Ecco Le Marche

Unsere geneigte Leserschaft wird den Namen San Romualdo sofort wiedererkannt haben! Allzu oft haben wir diesen Heiligen schon in unseren Artikeln erwähnt, denn überall in den Marken finden sich seine Spuren.

Doch das war ihm zu seiner Geburt noch nicht mit in die Wiege gelegt: Er wurde irgendwann zwischen den Jahren 951 und 953 nach Chr. in Ravenna geboren. Zu seiner Zeit galt das nicht gerade als in der Nähe der Marken-Region!

Im Alter von etwa 20 Jahren trat er in den Benediktinerorden ein, hielt sich zwischenzeitlich in Spanien auf, kehrte nach Ravenna zurück und gelangte schließlich auf seinen Wanderungen um das Jahr 1000 nach Camaldoli in der heutigen toskanischen Provinz Arezzo. Dort gründete er einen Nebenzweig der Benediktiner: den Kamaldulenser-Orden, der das östliche Eremitentum mit dem westlichen Ora et Labora (Bete und arbeite) verband. Diese Verbindung von westlicher und östlicher Philosophie spiegelt sich im Symbol des Ordens wider: zwei Tauben, die gemeinsam aus einem Kelch trinken:

Die Mönche des Kamaldulenser-Ordens errichteten daher neben ihren gewöhnlichen Klöstern häufig auch Eremitenhöhlen oder Einsiedeleien.

Solche Höhlen kann man beispielsweise in der Eremo dei Frati Bianchi (Kloster der weißen Brüder) in Cupramontana besichtigen, denn hier wohnten die ersten Mönche in Felsbehausungen.

Eine Kopie des Gemäldes „Die Erscheinung“ von Andrea Sacchi aus dem 18. Jahrhundert (das Original aus dem 17. Jahrhundert befindet sich in den Vatikanischen Museen) hängt in der Kirche San Leonardo in Cupramontana. Darauf ist der heilige Romualdo in seinem für die Kamaldolenser- und Benediktiner-Mönche typischen weißen Habit als älterer Mann abgebildet.


Romualdo hielt sich im folgenden regelmäßig sowohl in Umbrien als auch in den Marken auf, wo er 1027 in der Abtei von Valdicastro starb.

Eine kleine Gemeinde in der Nähe wurde entsprechend nach diesem Heiligen benannt: Poggio San Romualdo .

Er wurde zwar erst 1595 heiliggesprochen, doch schon 1480 versuchten 2 Mönche aus Ravenna, den Leichnam Romualdos aus der Abtei Valdicastro in seine Geburtsstadt zu schmuggeln. Allerdings wurden sie bereits bei ihrem Zwischenaufenthalt im nahegelegenen Jesi erwischt.

Von da an entbrannte ein erbitterter Streit um die sterblichen Überreste des Heiligen Romualdo: Fabriano (zu dem Valdicastro gehörte) und Jesi beanspruchten gleichermaßen ihr Recht auf den Leichnam, denn Reliquien oder – noch besser – ganze Leichname verehrter Kirchenvertreter oder Heiliger zogen immer viele Pilger an und bedeuteten natürlich ordentliche Einnahmen für die Gemeinde!

Am Ende des Streits erhielt Fabriano fast den ganzen Körper und Jesi lediglich einen Teil des Arms, der heutzutage in der Kathedrale von Jesi zu besichtigen ist.

So landete Romualdo, ohne einen Teil seines Armes, in der Kirche San Biagio in Fabriano (aus dem 13. bis 18. Jahrhundert), die fortan Chiesa dei Santi Biagio e Romualdo genannt wurde.

In einem früheren Artikel über das Oratorium del Gonfalone haben wir bereits erwähnt, dass Mitbloggerin Isabelle damals von einem Freiwilligen in die Krypta des San Romualdo geführt wurde. Es war Sonntag und es fand eine Messe statt, so dass die Krypta eigentlich nicht besucht werden konnte. Der nette Führer besaß jedoch einen Schlüssel und ließ sie unter der Auflage, leise zu sein, dennoch hinein.

Fast 300 Jahre lang befand sich der Sarkophag von San Romualdo oben in der Kirche, bis 1748 jene Krypta unter dem Altar errichtet wurde. 50 Jahre später wurde dieser Raum nochmals erweitert.

Ganz am Ende befindet sich die reich verzierte Grabstätte. Auf der Rückseite kann man immer noch gut sehen, wie der Sarkophag ohne diese Verzierungen ursprünglich aussah:

Die Gemälde in der Krypta erzählen aus dem Leben des Heiligen Romualdo, darunter das göttliche Auge und Romualdo, der einen Sturm verschwinden läßt:

Ein junger Bildhauer aus Fabriano, Fabi Altini, schuf 1855 eine Marmorstatue des Heiligen:

2 Büsten sollen einerseits an den Kamaldulenser-Abt Albertinus Bellenghi erinnern, der testamentarisch Schenkungen zur Ausschmückung der Krypta hinterließ.

Anderseits dem einzigen Papst, der aus den Reihen der Kamaldulenser kam, Papst Gregor XVI. Im Jahr 1841 besuchte er die Krypta als Papst.

Im Jahre 1980 untersuchte ein Universitätsteam die Gebeine Romualdos und bestätigte deren Authenzität.

Wenn keine Messe stattfindet, kann man die Krypta einfach über die Kirche besuchen. Oder man nimmt an der täglichen Messe in der Krypta teil, die täglich um 8:30 Uhr stattfindet.

Direkt neben der Kirche befindet sich auch noch der Kreuzgang des ehemaligen Klosters San Biagio.

In dem Kloster selber lebt nur noch 1 Mönch!

Die Klosterkirche konnte Isabelle zu dem Zeitpunkt nicht besichtigen, aber sie wird noch einmal wieder kommen.

Hier sind die Google-Koordinaten der Krypta in Fabriano.

Eine interessante Tour zur Wirkungsstätte eines für die Region Marken sehr wichtigen Mönches!


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