Trüffel gehören zu den absoluten Luxus-Lebensmitteln weltweit und in Italien gibt es etliche Zonen, wo man Trüffel sucht und findet, davon viele Orte in der Region Marken, zum Beispiel in der Gegend um Acqualagna, Pergola oder San Ginesio. Denn die Marken sind berühmt für ihre Trüffel. So hatten wir in früheren Beiträgen schon über die Trüffeljagd und das Trüffelmuseum in Acqualagna berichtet, die beide sehr empfehlenswert sind. Neulich erfuhren wir, dass es auch direkt bei uns „um die Ecke“, nämlich in der Nähe der Abbazia di Sant’Urbano, einen regelrechten Trüffel-Experten geben sollte. Den wollten wir uns direkt einmal anschauen! Hier, was wir erlebten:
Der Name des Trüffelexperten ist Antonio und seine Azienda, Rotorscio 37, ist ein fast schon magischer Ort am Ende einer langen Schotterstrasse. Antonio ist kein einfacher „Trüffeljäger“, er ist viel mehr als das:
Zunächst ist er Experte und weltweit tätiger Berater für Trüffel-Plantagen! Noch während der 90er Jahre (als ich das erste Mal mit einem Trüffeljäger unterwegs war) galt die Trüffelsuche als sehr geheimnisvoll und die Trüffeljäger waren verschrobene, in waidmännischem Drillich gekleidete Männer, die mit ihren Jagdhunden nachts bei Vollmond den wertvollen Trüffel-Diamanten nachspürten und ihn morgens übernächtigt zu den Trüffelhändlern und Trüffelfabriken brachten. Seither hat sich viel getan, und Antonio lehrt seine Kunden heutzutage, wie man Trüffel (fast) kultivieren kann. Fast heisst, dass man sie zwar nicht wie Zwiebeln oder Karotten in Reihen pflanzen kann, aber dass man sein Terrain (die tartufaia, so wird das Areal, wo der Trüffel wachsen soll, genannt) so aufbereiten kann, dass es möglichst günstige Wachstumsbedingungen für die Trüffelpilze schafft. Dabei werden zunächst Bäume und Büsche gepflanzt, die mit Trüffeln eine Symbiose eingehen, von der beide Pflanzen profitieren. Diese werden dann „mykorrhiziert“, das heißt ihr Wurzelwerk wird mit Trüffelsporen geimpft.
Tatsächlich sind Trüffel eine Art unterirdischer Pilz, die sich bei speziellen Pflanzen ansiedeln, um zu wachsen. Zu diesen Pflanzen gehören Haselnuss, Pinien, verschiedene Eichen-Arten, Linden und Zistrosen. Antonio sagt, er experimentiert aber auch noch mit anderen Baumsorten. Bei den Haselnüssen und Pinien muss man sich entscheiden, sagt er, ob man eine Nuss-Plantage oder einen „tartufaio“ haben möchte, denn die Trüffel wachsen am besten, wenn die Wirtspflanze möglichst klein bleibt und viele neue Wurzeln treibt. Dann fällt aber der Nüsse-Ertrag eher bescheiden aus! Daneben gibt es noch weitere Helferpflanzen, sogenannte Comari, die den Mycorrhizations-Prozess zusätzlich begünstigen, so zum Beispiel einige Kräuter.
Antonio berät und lehrt nicht nur, er bewirtschaftet natürlich auch seinen eigenen tartufaio. Stolz führte er uns über das weitläufige Gelände und erklärt zunächst den Unterschied zwischen kultiviertem Trüffelareal und wildem Habitat: Zum Kultivieren muss der Trüffelbauer ständig am Wurzelsystem der Pflanzen arbeiten, damit sich möglichst viele Trüffel ansiedeln und vermehren. Im natürlichen Habitat sorgen Tiere, die den Trüffel fressen und die Sporen dann an anderer Stelle wieder ausscheiden, für dessen Verbreitung.
Jetzt haben wir gelernt, wie eine tartufaia, eine Trüffelfarm, möglichst viele Trüffel produziert. Aber wie findet man diese, wo sie doch unterirdisch wachsen? Hier kommt der beste Freund des Menschen ins Spiel, denn die Trüffelhunde können mit ihren feinen Nasen nicht nur die Trüffel entdecken. Sie können überdies noch am Geruch unterscheiden, ob der Trüffel schon reif ist oder nicht.
Antonio hat 3 Trüffelhunde: Dafne, Mini und Barsi, die er selber ausgebildet hat. Er sagt, es gibt sicher Hunderassen, die mehr oder weniger für die Trüffeljagd geeignet sind. Aber am wichtigsten ist, wie motiviert sie sind und vor allem eine gute Ausbildung. Er sagt, die kann gar nicht früh genug beginnen, damit schon die Welpen den Trüffelgeruch kennenlernen. Jeden Tag trainiert er mit ihnen – aber es gibt auch jeden Abend eine Schmuse-Runde, wo er jeden seiner Hund knuddelt und lobt. Auf seiner Azienda bietet er regelmäßige Trainingscamps für Trüffelhunde an.
Für den Hund mag die Trüffelsuche ein Spiel sein – es ist toll zu sehen, wie ungeduldig sie werden, sobald Antonio sich seine Weste anzieht und den Trüffelspaten in die Hand nimmt. Aber es ist auch physisch und vor allem mental unheimlich anstrengend: Einer der Hunde kann zum Beispiel den ganzen Tag rastlos auf dem Gelände hin- und herrennen, ohne zu ermüden. Sobald es zur Trüffelsuche geht, sieht man ihn aber sehr konzentriert und mit der Nase tief über dem Boden gezielt suchen. Dabei hört man gelegentlich einen fast grunzenden Laut, wenn er seine Nase von den vorigen Gerüchen freipustet. Eine Stunde Trüffelsuche und der sonst so energetische Hund ist – mental – so erschöpft, dass er umgehend einschläft, sagt Antonio.
Die Trüffelexkursion bei Antonio dauert ungefähr 2,5 Stunden. Sie beginnt mit einigen Erläuterungen zum Trüffel und interessanten Fakten und Anekdoten dazu. Danach kann man mit Antonio seine tartufaia erkunden, inklusive herrlichem Blick auf Tal und umliegende Hügel!
Bei der anschliessenden Trüffelsuche wird einer von Antonios Hunden normalerweise einige Trüffel finden, die Antonio ausgräbt und mit nach Hause nimmt. Wer danach Hunger hat, kann sich einen Trüffel-Snack oder einen Trüffelaperitiv mit Produkten von Antonios Farm schmecken lassen und sich ein paar Tipps für die Zubereitung von Trüffeln geben lassen.
So eine Trüffelexkursion kostet ab 45 EUR pro Person und man kann sie direkt bei Antonio über facebook oder Telefon/whatsapp (+39-320-4123135) buchen oder über das Tourismusbüro von Cupramontana (sowohl vor Ort als auch bequem online). Er kann die Exkursion neben Italienisch auch auf Englisch und Spanisch anbieten, und, sagt er, er versteht ein ganz kleines Bisschen Deutsch (von seinen Dienstreisen).
Natürlich konnten wir hier nicht alle Geheimnisse der Trüffel-Welt niederschreiben, die Antonio auf so einer Trüffelexkursion weitergibt. Wer Lust auf mehr hat, müsste es selber einmal ausprobieren!
2 Kommentare
Ursel · 27 September 2021 um 19:08
Es war ein super schöner Nachmittag mit viel neuen Infos. Immer wieder gerne.
isabelle · 1 Oktober 2021 um 17:28
Das freut uns sehr ! Isabelle, Elke und Laura.