Vor etwa 12 Jahren haben mein Mann und ich uns die schöne Provinz Pesaro-Urbino etwas intensiver angesehen und sogar einige Fahrradtouren unternommen – damals noch mit reiner Muskelkraft und ohne E-Bike!
Blogger-Freundin Isabelle und ihr Mann haben sich nun dieses Jahr durch die frühlingshaften Temperaturen verleiten lassen, haben die Wanderschuhe angezogen und sind zu einer Tour in der Nähe von Carpegna aufgebrochen, um zur Burg von Pietrarubbia und der bizarren Felsformation von Pietrafagnana zu wandern.
Die Wanderung führt die beiden in den überregionalen Naturpark Sasso Simone e Simoncella, der von den Marken bis in die Emilia Romagna reicht. Sie suchen die Route Nummer 108, aber wie so oft fehlen die Wegweiser, sind unleserlich oder vielleicht sind sie einfach verschwunden. Jedenfalls starten sie in der Ortschaft Ponte Capuccini: In der Via Montefeltresca Nr. 145 befand sich früher ein Besucherzentrum des Nationalparks und genau dahinter geht der beschilderte Wanderweg los. (Ein Besucherzentrum gibt es auch jetzt noch, aber nun liegt es besser sichtbar am Parkplatz des Ortes).
Die Wanderung führt über einen Waldweg und beschert einen herrlichen Blick auf den 1415 Meter hohen Monte Carpegna, den höchsten Berg der Gegend. Als die beiden den Weiler Ca’Mancino erreichen, biegen sie links an den Häusern entlang, ab.
Nach und nach werden die Burg und die Felsenformation in der Ferne sichtbar. Das hilft natürlich bei der Orientierung, ebenso wie die gelben Schilder der Erdleitung. Komisch, dass hier im überwiegend unbewohntem Gebiet kilometerlange Gasleitungen liegen, denken sie noch. Aber das kleine Burgdorf Pietrarubbia hat sich in ein Hotel mit Restaurant, Bar und Museum verwandelt und benötigt dafür Energie.
Die Beschaffenheit des Weges wechselt immer mal wieder von gepflastert über asphaltiert bis hin zu ungepflastert.
Nach über anderthalb Stunden Fußmarsch erreichen sie schließlich den historischen Weiler Pietrarubbia. Der Name kommt von Pietra Rubea (roter Stein), angelehnt an die Farbe der Felsen in diesem Gebiet. Die ersten schriftlichen Zeugnisse über Burg und Dorf stammen aus dem Jahr 1100 und benennen die Grafen von Carpegna als Besitzer. Wegen seiner strategischen Lage war Pietrarubbia Zeuge einiger Schlachten zwischen den Herren von Montefeltro aus den nördlichen Marken und den Herrschern Malatesta aus Rimini, zwischen Welfen (auch Papisten oder Guelfen genannt) und Waiblingern (auch Ghibellinen oder Kaisertreue genannt).
In den 1960er Jahren war die Burg hingegen verlassen und völlig unbewohnt.
Glücklicherweise hat sich der lokale Künstler Arnaldo Pomodoro der Ruinen angenommen und sie restauriert. Er gründete ein Kunstzentrum und entwarf einen neuen Altar in der alten Kirche von San Silvestro aus dem 15. Jahrhundert. Im alten Palazzo Gentilizio aus dem 16. Jahrhundert richtete er ein Kunstmuseum mit einigen seiner Werke ein, das aber jetzt in der Vorsaison noch geschlossen ist.
Außerhalb des Dorfes sehen die beiden einen alten Turm in der Weite der Landschaft stehen.
An dem geht es rechts vorbei hinauf zur Burg, auch wenn es ein wenig anstrengend ist!
Am Weg steht ein Schild, dass der Weg nicht für Kinder zu empfehlen sei, aber die beiden finden, dass er ganz gut zu bewältigen ist. Die Burg selber können sie aber leider nicht betreten und so kehren sie zum Turm zurück, an dessen linker Seite der Weg zur Pietrafagnana-Felsformation vorbeigeht. Ein Schild weist darauf hin, dass dies auch der Weg zur schwarzen Höhle sei. Der Weg selber ist hin und an von einem Stacheldrahtzaun unterbrochen, der sich aber jedes Mal problemlos öffnen lässt.
Nach und nach wird die Straße breiter und bietet sehr schöne Panoramen:
Schließlich nähern sie sich der Felsformation, die aber mit Stacheldraht abgesperrt ist, vermutlich aus Sicherheitsgründen. Aber es gibt immer noch genug von dem Naturphänomen zu sehen, das im Volksmund Dito del Diavolo (Teufelsfinger) oder auch Dito del Gigante (Riesenfinger) genannt wird. Eine Legende besagt nämlich, dass die Gegend viele Jahre von einem Riesen heimgesucht wurde. Die Bevölkerung lehnte sich gegen ihn auf, bis ihn schließlich ein Riss in der Erde, verursacht durch ein Erdbeben, verschlang. Aber eben nicht ganz: Der Riese hat es noch geschafft, seinen Finger heraus zu strecken!
Das Gestein hat sich wohl vor etwa 5 Millionen Jahren in den Flussbetten abgelagert und wurde durch die tektonischen Erschütterungen, die auch das Appenin-Gebirge geformt haben, und durch jahrhundertelange Erosion in seine heutige, kuriose Form gebracht.
Weiter geht es für die beiden entlang einer breiten, weißen Schotterstraße (strada bianca), von der aus man einen schönen, weiten Blick, unter anderem auf die Burg von Pietrarubbia, hat.
Nach einer Weile erreichen sie eine asphaltierte Straße, auf die sie nach rechts abbiegen und der sie eine Weile folgen müssen, aber glücklicherweise geht es ab der kleinen Kapelle mit der Statue von Padre Pio wieder auf eine strada bianca. Der Kapuzinerpater Pio aus Kampanien wurde 2002 heilig gesprochen und mir scheint es fast, als würde er im Süden Italiens sogar mehr verehrt, als der Papst.
Schließlich taucht der Weiler Ca’Mancino wieder vor den beiden auf, also biegen sie links ab und folgen eine Weile der Straße, die sie wieder nach Ponte Capuccini bringt.
Für die 12 Kilometer benötigten sie 3 Stunden. Obwohl sie als touristisch-leichte Wanderung eingestuft wurde, fand Isabelle sie ziemlich anstrengend, denn es ging viel bergauf und bergab und ging ordentlich an die Kondition. Aber sie hat sich wirklich gelohnt, meint sie!
Wer den Weg in der Nebensaison geht, sollte besser etwas zu essen und zu trinken mitnehmen, aber im Sommer kann man auch einfach im Burgdorf Pietrarubbia einkehren und vielleicht sogar dort übernachten.
Für diejenigen, die nicht so gut zu Fuß sind oder den anstrengenden Weg scheuen: Man kann natürlich auch problemlos mit dem Auto nach Pietrarubbia und zur Felsformation Pietrafagnana fahren.
Hier der Überblick über die Wanderung:
Buona passeggiata !
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