 1815 unbewohnt, aber 1874 war das 7000 Quadratmeter große Areal wohl wieder weitgehend bebaut. Francisco zeigte ihnen ein mit Ziegeln verklinkertes Haus von 1862, wahrscheinlich der Zeit, als wieder neue Lehmhäuser errichtet wurden.


Hier wohnten die Ärmsten der Armen, die sich als Tagelöhner verdingten. Die Frauen verdienten ein wenig als Weberin oder Wäscherin hinzu. Die Kinder sammelten Holz, trockene Blätter oder Tiermist. Die meisten Häuser bestanden aus 2 Zimmern: unten eine Küche mit Kamin, oben das Schlafzimmer. In solch einem kleinen Haus lebten nicht selten mehr als 10 Personen. Beim Eintreten in die winzige Küche musste Erik sich ordentlich bückenkonnten hier wirklich 10 Leute gleichzeitig essen? Das Schlafzimmer war ebenso klein und enthielt lediglich ein Bett.

Francisco erklärte die verschiedenen Gegenstände im Zimmer

Nur von einem Objekt kannte keiner mehr die Bedeutung. Vielleicht wisst Ihr es ja, in dem Fall schickt uns doch eine kurze Email an info@eccolemarche.eu


Zurück im Besucherzentrum sahen wir eine der Wände vollständig mit einem Relief bedeckt: Es bestand aus Farbe, Stroh und Terrakotta. Es war eine Votivgabe (eine Gabe, die man als Dankeschön für einen von Gott gewährten Gefallen spendet) aus der Kirche der Madonna della Misericordia. Denn am 23.8.1891 verhinderte die Madonna, dass sich ein Brand in einem der Häuser weiter ausbreitete. Solche Brände kamen vor, weil die Frauen oft trockene Blätter verbrannten, um mit der Asche die Wäsche zu waschen.

Das gute Ende für das ärmliche Viertel kam 2006, als der Ort mithilfe von Subventionen zu einem schönen, gemütlichen Viertel saniert wurde.

Wenn Ihr Villa Ficana besichtigen wollt: Die Tour ist kostenlos. Allerdings kann man eine freiwillige Spende geben oder eines der Souvenirs kaufen, die die Freiwilligen des Projektes selber herstellen. Sollte das Besucherzentrum geschlossen sein, dann kann man sich die IZI Reise App aufs Smartphone herunterladen und einen geführten Rundgang machen. Aber denkt daran, dass das Viertel bewohnt ist!

Informationen zu den Öffnungszeiten gibt es auf Facebook und auf der Webseite, wo es auch noch mehr Fotos zu sehen gibt.


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